Große Verlage bestehen oft auf den Einsatz von DRM beim Vertrieb von E-Books und schaden sich damit oft selbst. Das meint zumindest Science Fiction-Autor Charlie Stross, der in einem Blog-Eintrag die aktuelle Lage auf dem US-Buchmarkt beschreibt.

Die Verlage müssen, so Stross, damit rechnen, massiv an Einfluss zu verlieren, wenn sie nicht umdenken würden. Denn der stets wachsende Einfluss des Online-Händlers Amazon wird bereits jetzt von vielen Verlagen nicht gerade mit Freude aufgenommen.
2008 waren E-Books mit einem Marktanteil von unter einem Prozent noch eher zu vernachlässigen, doch heute liegt der Marktanteil der fiktionalen Literatur bereits bei 20 Prozent, in anderen Bereichen sogar oftmals doppelt so hoch. „Und Amazon kontrolliert 80 Prozent des E-Book-Marktes“, erklärt Stross.
Da die Verlage Urheberrechtsverletzungen fürchten, bestehen sie darauf, ihre Werke stets im DRM-geschützten Format zu verkaufen. Doch selbst das, wie du Musikindustrie bereits erfahren musste, nicht viel helfen, denn, so Stross, seien alle E-Books mit entferntem Kopierschutz bereits auf den gängigen Tauschplattformen vertreten.
Stross ist der Meinung: „Statt die Piraterie einzudämmen, werden die Kunden in Amazons goldenen Käfig eingeschlossen, was wiederum Amazons Einfluss auf die Verlagsbranche weiter erhöht“. Denn wer heute bereits Bücher auf dem Kindle kauft, wird in Zukunft kaum auf ein anderes Gerät umsteigen, da die dort erworbenen E-Books nicht auf andere Geräte rüber zu transferieren seien – anders als bei Werken mit entferntem Kopierschutz.
Laut Stross ergibt sich dadurch ein Teufelskreis. Da es in den USA keine Buchpreisbindung gibt, kann Amazon den Teil der Einsparungen, die sich durch gute Konditionen mit Verlagen ergeben, an die Kunden weiter geben und somit noch mehr in den Amazon-Shop locken. „Wenn die sechs größten Verlage beginnen würden, E-Books ohne DRM zu verkaufen, wären die Kunden letztlich in der Lage, auch bei anderen Anbietern einkaufen und ihre E-Books auf jeder beliebigen Plattform lesen zu können“, sagt der Autor. Die Verlagsvorstände würden oft nicht erkennen, dass sie sich dadurch von Amazon abhängig machen.
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(Marco Schürmann | Quelle: antipope.org)