Google hat kürzlich seinen eigenen Browser vorgestellt: Chrome. Passend zum Firmenjubiläum – Google wurde am Sonntag zehn Jahre alt – gibt es also einen neuen Browser auf dem Markt, der in direkte Konkurrenz zum Internet Explorer und Firefox tritt. Natürlich stellt sich da die Frage: Warum? Bernd Zipper gibt die Antwort.
War ja schon klar: Die Bereitstellung von Browsern – sprich der Benutzeroberfläche unseres digitalen Lebens – verschafft dem anbietenden Marktführer Macht. Macht über all die Internet-Anwender, die vor den Bildschirmen hocken und so entweder permanent an den Hersteller des Browsers und dessen "kostenlose" Angebote erinnert werden, oder – eingebunden in die große Google-Welt- zahlt der Nutzer mit harter Währung. Gut, werden Sie sich fragen, der Google-Browser "Chrome" ist umsonst, was schwafelt der Herr Zipper da wieder. Aber die harte Währung die ich meine sind Ihre Nutzerdaten.
Nicht Ihr Name ist im ersten Grad interessant, sondern wann und wie Sie das Internet nutzen. Die Erkenntnis darüber ist Teil der größten Marktforschung unseres Planeten. Wer weiß wie die "Lemminge" laufen, kann sie beeinflussen. Das ist das Spiel. Wer weiß, wie die vielen potenten Anwender das globale Netz nutzen, weiß sie zu lenken, sie auf Produkte aufmerksam zu machen, sie zu manipulieren und ggf. sogar "digital" zu beherrschen. Ich spreche ganz bewusst von "potenten Nutzern". Im globalen Vergleich ist jeder Anwender der sich einen eigenen PC leisten kann – potentielle Zielgruppe für die verschiedensten Produkte. Besonders interessant für die Wirtschaft sind hier natürlich die "reichen Länder" – sprich USA, Europa, Asien – die ärmeren Länder sind uninteressant für den Verkauf von Luxusartikeln oder digitalen Leistungen.
Nun trägt nicht jeder Internet-Anwender eine Rolex, aber es ist schon hochinteressant wie mächtig Google in den letzten Jahren geworden ist. Wer als Person in Google nicht zu finden ist, ist nicht wirklich existent. So weit sind wir schon. Für manche Anwender ist das Google-Ranking mittlerweile schon wichtiger als der Beliebtheitsgrad im eigenen Freundeskreis, sofern noch vorhanden. Aber trotzdem – Google, einstmals der Robin Hood gegen die bösen Software-Häuser, die doch tatsächlich Geld für Ihre Software nehmen, ist nicht anders als SAP, Microsoft oder Oracle ein börsennotiertes und profitorientiertes Unternehmen. Nur das die Ware nicht Software, sondern Werbeplattform heißt – so platt das klingen mag.
Und trotzdem – man sollte Chrome durchaus mal ausprobieren. Wichtig ist aber bei der Installation ggf. darauf zu achten, dass die Frage mit "automatisch Daten senden" nicht unbedingt mit "JA" beantwortet wird. Ein erster Test von Chrome hat gezeigt, dass diese "kostenlose" Software so schnell ist wie kaum ein anderer Browser und abermals durch ein bestechendes Google-Merkmal auffällt: Die unglaubliche Einfachheit. Also los, testen und im Kopf behalten, dass auch Google nur eins will von uns: Unsere digitale Seele. Und wie heißt es so schön: "Die Geister die ich rief…"
BZ
Link:
www.google.com/chrome