Die Netbooks sind groß im Rennen

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(30. September 2008 – ds) Heute sitzen die meisten Kinder in der Schule mit Stift und Papier bewaffnet. Geht es aber nach den großen Laptop-Herstellern, soll sich dies schon sehr bald ändern. Apple mit seinem MacBook, Asus mit dem eeePC und viele weitere Hersteller versuchen sich an kleinen, leichten und robusten Mobilrechnern. Sie sind speziell für Schüler und Studenten entworfen und sollen daher auch von diesen bezahlbar sein.

In der Dritten Welt soll ein 100-Dollar Laptop, der OLPC, das Lernen revolutionieren. Doch welcher Schüler möchte schon gern den schwachen Akku ständig mit Muskel-Kraft und einer kleinen Kurbel wieder aufladen? Abgesehen davon, dass der Rechner nur schwach bestückt ist, noch nicht wirklich verfügbar ist, und seinem Namen als 100-Dollar Laptop keine Ehre macht, da er fast das Doppelte kostet. Auch der eeePC von Asus ist nur schwer lieferbar.

Nun macht sich HP daran und will besser machen, woran die anderen Hersteller scheiterten. HP will ein 500-Dollar Laptop auf den Markt bringen, speziell für junge Leute. Der Schüler-Laptop, der sicher auf von Studenten benutzt werden darf, hört auf den Namen HP 2133 Mini Note PC. Damit will HP in den Kampf einsteigen, der gerade erst begonnen hat. Denn bis 2011 sollen nach einer Intel-Schätzung 50 Millionen von den kleinen mobilen Rechenknechten auf dem weltweiten Markt Absatz finden – der Markt ist bei weitem noch nicht gesättigt.

Statt auf die Marktführer Intel und AMD zu setzen, will HP in seinen Mini Note PCs Prozessoren von Via Technologies einsetzen – einem kleinen Chiphersteller, der energieschonende Prozessoren entwickelt, die aber bei weitem nicht an die Leistung der gerade genannten Marktführer kommen. Der Takt soll dabei bis zu 1.6 GHZ  erreichen, doch schon in der Basisversion soll der HP-Rechner 500,- Dollar kosten. Das sind umgerechnet 320,- € – legt man ein bisschen Geld drauf, gibt es ein voll ausgestattetes Notebook bereits jetzt im Handel.

Doch HP macht vor allem eines anders als die Konkurrenz. Bisher wurden viele der ganz kleinen Notebooks mit einer Auflösung von 800x480px hergestellt. Bei dieser kleinen kann man sich heutzutage fast keine Webseite mehr ansehen ohne ständig hin und her zu scrollen. HP aber will auf den knapp 9 Zoll eine Auflösung von 1280x800px möglich machen. Wiedergabe von High-Definition Material in 720p Format wäre sogar möglich. Diese Auflösung haben sonst meist erst Modelle mit  deutlich größeren Bildschirmdiagonalen, die dann auch entsprechend schwerer und unhandlicher sind. Ein weiterer Vorteil wäre das bei dieser Auflösung das bloße Auge keine Einzelpixel mehr sehen würde – ein Augenschmaus sozusagen.

Als weiteren Pluspunkt soll der HP gerüstet sein für harte Beanspruchung, denn das Gehäuse besteht aus anodisiertem Aluminium und nicht aus Plastik wie bei den meisten Konkurrenten. Außerdem soll ein Sensor Stürze erkennen und die Festplatte in eine Art Ruhestellung fahren, um sie so zu schützen.

Weiterhin gehören spezielle Tastenbeschichtung, die ein Abnutzen der Tasten verhindern soll, und  Wireless-Lan zur Basisausstattung. Wer mehr will, zum Beispiel Bluetooth, integrierte Webcam oder Hochleistungsakku, muss nochmal in die Tasche greifen. Preise dazu gibt es noch keine, denn HP scheint wohl abzuwarten, wie der Mini Note ankommt.

Kritiker stellen natürlich den Sinn des Projekt in Frage. Eine der Fragen, die häufig gestellt werden, ist, ob Lehrstoff überhaupt auf einen Computer ausgelegt ist. Ich persönlich hätte mich über einen eigenen Schul-Laptop gefreut früher, doch benutzt hätte ich ihn, wenn ich ehrlich sein soll, wohl nie. Zeichnungen, Tabellen und Texte sind doch eben schneller auf- und mitgeschrieben als am Computer erstellt. Außerdem wird ma nicht immer einen Computer dabei haben und sollte daher schnell und sorgsam schreiben können. Schon allein für Notizen. Und wenn Schüler nur noch mit Excel-Tabellen rechnen und in Word in die Tastatur hauen, haben wir bald eine Generation, die keine handgeschriebenen Texte, Briefe oder ähnliches verfasst, weil sie keine Handschrift mehr kennen.

 Arbeitsgruppen sind heutzutage eh der neueste Schrei bei vielen Lehrern, und da steht eine Kommunikation von Mensch-zu-Mensch im Vordergrund und keine Chats aus der vorderen Reihe mit der Hinteren, nur weil die Schüler zu Faul sind, sich 3 Meter zu bewegen. Wo wir bei einem weiteren Thema wären. Wer einen PC zu benutzen weiß, wird während der Schule, die die meisten sowieso während sie in der Schule sind als langweilig empfinden, zur Ablenkung nutzen. Chatten, Surfen, Spielen – und wenn es nur Klassenintern ist um sich über das lange Barthaar am Kinn der neuen Referendarin lustig zu machen.

Und während die neue Generation von Lehrern schon eher Wissen über Computer haben und damit umzugehen wissen, ist die ältere Generation aufgeschmissen. Welcher 62-jährige Lehrer erkennt schon den Unterschied zwischen dem Bildschirm nach Druck auf die Boss-Taste oder einem echten Text-Verarbeitungsfenster? Diese Täuschung wird sicher auch neu aufkommen, wenn es um Hausaufgaben geht: „Oh, da muss wohl ein Virus alle meine Dokumente gelöscht haben.“ Oder: „Oh, Festplattencrash.“ Was sollen die Lehrer dann machen? Hier liegt meist die Schuld wirklich nicht beim Schüler, aber wenn er seine ausgeschriebenen Hausaufgaben zu Hause vergisst, ist es sehr wohl seine Schuld.

Ein guter Letzter Punkt, der immer wieder angesprochen wird: Wieso sollten Schüler in der Schule überhaupt noch anwesend sein, wenn sie sowieso nur am Laptop arbeiten würden? Heutige Internet-Verbindungen würden ein Video-Stream mit Rückstream ermöglichen, wodurch Schüler zu Hause am Rechner sitzen könnten und sich den Lehrer im Skype-Videochat anhören/und sehen.

Doch was viele Schüler sich wünschen, würde meist zu einem führen: Vereinsamung und spätere kontaktscheu gegenüber Mitmenschen. Teamfähigkeit, Belastbarkeit und Konzentration gehören dann wohl schon bald der Vergangenheit an.

Analysiert man die Situation objektiv, so ist klar: Laptops sollten keinen generellen Einzug als Schreibersatz in den Schulen finden. Als Schüler kann man sich sicher nichts schöneres vorstellen, aber Vorteile würde ein solcher Laptop sicher keine mit sich bringen.

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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