Eine neue Ära der E-Books?

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Neal Stephenson, selbst Kultautor, möchte die E-Books revolutionieren. Mit seinem neuen Projekt, der E-Publishing-Plattform Subutai, möchte er die Eigenschaften von Roman, Wikis, Computerspiel, TV-Serie und Smartphone-App vereinen. In einer daraus entstehenden fiktiven Feld sollen die Leser selbst die Geschehnisse mitgestalten können.

Kultautor Neal Stephenson - (Quelle: flickr.com)

Das interaktive E-Book soll sowohl Autoren, als auch Lesern die Möglichkeit geben, die Handlung gemeinsam zu entwickeln. Damit das ganze kontrolliert geschieht, schreibt ein Autorenteam eine Handlung, deren inhaltliche und chronologische Abstimmung dann von einem Produzenten geprüft wird. Die Leser der Handlung bringen dann Feedback und helfen den Autoren damit, die Handlung weiter zu schreiben.

Die Vorteile dieses Geschäftsmodells liegen klar auf der Hand. So ist zum einen eine viel stärkere Leserbindung möglich, als es bisher bei gewöhnlichen Büchern der Fall ist, da die Leser selbst an dem Werk mitwirken können. Zum anderen sind die Zielgruppen durch verschiedenen Kanäle breiter gefächert.

Der erste interaktive Roman heißt „The Mongoliad“. In wöchentlichen Abständen wird ein neues Kapitel veröffentlicht, an dem dann auch die Leser mitgewirkt haben. Der Roman kann über eine App aboniert werden, bisher jedoch nur für iPhone und iPad, bald aber auch schon für Kindle- und Android-Geräte.

Ein Diskussionsforum erlaubt den Lesern dann, sich über die Geschehnisse, Charaktere oder Schauplätze auszutauschen. Wer sich viel engagiert, steigt in der Hierarchie auf und hat dann mehr Möglichkeiten, sich einzubringen. Anstelle von Anhängen bei gewöhnlichen Büchern, gibt es hier aufbauend auf das von den Abonnenten gebrachte Feedback Wikis, Landkarten, Spiele und Videos. Eine multimediale Plattform also rund um ein interaktives Buch. Ein weiteres, größeres fiktives Universum namens „Foreworld“ ist bereits in Planung. In diesem Universum sollen Geschichten von der Antike bis in die Neuzeit erzählt werden.

So spannend wie sich das ganze anhört, hat es aber auch einige Nachteile. Das Autorenteam muss sich um die chronologische Abfolge der Handlungsstränge kümmern, damit ein Spannungsbogen entsteht und die Leser nicht bereits nach zwei Kapiteln den Höhepunkt der Geschichte erlebt haben und damit die Spannung und damit auch die Motivation, weiter zu lesen, verloren haben. Die Finanzierung eines solchen Projekts geschieht neben den Abonnenten auch durch Software-Lizenzen. So soll „Foreworld“ auf dem Tool „Pulp“ entstehen, das Personen mit Interesse an der Gestaltung fiktiver Welten zur Verfügung steht. Auch wichtig für die Verlage ist der Aufbau einer Fangemeinde, dem Community Building. Nur mit einer großen Fangemeinde kann man sich für die Zukunft wettbewerbsfähig halten.

Wir sind gespannt, was das zukunftsweisende Projekt bringt und wie es sich entwickelt. Vor allem bleibt fraglich, ob sich viele Autoren dazu bereit erklären, andere an ihren Werken teil haben zu lassen, schließlich ist das ganze dann nicht mehr ein eigens kreiertes Werk sondern ein Werk von vielen, mit vielen unterschiedlichen Einflüssen. Neal Stephenson hingegen ist sich dennoch sicher: „Ich werde normale Bücher schreiben, bis ich tot umfalle.“

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(Marco Schürmann | Quellen: golem.de, diepresse.com, verlagederzukunft.de)

Discussion2 Kommentare

  1. Hi Marco,
    dürfen wir bei verlagederzukunft.de einen Link zu Deinem ergänzenden Artikel als Zusatzinfo setzen?
    Danke fürs Erwähnen!

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