Flyeralarm baut aus: Magazine via Onlinedruck produzieren lassen ist nichts grundlegend Neues – die Bereitstellung von Content und eine günstige, transparente Preisgestaltung schon.
Angefangen hat bei Flyeralarm alles im Jahr 2002 mit dem Sammelformdruck von Flyern. Der umsatzmäßig zweitgrößte deutsche Anbieter für online Gedrucktes hat in den letzten Jahren neben weiteren Produkteinführungen aber vor allem in Sachen Service deutlich ausgebaut. Nach eigenen Angaben bietet Flyeralarm mittlerweile mehr als drei Millionen Produktvarianten an. Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob so ein breit aufgestellter und als Branchengröße etablierter Onliner wirklich einen Bereich wie das Publishing braucht. Nun, es gibt schon einen Trend im Printbereich hin zu individuelleren Magazinen in kleinen Auflagen. Aber im Onlinedruck? Ganz verwundert mich der Schritt der Würzburger in diese Richtung nicht, bleiben doch durch den stetigen Ausbau an Produkten und Leistungen, vor allem durch den neben dem Printgeschäft aufgebauten Bereich Future Labs nur noch wenige (Service-)Felder unbesetzt. Nun also der Einstieg in eine ursprüngliche Domäne der Agenturen und alteingesessenen Offlinedruckereien.
Mehr möchte ich dazu aber jetzt nicht verraten, da ich heute, zur offiziellen „Eröffnung“ des Geschäftsfeldes die Gelegenheit hatte, ein paar Fragen direkt an den neuen Kopf von Flyeralarm Media, Rolf Dittrich, zu richten. Als ehemaliger leitender Pressesprecher bei verschiedenen Bundesligavereinen soll er den Aufbau des Bereichs Media – Corporate Publishing aufbauen und führen.
Bernd Zipper: Flyeralarm und Corporate Publishing – welche Erwartungen haben Sie umsatzmäßig an diesen Bereich, den viele Agenturen bereits abdecken?
Rolf Dittrich: Da wir das Corporate Publishing ab sofort als neues Feld in unserem Portfolio wahrnehmen werden, lassen sich noch keine konkreten Umsatzerwartungen formulieren. Zum einen wollen wir natürlich unsere Kompetenzen aus dem Onlinedruck und aus unserer Online-Dienstleistung mit einbringen. Natürlich bieten einige Agenturen schon etwas in der Richtung an – wir möchten aber den Erfahrungsprozess in den kommenden Wochen und Monaten nutzen, um vor allem Transparenz in der Angebots- und Preisgestaltung im Corporate Publishing zu schaffen. Darauf aufbauend ist geplant, ähnlich wie bei unseren „normalen“ Shop-Produkten, am Ende des Erfahrungsprozesses einen Festpreis für gewisse Magazinprodukte und einen konkreten Leistungsumfang machen zu können. Das kann beispielsweise ein 32-Seiter mit Inhalt und Bildern, Layout und Druck zu einem direkt kalkulierbaren und niedrigen Festpreis sein. In der Form kennt der Markt das bislang noch nicht.
„Full-Service wird im Onlinedruck immer attraktiver – die großen Onlinedrucker beschränken sich schon lange nicht mehr nur aufs Drucken. Für die kleinen und ggf. manche Agentur wird es deshalb schwerer. Denn warum sollte man als Kunde den Anbieter wechseln, wenn es (fast) alles aus einer Hand gibt?“ – Bernd Zipper
Bernd Zipper: Haben Sie keine Angst davor, mit dem Corporate-Publishing-Angebot mit einigen Ihrer Kunden, den Werbeagenturen, in Wettbewerb zu treten?
Rolf Dittrich: Mit den Werbeagenturen, die im Corporate-Publishing-Bereich bereits Kunden haben und diese mit Magazinen beliefern, mit denen stehen wir wahrscheinlich gar nicht in Konkurrenz. Denn diese Agenturen haben zumeist Kunden, die ein sehr exklusives Produkt haben wollen – also nicht unbedingt unsere Zielgruppe. Vielmehr wollen wir wertigen Content und eine transparente Preisgestaltung für die Erstellung des eigenen Magazins liefern. Dazu legen wir einen Selektionspool in Form eines großen Content-Fundus an, womit Flyeralarm nicht nur die eigenen Kunden aus dem Mittelstand adressiert, sondern auch unterstützend für Agenturen auftreten kann. Insgesamt liefern wir damit eine Art Standard, über den sich die meisten Agenturen nicht definieren wollen, da sie die individuelle und damit exklusive Content- und Layouterstellung für ihre Kunden übernehmen. Als Beispiel lässt sich hier ein Exklusivinterview mit einem bekannten Schauspieler in einem hochauflagigen Magazin nennen. Nur große Unternehmen leisten sich die entsprechende Redaktion und Unterstützung durch eine Agentur, um einen solchen Beitrag zu realisieren. Mittelständische Unternehmen können sich etwas Derartiges nicht leisten. Da es unsere Kundenbreite erlaubt, können wir hochwertigen Content zur Verfügung stellen und gleichzeitig den Preis niedrig halten. In der Hinsicht können wir also sogar das Portfolio einiger Agenturen erweitern, ohne mit ihnen in Konkurrenz zu treten.

Bernd Zipper: Magazine sind doch kein typisches Feld für Onlinedruckereien. Wird Flyeralarm mehr und mehr zu einer „normalen“ Druckerei, die sich nur noch online bedient, oder wird der Fokus auf dem Onlinegeschäft bleiben?
Rolf Dittrich: Das Produkt Magazin an sich bzw. der Magazindruck ist im kleinen Maßstab schon seit Längerem auch ein Onlinedruck-Produkt. Früher waren es Faltblätter und einfache Handzettel, die schnell durch kleine, geheftete Prospekte und Magazinformate ergänzt wurden. Grundsätzlich neu ist bei unserem Corporate Publishing, dass wir auch Content beisteuern. Produktionstechnisch ist das für uns also nicht neu – und auch kein Weg, mit dem wir unser Kerngebiet Onlinedruck verlassen. Wir haben in den letzten Jahren unser Produktangebot schon deutlich erweitert, zu den Produktvarianten sind noch Neben- und Logistikleistungen in Form von Services gekommen. Dazu gehören auch die vor zweieinhalb Jahren gegründeten Flyeralarm Future Labs, in denen wir drucknahe Dienstleistungen zur Abrundung unseres B2B-Geschäftes oder bei der Unterstützung unserer Kunden im B2C-Geschäft entwickeln. Hier bieten wir einfach mehr. Die Content-Generierung und Bereitstellung sind demnach ein logischer und konsequenter Schritt, um als Komplettanbieter für unsere Kunden aufzutreten.
My Take: Kosten runter, Transparenz und Zugänglichkeit rauf – so könnte die Kurzform des neuen Angebots von Flyeralarm für potenzielle Magazin-Kunden lauten. Mal sehen, wie Institutionen, Vereine und andere Zielkunden aus dem Mittelstand die neue Komplettlösung für Magazine annehmen. Ich bin jedenfalls mal gespannt, wie und ob Flyeralarm mit Media das Onlinegeschäft weiter befeuern kann. Im Hinblick auf die Produkt- und Dienstleistungsbreite legen die Würzburger damit definitiv jetzt schon die Messlatte wieder einen Tick höher. Und – wie bereits angedeutet – können Magazine als eine Art wiederaufkeimender Boom-Bereich im Druckgeschäft gesehen werden. Sollte dieser, gestützt durch die Möglichkeit kleiner Auflagen, einfache Erstellbarkeit und allgemein schneller Verfügbarkeit, weiterhin wachsen, könnten sich unter Umständen auch andere große Printer dafür interessieren. Es bleibt also spannend.
