Farbpartikel im Digitaldruck: Nano Inks sind ein alter Hut

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Vor kurzem erregte Kodak Aufmerksamkeit mit einer Erwähnung des Begriffs „nanotechnology inks“ in einer Pressemitteilung zu ihren neuen Inkjet-Maschinen Prosper 6000C und 6000P. Die stehen heute bereits produzierend bei Druckern. Ist Kodak bei Nanopartikelfarben also schneller als Landa Nano Printing, deren Maschinen mit Nano Inks irgendwann nächstes Jahr ausgeliefert werden sollen, und hat sich nur die Schau stellen lassen? Ich habe mal zusammengetragen, was da dran ist. Und: Was haben wir eigentlich überhaupt von Nanopartikeln in Druckfarben?

(Abb.: Landa Nano Printing)
(Abb.: Landa Nano Printing)

In der Tat ist Kodak schon lange in der Erforschung von Nanopartikeln engagiert. Das wurde von dem ehemaligen Fotogiganten bereits in Zusammenhang mit Silberhalogenide, also mit der Entwicklung von Filmen, erforscht. Dann gab es ein Projekt namens Goya, in dem Kodak die Entwicklung von Nanopartikeln für den Einsatz in Inkjetdruckern für Konsumenten forcierte. Damals hatte Kodak noch vor, damit den großen Durchbruch bei der gewohnten Konsumenten-Klientel zu schaffen. Die Heim-Inkjetdrucker sollten Fotodrucke liefern, die mit bester Farbdarstellung lebenslang halten. Die Grundsatzentscheidung damals war, auf Pigment-basierte Tinten (allerdings noch mit größeren Farbpartikeln) zu setzen. Wie wir heute wissen, sind die Konsumenten-Tintenstrahler von Kodak Geschichte. Aber die Nanopartikel-Entwicklung bei Kodak ging weiter, und daraus entstanden die Stream-Inkjetdruck-Technologie und -Druckköpfe im Jahr 2007.

Zipperkopf_ImAugeHabenNeugierigBei Grundlagentechniken für die grafische Industrie war Kodak schon immer gut. Beim Vermarkten von daraus resultierenden Produkten nicht immer.
– Bernd Zipper

In der Stream-Technologie setzt Kodak für seine Prosper-Linie Tinten ein, deren Farbpartikelgrößen im Bereich zwischen 10 und 60 Nanometer liegen. Landa Nano gibt für seine Partikel ungenaue Größenordnungen („tens of nanometer“), aber unter 100 Nanometer an. Kodak hat die Nano-Größe der verwendeten Farbpartikel schlichtweg nicht verwendet, um die Stream-Technologie zu vermarkten. Landa Nano hat schon bei der Firmennamensgebung darauf gesetzt und zudem den Begriff Nano Inks besetzt. Der Erfinder der Nanopartikel ist die Firma von Benny Landa übrigens auch nicht. Nanopartikel wurden schon im Mittelalter bei Keramiken eingesetzt.

Zum Propagieren der Maßstäbe hat Landa Nano eine schöne Darstellung auf seiner Website und erwähnt dort auch die typische Partikelgröße von 500 Nanometer in normalen Offsetdruckfarben. Dem möchte ich noch ein paar andere Vergleichsgrößen hinzufügen: Die neue Trillion-Flüssigtonerfarben von Xeikon haben Partikelgrößen von 2 bis 3 Mikrometer (1 Mikrometer = 1000 Nanometer; unter 100 Nanometer Größe spricht man von Nanopartikeln). Die Farben für HP Indigo liegen in einem ähnlichen Bereich, neuere Patente zeigen aber an, dass HP Partikelgrößen unter einem Mikrometer anstrebt. Damit nähern sich die Indigo-Farben von den Partikelgrößen in Zukunft erst einmal den Offsetfarben an. Xerographie-Toner im hochwertigen Digitaldruck kommt auf etwa sieben bis zehn Mikrometer Partikelgröße.

Der größere Farbraum gegenüber vergleichbarem Inkjet und dem Offsetdruck wird von Kodak wie Landa Nano gleichermaßen herausgestellt. (Abb.: Kodak)
Der größere Farbraum gegenüber vergleichbarem Inkjet und dem Offsetdruck wird von Kodak wie Landa Nano gleichermaßen herausgestellt. (Abb.: Kodak)

Warum aber diese Nano-Größen? Der grundsätzliche Vorteil sind die Reflexionseigenschaften, womit die Prozessfarben sehr rein und vollständig wiedergegeben werden. Das Ergebnis ist unter anderem ein im Vergleich zu Offset und konventionellem Inkjet größerer Farbraum bei gleicher Anzahl Prozessfarben. In der Praxis ergeben sich für den Einsatz bei Kodak und bei Landa Nano ganz unterschiedliche Vorteile. Die Kodak-Stream-Technologie ist ein Continious-Inkjet-Verfahren, das bei der Prosper-Serie auch Dank der Nanopartikel eine Druckgeschwindigkeit bis 300 Meter pro Minute erlaubt. Bei Landa Nano haben die Nanofarben einen wesentlichen Anteil daran, das Landas Hochzeit zwischen Offset und Inkjet gelingen soll. Statt einem Übertragungszylinder wie im indirekten Druckverfahren Offset gibt es hier das Übertragungsband. Und dafür machen andere Aspekte wie Oberflächeneigenschaften die Nanopartikel geeignet.

Nanopartikel und Nano Inks haben also beide Hersteller, Kodak und Landa Nano Printing. Neben den gemeinsamen Vorteilen bei den Farbeigenschaften zeigt sich aber auch, dass Nanopartikel-Farbe nur eine Komponente in zwei sehr unterschiedlichen Anwendungen des Digitaldrucks ist.

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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