STREIK. Ich bin heute im Ausstand. Arbeite nicht.
Für niemanden. Auch nicht für meine besten Beratungskunden. Nach langen internen Beratungen bin ich zu dem Schluss gekommen: 10% mehr müssen schon drin sein. Also streike ich für 10% höhere Autorenhonorare, 10% höhere Beratungshonorare und 10% mehr Spesen. Sorry, das was die Kollegen an den Druckmaschinen, in den deutschen Bahnen, Flugzeugen und metallverarbeitenden Betrieben können – das kann ich schon lange. Und ich streike jetzt hier und das schriftlich: GEGEN DIE KRISE.
"GRENZWERTIG" – mögen Sie nun denken. Der Zipper ist Berater, selbstständig, ganz gut im Geschäft – warum um Gottes Willen sollte der nun streiken? Der schneidet sich doch ins eigene Fleisch. Und dann ein Streik von einem dem es doch ganz gut geht in Zeiten der allgemeinen Wirtschaftskrise. Jetzt tickt er vollkommen aus, der Herr Zipper.
ZIEL. Na das Ziel habe ich ganz klar vor Augen: Mit geht das allgemeine Leid wegen der Krise gewaltig auf den Wecker. War doch klar, dass das mit diesem Aktien- und Immobilienspiel irgendwann man in die Hose geht. Oder? Und wenn man darauf wettet, dass der eine Aktienkurs runter geht und der andere rauf – muss man sich doch nicht wundern, das irgendwann die Blase platzt. Und unsere Reaktion darauf: Leiden. Heulen. Zähneklappern. Und dass schon bevor es richtig "zur Sache geht".
INDIKATION. Ein deutscher Kabarettist, neudeutsch Comedian, Dr. Eckhard von Hirschhausen hat jüngst treffend festgestellt, dass der Deutsche, und damit sind wohl auch deutschsprachige Nachbarn gemeint, neben dem Hypothalamus auch noch ein weiteres, besonderes Organ im Schädel besitzt: Den Jammerlappen. Dem kann ich nur zustimmen. Kaum ist irgendwas nicht so 100% nach unseren Vorstellungen – die Bandbreite geht da vom Papierpreis, über Kosten für Toner bzw. Farbe bis hin zu den Forderungen unseres Personals – setzt es ein: Grenzenloses Leiden. Selbstmitleid a la "ach hätten wir doch Millionär gelernt, dann ginge es uns besser".
GENUG. Schluss damit! Wenn wir aus dieser üblen, die Druckbranche bald heftigst treffenden, Krise etwas lernen können, dann ist es doch das, das es uns in den letzten Jahren so schlecht nicht ging. Dann ist es doch das die Gründe weswegen wir in den letzten Jahren gelitten haben, selbstgemacht waren. Oder? Und jetzt, da wir nichts für die Krise können und es uns gewaltig trifft, ist die Zeit nach Vorne zu schauen. Neue Konzepte zu erproben. Die Hilfen die Regierung und EU anbieten anzunehmen und mit neuen Projekten die Zukunft zu bereiten.
WARUM? Was meint der Herr Zipper jetzt damit? Na ganz einfach: Aufwachen! Die Zukunft gestalten. Zur Not mit Einschnitten, mit Neuorganisation, mit Neuorientierung – notfalls mit neuen Geschäftsmodellen. Viele Drucker die ich kenne reden jetzt von einer "Besinnung auf Kernkompetenzen" oder von einer Konzentration auf das Wesentliche. Richtig. Aber jeder der noch in der "alten Glückseeligkeit" des traditionellen Druckens schwelgen sollten dann auch wissen, dass wenn man nur Brötchen verkauft und keiner mehr Brötchen will – vielleicht mit Toastbrot auch die Zukunft gestalten kann.
STREIK. Darum rufe ich Sie zum Streik auf: Streiken Sie wenn jemand das Krisen-Klagelied anstimmt! Streiken Sie, wenn jemand derzeit "Mehr" möchte, schauen Sie nach Vorne. Nehmen Sie sich die Zeit dafür. Wenn nicht jetzt wann dann? Es gibt noch so vielen Chancen etwas zu verdienen – warum sollen es die anderen tun?