#BOPE22: Warum „Headless Commerce“ ganz und gar nicht kopflos ist

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Auf der #BOPE22 – dem Benelux Online Print Event 2022 – vor einer Woche in Antwerpen hieß es „Back to e-Business“. Doch wie sieht dieses e-Business – oder korrekterweise der Digital Commerce – für Druckereien eigentlich künftig aus, nachdem Corona die Karten neu gemischt hat? Auf der einen Seite, da bin ich mir sicher: einfacher und persönlicher für die Kunden, auf der anderen Seite: „headless“ – und DAS wiederum hat ganz und gar nichts mit kopflosem Handeln zu tun.

Ganz im Gegenteil, denn beim „Headless Commerce“ handelt es sich um eine Plattform-Architektur, bei der Backend-Prozesse und Frontend, also die virtuelle Umgebung, in der sich der Nutzer bewegt, ganz bewusst voneinander getrennt sind und über eine API miteinander kommunizieren. Durch diese Art „Entkoppelung“ sollen Plattformbetreiber schneller auf Veränderungen im Markt bzw. im Nutzerverhalten reagieren und neue Features, Informationen oder Gestaltungen einfacher implementieren können – und das, ohne die Customer Journey im Frontend zu beeinträchtigen. Die – by the way – künftig auf viel mehr Geräten, Kanälen oder Touchpoints funktioniert oder angestoßen werden kann, als wir das heute denken.

Dadurch ergeben sich eine Vielzahl verschiedener Vorteile, wie unter anderem bessere Erprobungs- und Testmöglichkeiten, eine leichtere Skalierbarkeit, eine höhere Flexibilität und umfangreichere Optionen zur Customization, um nur einige zu nennen. Der „Headless-Commerce-Ansatz“ fügt sich daher nahtlos in das ein, worüber ich bereits auf dem OPS – und nun auch auf der #BOPE22 gesprochen habe: Wir müssen Onlineprint neu denken, um auf die Herausforderungen, die heute und künftig aus allen Richtungen auf uns zukommen werden, die passenden Antworten zu finden. Dazu gilt es – meine Meinung –, Onlineprint persönlicher zu machen, einfacher zu machen, die Customer Journey attraktiver und zielgerichteter auf den jeweiligen Kunden zu gestalten.

Quelle: © Photo by Yorgos Fotografie / Facebook: yorgosfotografie/

Warum das so wichtig ist? Weil der Kunde anspruchsvoller geworden ist und verstanden hat, wie Online und Mass Customization funktionieren – und die Vorteile all dessen einfordert. Wir dürfen also nicht stehenbleiben und müssen immer einen Schritt weiterdenken. Denn auch, wenn das Druckvolumen insgesamt künftig schrumpfen mag – im Onlineprint stehen die Zeichen trotz aller Widrigkeiten auf Wachstum. Eben gerade weil Automatisierung, digitale Vertriebswege und die individuelle Massenfertigung es ermöglichen, wertvollere, werthaltigere und responsestärkere Printprodukte zu erstellen, die – wenn sie clever gemacht sind – wahre Umsatztreiber sein können.

Lokal trifft auf international

Doch es gab natürlich noch andere interessante Vorträge auf der #BOPE22: Über klassische Druckereien, die den Weg zu einem W2P-Anbieter erfolgreich gegangen sind, über Authentizität als wichtige Säule für den Unternehmenserfolg oder eine DaaS – Design-as-a-Software-Lösung. Mit Miki Rubin von Imprimu, der schon auf dem Online Print Symposium 2022 gesprochen hatte, stand zudem ein Exkurs in den lateinamerikanischen Onlineprint-Markt auf der Agenda. Insgesamt kamen elf Referenten zu Wort, darunter auch Philip Hofmann von Hoodie Hoo, den wir ebenfalls schon auf dem OPS zu Gast hatten, und Morten Reitoft von Inkish, der über die Umsatztreiber im Onlineprint gesprochen hat.

„Das Ziel der #BOPE22 ist es, Unternehmer unserer Industrie zum Thema Onlinedruck zu inspirieren. Vielleicht weniger technisch, dafür aber vor allem mit realen Fällen, die von realen Menschen eingebracht werden“, erklärt dazu Jos Steutelings, Geschäftsführer der VIGC, des belgischen Innovationszentrums für grafische Kommunikation. „Der internationale Ansatz – quasi das Fenster zur Welt – im Wechsel mit lokalen Fällen ist die Stärke dieser Veranstaltung. Wir hatten beispielsweise zwei authentische Vorträge von belgischen Unternehmern, Cartim und Buroform. Der erste ist ein klassischer Akzidenzdrucker, der auf ein Online-Konzept umgestiegen ist, bei dem er nur Fachleute bedient (Wiederverkäufer-Konzept). Er erzielt bereits 80 % seines Umsatzes online. Das zweite Unternehmen hat gerade – nach einer langen von ‚Try and Error‘ geprägten Suche nach der idealen Online-Plattform – eine neue B2C-Website namens Inkoprint.be veröffentlicht.“

Insgesamt zählte das #BOPE22-Event gut 140 Teilnehmer, die überwiegend aus den BeNeLux-Ländern, aber auch aus Dänemark und Deutschland kamen und als Druckdienstleister nicht nur im Akzidenzdruck, sondern auch im Bereich Großformatdruck und Etiketten und Verpackungen tätig sind.

Quelle: © Photo by Yorgos Fotografie / Facebook: yorgosfotografie/

#YP!P – oder auch: Young Professionals in Print

„In diesem Jahr hatten wir unter unseren Teilnehmern auch viele junge Unternehmer“, streicht Steutelings heraus. Und das wiederum lag nicht zuletzt daran, dass der VIGC eine neue Initiative ins Leben gerufen hat, die „Young Professionals in Print“, oder kurz: #YP!P.

„Die Idee ist, regelmäßig junge Fachleute aus unserer Branche zusammenzubringen. Die Initiative ist offen für VIGC-Mitglieder unter 45 Jahren. Die Teilnehmer leiten ein Unternehmen oder sind Sohn bzw. Tochter, der/die die Leitung des Familienunternehmens übernehmen wird oder Aufgaben des C-Level-Managements innehat“, erklärt der VIGC-Geschäftsführer. „Es handelt sich um eine Bottom-up-Initiative. Das bedeutet, dass die Mitglieder das Steuer in der Hand haben. VIGC unterstützt hier nur. Mindestens zwei Mal im Jahr treffen wir uns zu einem Thema, das von der Gruppe ausgewählt wird. Dabei kann es sich um ein technisches Thema handeln, aber es sind auch Themen aus den Bereichen Personalwesen, Arbeitskräfte, Wirtschaft oder Nachhaltigkeit denkbar. Im Idealfall findet das Treffen bei einem der Mitglieder statt, denn ein Unternehmensbesuch ist immer ein interessantes Extra. Der inhaltliche Teil wird auf eine Stunde begrenzt, da das Netzwerken an erster Stelle steht. Wir wollen, dass sich die jungen Leute kennenlernen, vernetzen und Erfahrungen und Informationen über ihre täglichen Sorgen oder Chancen austauschen. Die Initiative ist nicht auf die BeNeLux-Länder begrenzt, allerdings sollten die dahinterstehenden Unternehmen VIGC-Mitglied sein.“ Gleich zum Start zählt die Initiative „Young Professionals in Print“ übrigens bereits 30 Mitglieder.

My Take: Onlineprint lebt von der konsequenten Automatisierung und Digitalisierung – aber auch vom konsequenten Networking der Beteiligten. Denn nur im konstruktiven Austausch miteinander können innovative Ideen und spannende Kooperationen entstehen. Das haben sowohl das OPS2022 wie auch das BeNeLux-Pendant #BOPE verstanden. Dass es bei unseren Nachbarn nun zudem ein eigenes Forum speziell für junge Unternehmer in der Druckindustrie gibt, ist lobens-, vor allem aber nachahmenswert.
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Auf der #BOPE22 – dem Benelux Online Print Event 2022 – vor einer Woche in Antwerpen hieß es „Back to e-Business“. Doch wie sieht dieses e-Business – oder korrekterweise der Digital Commerce – für Druckereien eigentlich künftig aus, nachdem Corona die Karten neu gemischt hat? Auf der einen Seite, da bin ich mir sicher: einfacher und persönlicher für die Kunden, auf der anderen Seite: „headless“ – und DAS wiederum hat ganz und gar nichts mit kopflosem Handeln zu tun.
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Beyond-print.de

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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