Google: Rankingverluste für Onlinedrucker durch Googles neuen Index?

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Google verfolgt konsequent seinen Weg nach mobiler Ausrichtung der Websuche und -darstellung – das könnte für manche Onlineprinter übel ausgehen…

Google wird wieder den Index anpassen – voraussichtlich ab dem nächsten Jahr wird ein reiner Mobile-Index den bisherigen kombinierten Desktop-Mobil-Index als primären Index ablösen. Da das Ranking dann noch stärker durch die mobile Suche beeinflusst wird, hat so mancher Onlinedrucker in den nächsten Monaten viel zu tun.

Auf der Digital-Marketing-Konferenz Pubcon, die vom 10. Bis 13. Oktober in Las Vegas stattfand, wurde angekündigt, dass Google schon in wenigen Monaten zwei Indizes, einen für Desktop und einen für Mobile, parallel führen wird. Die mobile Suche wird dabei höher gewichtet und folglich der mobile zum primären Index gemacht. Was das in Zahlen für Verkäufer bedeutet, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Fest steht aber, dass jeder, der nicht mitzieht, überholt wird oder zumindest Anteile verlieren wird. Also gibt es allen Grund, Googles Hinweis auf der Webmaster-Startseite zur Mobiltauglichkeit ernst zu nehmen: „Egal, welchen Schritt Sie als Nächstes wählen: Entscheiden Sie sich für die mobile Welt!“

Ob die Onlinedrucker sich seit dem letzten Update im Mai 2016 für die neuen Erfordernisse gewappnet haben und wie sie sich für die anstehende Änderung wappnen sollten, damit habe ich mich mal intensiver auseinandergesetzt.

Zwar erfolgten die meisten Käufe im Jahr 2015 und voraussichtlich auch im Jahr 2016 noch über Desktops, aber bereits im nächsten Jahr sollen laut einer Studie von demandware mehr Bestellungen mobil als „stationär“ bzw. über Laptop oder Desktop getätigt werden. Immerhin greifen aktuell etwa 90% der Deutschen mobil auf das Internet zu und 24% aller Onlinekäufe werden mit mobilen Endgeräten getätigt – Tendenz steigend. Dieser Trend betrifft natürlich die meisten Märkte und macht ordentliche Mobildarstellungen von Webseiten unbedingt notwendig. Natürlich sind die meisten Online-Käufe von Printprodukten keine Adhoc-Entscheidungen wie z. B. beim Kauf von Büchern oder Smartphone-Zubehör. In Anbetracht technisch immer größer und besser werdender Smartphones, wird aber in Zukunft sicherlich mehr als ein Viertel der Deutschen auch komplexere Kaufentscheidungen – wie z. B. bei personalisierbaren Druckprodukten – unterwegs treffen und auch ausführen. Den Prognosen für das laufende Geschäftsjahr zufolge wird die Zahl nämlich mindestens um die Hälfte zunehmen – dann kaufen mindestens 40% via Smartphone oder Tablet ein.  Mobilfähige Editierumgebungen sollten die Onlinedrucker dann unbedingt in petto haben.

Zu spätes Reagieren auf neue Erfordernisse bestraft der Markt für gewöhnlich hart. Der eine oder andere Onlinedrucker mag denken, dass er aufgrund von ausreichendem Traffic und Bestellungen über Desktops die mobile Darstellung noch vernachlässigen kann. Schlägt das Verhältnis von „stationären“ zu mobilen Käufen aber in naher und mittlerer Zukunft noch stärker als erwartet um, dann darf es nicht Wochen dauern, bis eine Webseite auch in einer mobiltauglichen Version vorliegt.

So kann im Google-Tool PageSpeed Insight eine umfänglich mobiltaugliche Webseite aussehen; Quelle: developers.google.com
So kann im Google-Tool PageSpeed Insight eine umfänglich mobiltaugliche Webseite aussehen; Quelle: developers.google.com

Was wird denn von mobiltauglichen Seiten erwartet?

Zufriedene Kunden möchten Webseiten auch mobil problemlos lesen und durch die Seite navigieren können. Hinderlich ist dabei, wenn ständig gezoomt und ein unübersichtlicher Seitenaufbau abgewartet werden muss. Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit stehen also an erster Stelle, denn niemand hat Lust dazu, sich für die Artikelsuche oder eine Bestellung regelrecht durch eine Webseite zu quälen, nur, weil sie nicht mobiltauglich ist. Für die meisten Besucher zählt also die einfache Bedienung und schnelles Zum-Ziel-Kommen noch stärker als bei Desktop-Anwendungen: die Effektivität der mobilen Webpräsenz bemisst sich also genau an diesen Faktoren! Da ist Googles PageSpeed Insight ein ganz nützliches Tool zur Erfassung von Problemen bezüglich angemessen schneller Darstellung auf Mobilgeräten und User Experience auf denselben. Hilfreich ist dabei die Einstufung in stärkere Defizite (Behebung erforderlich), deren Behebung eine wesentliche Verbesserung bedeuten würde, dann in die Schwachstellen, die – wenn es nicht zu aufwendig ist – behoben werden sollten, um eine noch bessere Seitenleistung zu erreichen (Behebung empfohlen) und zuletzt in die sogenannten bestandenen Regeln.

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Meine bereits bekannte Liste habe ich aus aktuellem Anlass nochmal aktualisiert und siehe da, seit dem letzten Google-Update im Mai haben sich immerhin zwei weitere Onlinedrucker mobilfreundlich gemacht (v). Auffallend bleibt aber, dass besonders einige der Großen Probleme mit der Mobilvariante zu haben scheinen. Zwischen den „besseren“ und „schlechteren“ Onlinedruck-Webseiten im Hinblick auf Mobiltauglichkeit klaffen laut Google-Tool aber riesige Unterschiede bei Darstellungsgeschwindigkeit und User Experience. Umso erfreulicher ist es, dass den meisten der Domains, die den Google-Test auf Mobiltauglichkeit bestanden haben, laut PageSpeed Insights nur wenige Prozent zu einer bestmöglichen User Experience fehlen. Das Tool stuft sie in dieser Hinsicht als leistungsstark ein – bei der Geschwindigkeit müssen aber alle – teils deutlich – nachbessern, um als sehr mobiltauglich eingestuft werden zu können.

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„Offensichtlich nehmen einige Drucker die Sache mit der Mobiltauglichkeit nicht ganz so ernst. In Anbetracht der anstehenden Änderungen und des Surfverhaltens potentieller Kunden sollten sie das aber.“ – Bernd Zipper

Was kann ich als Onlinedrucker denn in Angriff nehmen, um auch „mobil“ Erfolg zu haben?

Ob Sie nun eine Seite als zusätzliche Mobilvariante oder im responsive Design online anbieten – jeder, der gesehen werden und etwas verkaufen möchte, muss sich zwingend mit dem Thema Mobiltauglichkeit auseinandersetzen. Dazu gibt es von mir nun fünf Tipps, die Onlineprinter aktuell beherzigen sollten:

  1. Nicht warten, bis Google es erkennt: Zeigen Sie Google an, wenn Ihre Seite auf mobilen Endgeräten angemessen dargestellt werden kann – dazu brauchen Sie eine separate mobiltaugliche Seite oder eine Webseite im responsiven Design.
  2. Triggersuchen weiter im Auge behalten: Werbung über verschiedene Kanäle führt zu vermehrten Suchanfragen. Viele Kaufentscheidungen werden zwar noch am heimischen Desktop getroffen, mobile Seitenaufrufe finden aber jetzt schon häufiger und in Zukunft auch vermehrt in Verbindung mit Käufen statt.
  3. Vermeiden Sie häufige Fehler, durch die mobile Nutzer frustriert werden: Geschwindigkeit (Dateigröße + Seitenladezeit) und User Experience (Oberfläche, Bildergröße und -menge, Schriftart und -größe) sind hier die Kernpunkte.
  4. Nutzen Sie die kostenlosen Google-Tools, um Baustellen zu erkennen und holen Sie sich Spezialisten ins Haus, die Ihre Seite dem mobilen Such- und Kaufverhalten der Kunden anpassen. Denn SEO und der Umgang mit structured data für den Desktop ist eine ganz andere Sache als SEO für Mobilgeräte!
  5. Aktualisieren Sie regelmäßig manuell oder automatisch Ihr CMS: Für kleinere Drucker kann das schon bessere Mobiltauglichkeit herstellen.

Über die Faktoren für Mobiltauglichkeit hinaus, zählen für das mobile ebenso wie für das Desktop-Ranking natürlich weiterhin Funktionstüchtigkeit und Aktualität der Webseite, Anzahl und Qualität der Links sowie die Verweildauer von Besuchern bzw. Kunden auf der Seite. Also: Dranbleiben und ausbauen, lautet die Devise. Jeder Anbieter hat es selbst in der Hand aktiv zu werden und in Bezug auf die steigenden mobilen Erfordernisse auch zu bleiben.

Als Zusatz hier noch eine kleine Motivationsspritze zur Mobiloptimierung: Da es in einigen Ländern bereits mehr mobile Endgeräte als Desktop-PCs gibt, hängt der Onlineauftritt wesentlich von diesem ab. Und wer ist bei Onlinesuchen oft erste Anlaufstelle? Genau, Amazon. Wenn es um Produktinformationen oder Preiseinschätzungen geht, starten Suchende etwa 30% häufiger ihre Kaufartikel-Recherche bei Amazon als bei Google. Und da Amazon – wie ich bereits berichtete – auch in Print-native Geschäftsfelder eingestiegen ist, gibt es immer mehr Gründe das (mobile) Ranking über Google auf keinen Fall zu vernachlässigen.

My Take: Unabhängig vom Onlinedruck werden sich die Interaktionsgewohnheiten mit Mobilgeräten immer weiter intensivieren – nicht nur die jüngeren Generationen verbringen zunehmend mehr Zeit mit dem Smartphone als mit PC oder Laptop. Damit unsere Branche dabei aber nicht das Nachsehen hat, gibt es noch einiges zu tun. Abzuwarten bleibt dann noch, wie sich Googles stärkerer Fokus auf Mobile zukünftig auswirken wird. Mit dem unmittelbar verwandten Thema `Mobile Centric´ werde ich mich in der kommenden Woche auseinandersetzen. Denn alles wird mobiler – hoffentlich auch der Onlinedruck…

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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