Online-Print ist in Italien schon längst kein Fremdwort mehr und jenseits der Sprachbarriere hat sich ein agiler Markt entwickelt. Ende April hatte ich die Gelegenheit die Keynote auf der 1. Onlineprinting-Konferenz in Italien zu halten. Was da die 4IT Group und Zeta organisiert haben, begeisterte durchweg die 120 Teilnehmer.
Der Esel nennt sich immer zuerst: In dem Fall weil ich der erste Sprecher war und den Teilnehmern einen Überblick über die Situation des Online-Prints geben durfte, sozusagen als „Warm-Upper“. Geneigte Beyond-Print-Leser dürfen sich an dieser Stelle selbst zusammenreimen, was ich da so erzählt habe – wichtiger empfand ich vielmehr wie sich die Online-Print-Community in Italien präsentierte. Die 4IT Group, Zeta und InfoTrends haben gemeinsam eine Befragung zum italienischen „Web-to-Print“-Markt durchgeführt und die Ergebnisse erstmals vorgestellt. Ralf Schlözer von InfoTrends, wohl einer der führenden Experten für On Demand Printing und Publishing weltweit, befragte mit seinen Partner 82 Unternehmen zum Thema. In seiner Studie „Insights into the Italian Web-to-Print Market” untersuchte er den Markt im Detail.

Analog zu den Onlineprint-Märkten nördlich der Alpen konzentrieren sich die Druckunternehmer in Italien zunehmend auf bessere Sales- und Marketingprozesse (63,2%), die Erhöhung der Produktionseffektivität (56,1%), die Entwicklung von neuen Druckanwendungen (54,4%) sowie die Entwicklung von vertikalen Märkten (52,6%). Letzteres war vor allem der Fokus der Marktführer in Italien. Interessant ist auch welche Produkte in Italien bestellt werden. Während das Fotobuch in D/A/CH eine bedeutende Rolle spielt, nimmt diese Produktsparte in Italien nur 9,1% ein. Bedeutend sind hingegen Broschüren (54,5%), Kataloge/Magazine (42,4%) und Bücher (38,4%). Aber auch Packaging mit 15,2% und Dekorprint mit 12,1% sind beim Abnehmer beliebt.
Für mich etwas unerwartet war das Ergebnis, dass italienische Unternehmer größeres Interesse an E-Business entwickeln als der europäische Durchschnitt. Dies erhöht auch den Druck auf fast alle Print-Unternehmen in Italien. Der Markt ist generell kleiner als der D/A/CH-Markt und die Unternehmen ebenfalls, dadurch entsteht eine andere, agilere Markterschließung. Ist der Wettbewerb mit E-Business-Lösungen unterwegs, erhöht dies auch den Druck selbst eine Lösung zu etablieren. Dies geschieht in Italien jedoch nicht – wie z.B. in Deutschland – durch eigene IT- und Shop-Lösungen, sondern vielmehr nutzen 71,4% der Anbieter SaaS-Modelle. Die Management-Lösungen (ERP/MIS) jedoch sind anscheinend für viele Unternehmer nicht ausreichend: Fast 30% der Befragten planen eine eigene Lösung zu entwickeln die ihren Ansprüchen genügt.
„Die digitale Transformation erfasst die Geschäftsmodelle und Vertriebswege aller Wirtschaftszweige. Alle müssen dazulernen, Print ist da keine Ausnahme.“ – Bernd Zipper
Gemeinsam mit Michael Fries, CEO der Onlineprinters und Vincenzo Cirimele, CEO von PressUp, hatte ich dann die Gelegenheit ein wenig auf der Bühne zu diskutieren. Im Mittelpunkt des Interesses stand die “Schaffung eines optimalen Online-Print-Angebotes”. Wir waren uns schnell einig, dass es mit dem Kauf einer Onlineshop-Lösung nicht getan ist, sondern dann erst die Arbeit beginnt. Ferner ist die Analyse der Nutzung der Onlineshops wichtig und gehört zum kleinen ABC eines Online-Printers. Vincenzo Cirimele und Michael Fries belegten dies mit Erläuterungen aus ihrem Shop-Alltag. Nur dann wenn man sich bewusst mit E-Business befasst und das Portal optimal auf den Nutzer optimiert wird – kann sich ein Erfolg einstellen. Grundlage hier sind zahlreiche Onsite-Analysen die das Alltagsverhalten der Nutzer transparent machen.

In verschiedenen Sessions wurden am Nachmittag vor allem die Themen Optimierung von Onlineshops und User-Analytics diskutiert. Die Benutzerfreundlichkeit eines Shops ist eines der Schlüsselelemente, laut Michel Fries, der die Bedeutung von Usability sowie eines effektiven Web-Shops betonte. Sein Unternehmen nutzt zahlreiche Möglichkeiten um das Kundenverhalten und Kunden-Feedback zu sammeln und auszuwerten – darunter Click Behaviour und Eye Tracking. Alles mit dem Ziel die Nutzerfreundlichkeit des Shops zu optimieren. Laut Vincenzo Cirimele, spielen die Daten eine ebenso wichtige Rolle: erst die eigenen Kunden und deren Verhalten zu kennen ermöglicht es, ein Angebot zu adressieren und bringt eine Erhöhung der Effektivität.
Im Fokus des Diskussionsbeitrages von Andrea Boaretto, stand das Thema des Data Driven Marketings. Für ihn steht im Mittelpunkt, dass der “anonyme Anwender” durch das Sammeln von Daten und der Echtzeitauswertung zum “bekannten Anwender” wird. Der Anwender kann damit dynamisch klassifiziert werden und der Shop kann besser auf die Bedürfnisse des Anwenders, z.B. spezielle Angebote oder das dynamische Bereitstellen von Funktionen, reagieren. Der krönende Abschluss war der Vortrag von Silvia Armiento, Marketing-Chefin der Longo AG aus Bozen, zum Thema mymuesli und Personalisierung am Point-of-Sale. Longo-Deutschland hat in der Zusammenarbeit die E-Business-Plattform und die Datenaufbereitung realisiert. Silvias Vortrag befasste sich im Wesentlichen mit dem Thema Mass Customization und die Chancen die moderne E-Business-Architekturen hier ermöglichen.
My Take: Für mich war der “Ausflug” nach Italien sehr aufschlussreich. Zum einen sind die Italiener schon viel weiter als zunächst von mir angenommen – zum anderen setzen die Italiener auf echten Dialog und es kam fast schon ein wenig “OPS-Feeling” auf. Danke an 4IT und Zeta – Ihr habt da einen schönen Event ins Leben gerufen.