Buy with Prime: Jetzt machen Shopify und Amazon gemeinsame Sache

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Amazon will etwas abhaben, vom wachsenden Direct-to-Consumer-Trend (D2C). Mit seiner genau darauf ausgerichteten „Buy with Prime“-Funktion, die bereits seit mehreren Monaten für US-amerikanische Drittanbieter zur Verfügung steht, zeigt sich der weltweit größte Online-Marktplatz zufrieden. So zufrieden, dass sich das Unternehmen nun sogar mit Shopify zusammentut, um die neue Funktion noch breiter am Markt zu etablieren.

Dass Amazon und Shopify kooperieren, erstaunt im ersten Moment. Denn zuletzt hatte sich der Anbieter der beliebten E-Commerce-Plattform eher gegen die neue Funktion von Amazon gesperrt und Händlern mit Verweis auf seine Nutzungsbedingungen und Sicherheitsbedenken davon abgeraten, sie zu nutzen. Schließlich wurde „Buy with Prime“ vom Markt allgemeinhin als Amazons Gegenangriff auf die wachsende Marktmacht des Konkurrenten Shopify verstanden, dessen Plattform dem D2C-Trend (also ohne Zwischenhandel) erst so richtig Auftrieb gegeben hatte. Wer als Shopify-Anwender trotz allem „Buy with Prime“ nutzen wollte, habe dies bisher außerhalb der Administration seines Shopify-Shops tun und damit zwei Systeme im Blick halten müssen. Nun also die Kehrtwende.

Aus Konkurrenten werden Partner

Denn laut der Ankündigung der beiden Unternehmen von Ende August soll nun genau das ermöglicht werden: Die Nutzung der Amazon-Services und Administration bzw. Kontrolle der darüber erfolgten Bestellvorgänge innerhalb des Shopify-Universums. Möglich soll das über eine eigens entwickelte App sein, die in Kürze im Shopify-App-Store zum Download zur Verfügung stehen wird und sich in den Checkout-Prozess der Shops integrieren lässt.

Wie das Unternehmen aus Kanada beschreibt, haben Shopify-Händler so „zum ersten Mal die Möglichkeit, ihre Produkte Prime-Mitgliedern auf Shopify anzubieten und dabei weiterhin die 100-prozentige Kontrolle über ihre Marke und ihre Kundendaten im Shopify-Adminbereich zu behalten“.

„Buy with Prime“ soll es den Online-Shops ermöglichen, Lagerung, Lieferung und Rücksendungen sowie den Zahlungsprozess über Amazon abzuwickeln. Es kann laut movesell.de somit als eine Erweiterung der bisherigen Programme „Checkout by Amazon“ und „Amazon Pay“ verstanden werden.

Win-Win-Win für Amazon, Shopify und die Nutzer?

Blendet man den Fakt aus, dass „Buy with Prime“ vorerst nur Anwendern und Drittanbietern aus den Vereinigten Staaten zur Verfügung steht, könnte der Deal tatsächlich für alle Beteiligten aufgehen: Denn Amazon gelingt es so auf elegante Art und Weise, einen Fuß in die Tür bzw. ins Geschäft seines bisherigen Konkurrenten Shopify zu bekommen und sich zugleich Zugang zu neuen Kundengruppen zu erschließen.

Shopify hingegen hatte erst im Mai seine Logistiksparte Shopify Logistics, inklusive des erst im Jahr zuvor übernommenen E-Commerce-Fulfillment-Dienstleisters Deliverr, an Flexport verkauft – wo das Unternehmen allerdings zugleich Anteile hält. Die Mitarbeiterzahl verkleinerte sich in Folge des Verkaufs um 20 Prozent – zugleich, so hieß es, könne sich Shopify wieder mehr auf seine eigentliche „Mission“, sein Kernbusiness konzentrieren.

Spannend aus heutiger Sicht: Shopify verantwortet zwar seitdem keine eigenen Logistikdienstleistungen mehr, dürfte aber weiterhin durch seine Beteiligung an Flexport profitieren. Durch die Einbindung von Amazons „Buy with Prime“-Funktion könnte außerdem ein anderer Effekt eintreten, denn Amazon und die Prozesse dahinter sind für die Kunden schon seit Jahren gelernt – beides genießt ein großes Vertrauen in der Bevölkerung. Der Schachzug, sich als Shopify nun Amazon gegenüber stärker zu öffnen und sich diesen Vertrauensvorsprung zu eigen zu machen, könnte sich auszahlen.

Denn, drittens: Am meisten profitieren werden am Ende wohl die Nutzer von Shopify und die Kunden der vielen Shops – laut Statista sind das inzwischen allein in Deutschland Stand Juli 2023 knapp 71.200 Shops, in den USA sogar mehr als eine Million! Während die Anbieter von Shopify-Shops ihren Kunden nun bzw. künftig noch mehr Möglichkeiten für die Abwicklung ihrer Bestellungen und Bezahlvorgänge anbieten und damit breiter aufstellen können, profitieren auch die Kunden selbst von den vereinfachten Abläufen.

Auch die Börsen freut‘s

Und auch die Börsen haben die Ankündigung von Amazon und Shopify positiv aufgenommen. Sowohl die Shopify- wie auch die Amazon-Aktie hatten Anfang September mit knapp 11 bzw. gut 2 Prozent deutliche Sprünge nach oben verzeichnet.

My Take: Shopbetreiber und Kunden in Deutschland und Europa können sich aktuell noch nicht über die „neu entdeckte Freundschaft“ zwischen Amazon und Shopify freuen, denn „Buy with Prime“ steht weiterhin nur US-amerikanischen Kunden zur Verfügung. Allerdings ist die Kooperation der beiden E-Commerce-Unternehmen auch ein Indiz dafür, dass „Buy with Prime“ nicht wieder verschwinden wird, sondern im Gegenteil: weiter an Relevanz für beide Parteien gewinnt. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis die Funktion auch bei uns eingeführt wird. Es bleibt also spannend.
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Amazon will etwas abhaben, vom wachsenden Direct-to-Consumer-Trend (D2C). Mit seiner genau darauf ausgerichteten „Buy with Prime“-Funktion, die bereits seit mehreren Monaten für US-amerikanische Drittanbieter zur Verfügung steht, zeigt sich der weltweit größte Online-Marktplatz zufrieden. So zufrieden, dass sich das Unternehmen nun sogar mit Shopify zusammentut, um die neue Funktion noch breiter am Markt zu etablieren.
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Beyond-print.de

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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