In Hannover fand letzte Woche erstmals im Rahmen der Industriemesse in Hannover die InPrint statt – eine Sondermesse, die sich auf industrielle Druckanwendungen konzentriert. Erwartungsgemäß waren die Messestände weniger von Besuchern aus der Druckbranche, sondern eher von solchen aus der Fertigungsindustrie besucht. Ich möchte im Folgenden nun keinen Messebericht abliefern, sondern schildern, was mir aus dem Blickwinkel der Druckindustrie besonders aufgefallen ist.
Da wären zunächst einmal die bei Ausstellern vertretenen Online Shop Lösungen. Darunter waren auch einige, die bereits im typischen E-Business Print bekannt sind, beispielsweise der CA Smart Shop von Color Alliance (übrigens in der EPOS Studie vertreten), die mit einem eigenen Messestand anwesend waren. Bei deren Ausrichtung auf Großformat, Bild und Dekor passten sie meiner Meinung nach auch thematisch gut zur Ausrichtung der Messe. Am Canon-Stand agierte als Partner für Automatisierung die Firma GFII, die dort auch ihre Online Printshop Lösung Picturator Online Shop präsentierte. Diese Lösung ist allerdings kein Softwareprodukt von der Stange, sondern wird von GFII mehr oder weniger als Einzellösung für den jeweiligen Kunden weiter- beziehungsweise ergänzungsentwickelt. Und bei Agfa war natürlich – wenn auch nicht prominent herausgestellt – die eigene Apogee Storefront Lösung vertreten. Auch Werk II (priint) zählte zu den uns bereits wohlbekannten Ausstellern.

Auffällig war, dass im Onlineshop-Bereich, die bereits im „klassischen“ E-Business Print Bereich positionierten Lösungen durchweg umfangreicher und durchdachter waren als andere Online Shop Lösungen, denen ich so auf der Messe begegnet bin. Teilweise waren da unsägliche Bastellösungen auf Magento-Basis vertreten – man sieht, auch andere Branchen haben noch die Möglichkeit, sich mit spezialisierten Online-Business-Lösungen zu verbessern. Immerhin, der 3D-Editor des Demo-Shops der Till GmbH (waren als Vortragende auf der begleitenden Konferenz vertreten) macht schon einen guten Eindruck, natürlich nicht nach Maßstäben der Druckindustrie, aber für die Anforderungen an eine personalisierte Bedruckung in der Fertigung.
Druckanwendungen werden von Industriekunden vermehrt nachgefragt. Das lindert die Abhängigkeit der Druckbranche von der Werbebranche.
– Bernd Zipper
Zweite große Auffälligkeit waren die vertretenen Inkjet-Hersteller mit ihren sehr diversifizierten Lösungsangebot an Tinten und Druckköpfen. Angesichts der Materialien, auf die in den industriellen Anwendungen gedruckt wird, wird Inkjet in allen Bereichen, auch denen des klassischen Flexo- und Siebdrucks, mindestens eine Alternative. So gab es bereits eine Maschine zum Tiefziehen mit Inline-Inkjet-Bedruckung zu sehen. Direct-to-shape als Bedruckverfahren wird ohnehin vielfältiger, was sich momentan deutlich bei den Flaschenbedruck-Lösungen zeigt. Insgesamt, so meine ich, waren viele Messeauftritte davon geprägt, ihren potentiellen Kunden immer Lösungsanpassungen anbieten zu können. Ein Weg, den Heidelberger Druckmaschinen mit ihrer Digital-Strategie ja nun ebenfalls gehen will.
Und – abschließend – auffällig war die überraschend positive Resonanz der Messeaussteller zur Besucherqualität. Ein deutliches Zeichen: Da werden von Industriekunden vermehrt Drucklösungen nachgesucht. Was wiederum Druckdienstleistern, die in den industriellen Druck investieren, zu Gute kommen sollte. Liebe Agenturen, ihr werdet unwichtiger.