Es war einmal ein kleiner Druckbetrieb an der Mosel, der für die umliegenden Winzer Etiketten druckte. Dann baute diese Druckerei seine Etiketten-Aktivitäten aus, stieg in das E-Business Print und den Digitaldruck ein und internationalisierte sich. Was einer großen, aktiennotierten Firma aus Kanada mit weltweit über 10 000 Mitarbeitern auffiel, die bislang noch keinen richtigen Einstieg in den Online Print in Europa gefunden hatte. Nun hat CCL Industries die Druckerei Nilles gekauft und will deren Aktivitäten im E-Business Print für B2B international ausbauen.

James Nilles, der Geschäftsführer und noch bis Jahresende Inhaber der übernommenen Druckerei Nilles, wird diese neue Business Unit unter dem Dach von Avery Europa weiter leiten, während das Weinetiketten-Geschäft (das klassischerweise offline läuft) bei CCL Label weitergeführt wird. Avery selber wurde erst 2013 von Avery Dennison gekauft und trägt jetzt ein knappes Viertel zum Gesamtumsatz des Konzerns bei. Die Avery-Etikettenprodukte sind im Einzelhandel und bei Konsumenten recht bekannt (in Deutschland als Avery Zweckform), der Einstieg in den E-Commerce verlief aber bisher in meinen Augen etwas unter den Möglichkeiten.

In den USA hat Avery erst kürzlich einen neuen Anlauf genommen und die Web-to-Print Lösung WePrint gestartet, die vornehmlich Privatpersonen und Kleinunternehmen das Personalisieren von Labels und Visitenkarten anbietet und die Druckabwicklung übernimmt. Die nun akquirierte Druckerei Nilles soll ab 2015 das Angebot nach oben ergänzen und dabei den B2B-Bereich abdecken. Nilles ist in diesem Bereich bereits mit über 500 Domains aktiv, darunter die Marken Etikett.de und Label.co.uk. Die Software hinter all den Online Print Marken ist eine Eigenentwicklung von Nilles.
CCL Industries übernimmt die Druckerei Nilles zu einem Preis von etwa 14 Millionen Euro Barmittel plus nicht genauer benannte weitere Investitionskosten. Die Druckerei Nilles machte zuletzt um die 12,7 Millionen Jahresumsatz und erzielte dabei ein EBITDA von etwa 15 Prozent – ist also wirtschaftlich gesund. Die wahren Schätze dürfte CCL Industries in der E-Business Plattform gesehen haben. Da ist es der Mannschaft von der Mosel umso höher anzurechnen, dass ihre eigene Softwarelösung für die Online Shops den Vorzug vor so manch großen (und in einem Fall auch sehr kurzen) Namen bei Lösungen für das E-Business Print gefunden hat.