Die Geburt eines neuen Marktes

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(29. September 2008 – ds/ga) Die meisten elektronischen Geräte, die wir heute nutzen, basieren auf Siliziumchips. Doch in der Zukunft kann es passieren, dass die meisten Geräte sprichwörtlich auf Papier gedruckt werden. Die Technologien, die dies möglich machen, sind schon lange in der Entwicklung und kommen immer weiter zum Vorschein. Schon bald werden sie in vielen Bereichen einsetzbar sein.

Um einen Schaltkreis zu bauen braucht man – ganz egal ob es sich dabei um Siliziumchips oder Papier handelt – drei einfache Dinge: Leitendes Material (wie Kabel), Isolatoren, um Kurzschlüsse zu verhindern, und aktive Bauteile wie Dioden und Transistoren. Einfache Geräte wie RFID-Antennen, lassen sich ganz einfach aus Leitern und Isolatoren bauen. Es ist nicht schwer diese beiden Bauelemente zu drucken, denn metallische Farbe leitet gut und dekorative Farbe – ist sie dick genug aufgetragen – ist wie ein Isolator, denn sie leitet keinen Strom. Möchte man aber Geräte mit denen etwas gemacht werden kann, so werden aktive Bauteile benötigt.

In den letzten Jahren sind halbleitende Photopolymere entwickelt worden, die in flüssiger Form gedruckt werden können und – sind sie getrocknet – über gute elektronische Eigenschaften verfügen. Genau das wird heute für gedruckte Elektronik benötigt, denn sie ermöglichen diese Technologie erst. Produkte die aus diesen Materialen hergestellt werden, nennt man „organische Elektronik“.

Immer mehr gedruckte Elektronik kommt auf den Markt
Einige „organische Elektronik“ nutzen wir bereits seit knapp über einem Jahr. Darunter Bildschirme für Mobiltelefone und die „Überall-Beschallungs-Geräte“: MP3-Player. Auch spezielle Sensoren und ultra-dünne Batterien für tragbare Geräte sind gedruckte Elektronik. Doch die kleinen Bildschirme sind die häufigsten Vertreter dieser aufkommenden Elektronik.

Firmen wie Fujifilm Dimatrix und andere stellen Inkjet-Drucksysteme bereit, über ein halbes Dutzend Chemiefirmen stellen die dafür nutzbare Farbe her.

Doch bis heute gibt es kein kommerziell verfügbares System welches gedruckte Elektronik für Lithographie, Flexodruck oder  Tiefdruck möglich macht. Doch die Zukunft wird mit Sicherheit auch hier Fortschritte bringen und passende Systeme verfügbar gemacht.

MAN Roland testet derzeit eine Offsetdruckmaschine für die gedruckte Elektronik. Die Firma hat zu Demonstrationszwecken ein Brettspiel mit aufgedruckten elektronischen Knöpfen hergestellt. Jedoch bleibt es nur bei einer Demonstration und die Druckmaschine wird nicht verkauft.

Nth Degree hält sich bedeckt
Während MAN Roland öffentlich seine Fortschritte bei der Entwicklung verkündet hat, arbeiten einige Firmen im stillen Kämmerlein. Eine dieser Firmen, die heimlich, still und leise die gedruckte Elektronik angegangen ist, ist Nth Degree Technologies (www.nthdegreetech.com), früher unter dem Namen „Quantum Paper“ aktiv. Abgesehen von einigen wenigen Demonstrationen von gedruckten Produkten und seltenen Konferenzauftritten, hat die Firma nicht viel zu sagen gehabt in der letzten Zeit.

Was wir wissen ist, dass Nth Degree vor hat, speziell angepasste Offset- und Flexodruckmaschinen für Druckereien anzubieten, die in den Markt der gedruckten Elektronik vorstoßen wollen. Dabei modifiziert Nth Degree bereits existierende Druckmaschinen von anderen Herstellern.

In einem Telefoninterview sagte uns Anil Selby von Nth Degree, dass die Firma ganz Still ihr erstes Produkt veröffentlicht hat. Es handelt sich dabei um ein System, welches selbstleuchtende Point-of-Purchase (POP) Displays (Displays die Informationen zu gekauften Geräten anzeigen) herstellt. Das Gerät wird bereits wirtschaftlich eingesetzt und getestet. Was spricht für diese POP-Displays? Selby antwortet, dass die Displays heller (300 Candela) sind und ein größeres Farbspektrum haben, als andere vergleichbare Displays. Nth Degree will im ersten Quartal des kommenden Jahres zu den auf Papier gedruckten POP-Displays weitere Informationen veröffentlichen.

Es gibt jede Menge Anwendungsgebiete für gedruckte Elektronik.
Neben Bildschirmen, Verpackungen, Batterien, Solarzellen und RFID-Chips, könnte die auf Papier gedruckte Elektronik auch in medizinischen Einmal-Diagnosegeräten eingesetzt werden. Auch als Warenauszeichnung in Einkaufshäusern, könnte diese Technologie ihren Platz finden und Preisänderungen direkt anzeigen, ohne dass Menschen das Preisschild tauschen müssen. Auch könnten eBooks ein weiteres Einsatzgebiet werden. Natürlich sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
 
In den kommenden Jahren wird der Markt für gedruckte Elektronik schnell wachsen. Druckereien die Technologie im Auge haben, könnten sich damit Vorteile verschaffen, wenn sie auf diesen Zug aufspringen.

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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