Passbook – eine auf den ersten Blick unscheinbare App, die technisch genauer betrachtet gar keine App, sondern tief ins Betriebssystem eingebettet ist. Die Managementberatung Mücke, Sturm & Company (MS&C) hat in einer Analyse festgestellt, dass Passbook das Potenzial hat, den Markt für Coupons, Loyalty-Cards, etc. zu revolutionieren und Gutscheinportale unter Druck zu setzen. MS&C schätzt das Marktvolumen, der über Passbook abgefertigten Transaktionen bereits im Jahr 2013 auf 12,3 Mrd. US-Dollar.

„Wenn Apple Passbook zum zentralen mobilen Archiv und Managementsystem für alle mobilen Tickets und Coupons entwickelt haben wird, steht auch dem Payment-Markt eine Schockwelle bevor. Die Zukunft des Mobile Commerce ist jedenfalls um eine strategische Option reicher“, macht Achim Himmelreich, Partner bei Mücke, Sturm & Company deutlich.
Mit Passbook setzt Apple auf QR-Codes
Passbook ist eine im iOS 6 Betriebssystem von Apple vorinstallierte Sammel-App für Barcode-Dokumente mit zeit- und ortsbasierter Erinnerungsfunktion. Elektronische Tickets, Loyalty Karten oder mobile Coupons können in der App abgelegt und gesammelt werden. Die Geofencing- und Kalenderfunktion der App ermöglicht die Anzeige von relevanten Informationen auf dem Sperrbildschirm zu einer bestimmten Uhrzeit oder bei Eintreffen an einem bestimmten Ort.
Einige Unternehmen haben bereits ein Passbook Angebot veröffentlicht. Die bekanntesten sind Starbucks in den USA, sowie Lufthansa und HRS in Deutschland. Andere Unternehmen haben eine entsprechende Lösung in naher Zukunft angekündigt.
Derzeitige Marktentwicklung und -aussichten
Innerhalb kürzester Zeit sind mit PassTools, PassRocket, Passdock, PassSource, PassK.it, Passshop und Passwallet zahlreiche Anbieter in den Markt eingetreten, mit deren Hilfe Händler, Restaurants und Dienstleister eigenständig Pässe für Passbook erstellen können. Das Geschäftsmodell ist sowohl für große als auch für kleine Unternehmen interessant. Passbook kann elektronischen Tickets, Loyalty Karten sowie mobilen Coupons zum endgültigen Durchbruch verhelfen. Auch Push-Benachrichtigungen für mobile Werbung können vor diesem Hintergrund einen größeren Verbreitungsgrad erlangen. Gutscheinportale wie Groupon, Dailydeal & Co geraten durch Passbook hingegen unter Druck und werden aufgrund der Möglichkeit zur eigenständigen Pass-Erstellung als Mittler in der Wertschöpfungskette substituiert.
Potenzielles Marktvolumen
Mit Passbook greift Apple in den Markt der Coupons und Loyalty-Karten ein. Nehmen wir bei Passbook eine ähnliche Entwicklung wie bei Groupon als Grundlage, könnte sich das Marktvolumen der über Passbook abgefertigten Transaktionen 2013 bereits auf 12,3 Mrd. $ belaufen. Zudem können über Passbook viele weitere Dienste (iTravel iPay) gelauncht werden.
Was Apple mit Passbook bezwecken könnte
Apple könnte mit Passbook einen schrittweisen Einstieg in den mobilen Payment Markt verfolgen. Da bis zur Marktreife der NFC-Technologie noch massive Investitionen in Infrastruktur und Kundenakzeptanz notwendig sind, setzt Apple auf die schon heute weit verbreiteten QR-Codes. Passbook dient dabei der Heranführung der Kunden an mobile Bezahlverfahren und könnte in den nächsten Schritten voraussichtlich zu einer Mobile Wallet mit Bezahlfunktion ausgebaut werden. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern fokussiert sich Apple nicht nur auf die Digitalisierung des Geldes, sondern kreiert erst einmal ein Ökosystem zur Digitalisierung aller Bestandteile der Geldbörse jenseits des Geldes. Diesmal kommt der disruptive Ansatz von Apple subversiv daher.
(Quelle: Mücke, Sturm & Company)