Mit dem Projekt „Messages“ will Facebook-Chef Mark Zuckerberg keinen E-Mail-Killer etablieren. Vielmehr wird dadurch ein Imperium der Aufmerksamkeitsverteilung geschaffen, so Service Insiders. Bereits jetzt verlassen viele Nutzer den Facebook-Mikrokosmos nicht mehr und mit dem neuen Dienst könnte sich das sogar noch verstärken.

Der Blogger und Werbeberater Sascha Lobo spekulierte schon Anfang 2009 über den nächsten logischen Schritt von Facebook: Die Entwicklung eines echten eigenen Browsers. Dieser führe ganz nebenbei dazu, dass man die Community überhaupt nicht mehr verlässt, erklärte Lobo damals. Aktuell sieht Lobo Google und Facebook als Antipoden: „Google erobert das Internet technisch, also von außen. Sie setzen immer neue Features auf und umzingeln damit den Nutzer. Facebook probiert das Gleiche von innen, will das Netz also sozial beherrschen.“ Der strategische Unterschied bestehe darin, dass der Nutzer mit Produkten von Google früher oder später auf andere Websites kommt. Die Produkte von Facebook hingegen dringen beispielsweise mit dem Like-Button von innen in die Websites ein und führen dadurch zu Facebook.
„Damit es für die Seitenbetreiber attraktiv ist, Facebook in die eigene Seite einzubinden, müssen so viele Menschen wie möglich so oft wie möglich auf und in Facebook sein. So erklärt sich, warum Zuckerberg versucht, die Kommunikation insgesamt auf die eigenen Seiten zu bringen“, so Lobo. Für die logischen nächsten Schritte müsse man identifizieren, was die Nutzer machen, wenn sie nicht auf Facebook sind. Diese Funktionen werden Schritt für Schritt integriert. „Meine Vermutung: ein Bewertungssystem für buchstäblich alles, was im Netz ist – um gleichzeitig die Funktionen von Qype, Yelp und den vielen Bewertungscommunitys à la Holiday Check aufzusaugen“, so der Ausblick von Lobo.
Wer die Aufmerksamkeit der Kunden besitzt, besitzt den Markt: „Facebook ist auf dem besten Weg, Marktführer der Aufmerksamkeit zu werden. Die Unternehmen müssen ihre Kommunikations-Strategie radikal überdenken, wenn sie nicht von den Kunden entkoppelt werden wollen“, erklärt ein Experte zum Thema. Wem es gelinge, die immer stärker divergierenden Mediengewohnheiten der Menschen unter einen Hut zu bekommen, wird als Sieger vom Platz gehen. Facebook-Messages müsse jedoch als das betrachtet werden, was es ist: Ein weiterer Köder, um die Nutzer noch tiefer in den ‚geschlossenen‘ Facebook-Garten zu locken.
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