Elektronische Rechnungsstellung als ausschließlichen Standard, wie es die Europäische Kommission bis zum Jahre 2020 erreichen will, benachteiligt ganze Industriezweige, deren Beschäftigte und weite Teile der Endverbraucher. Davor warnt der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) ausdrücklich. Doch ist die Warnung begründet?

Der bvdm unterstützt mit der Warnung den offenen Brief der Verbände an die EU-Kommission. Insgesamt elf Verbände und Institutionen aus der europäischen Papier-, Druck- und Medienindustrie, der Direkt-Marketing- und Versandlogistik haben die EU-Kommission zu einem offenen und konstruktiven Dialog zu deren Digital Agenda aufgefordert. Nach dem Willen der EU-Kommission soll die elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) in Europa zur vorherrschenden Fakturierungsmethode werden. In ihrem Brief appellieren die europäischen Partnerverbände gemeinsam an die EU-Kommission für ein ausgewogenes Vorgehen. Die Initiative der Kommission zur Digital Agenda bedeute für die gesamte Druck- und Medienindustrie und die werbetreibenden Dienstleistungsunternehmen massive wirtschaftliche Auswirkungen. Die Interessen der Beschäftigten aber auch die Nutzungsgewohnheiten der Endverbraucher dürfen bei den Maßnahmen der EU nicht vernachlässigt werden.
Momentan haben Rechnungen auf Papier einen Anteil von 95 Prozent. Der bvdm weist darauf hin, dass die Zahl der elektronischen Rechnungen, die ausgetauscht werden, insbesondere bei den mittelständischen Unternehmen nach wie vor gering ist. Seine volle Wirkung entfalte E-Invoicing nur bei einer tiefen Integration der elektronischen Rechnung in die Buchhaltungssysteme der Unternehmen. Der elektronische Versand alleine biete keine Effizienzvorteile. Der bvdm betont: Für die Verbraucher hat das Medium Print einen besonderen Stellenwert, eine große Glaubwürdigkeit sowie eine hohe Beachtung. Die Digital Agenda der EU-Kommission und insbesondere die Ziele im Bereich E-Invoicing müssen auch die Interessen der Gesamtwirtschaft und der Gesellschaft berücksichtigen.
Der bvdm führt folgendes Argument an: „Print gehört in der Kommunikation auch im Jahre 2020 zu einem gesunden ausbalancierten Medienmix. Druckprodukte – auch in der Geschäftskommunikation – haben einen hohen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Wert. Diesen muss die EU-Kommission wahren.“
Fakt ist, dass der Versand von elektronischen Rechnungen kostenlos ist (per E-Mail oder gar automatisiert von einem System zum Verbraucher). Auch entfallen Druck- und Papierkosten – die Umwelt wird geschont. Zuletzt sind neuste elektronische Rechnungen durch digitale Signatur auch rechtswirksam. Daher ist der Versuch des bvdm sich gegen die elektronische Rechnung zu stemmen, ein verzweifelter Versuch an Print festzuhalten, auch wenn es bessere Möglichkeiten gibt.
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(Daniel Schürmann | Quelle: bvdm-online.de)