Google vs. China: Umzug nach HK

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Im Zensurstreit (Beyond-Print berichtete) entfernte sich Google gestern einen weiteren Schritt von China, aus den Drohungen wurde Ernst. Besucher der Seite Google.cn werden ab sofort automatisch weitergeleitet zu Google.com.hk. Eine Verlegung in die Sonderverwaltungszone Hong Kong statt China – die Konsequenzen sind noch nicht klar.

Screenshot Google.com.hk

Auf der Hongkong-Version der Google-Seite werden die Suchergebnisse nicht gefiltert. Nutzer können also beispielsweise nach geschichtlichen Ereignissen in Tibet suchen. Gerade in Bezug auf den Verstoß von Menschenrechten war die chinesische Zensur bisher eingesprungen. Dennoch ist sich Google im Klaren darüber, dass China den Zugang zur Suchmaschine jederzeit blockieren könnte.

Googles Senior Vice President David Drummond schreibt im Firmenblog, er sehe in diesem Manöver eine sinnvolle Lösung, die aus rechtlicher Sicht völlig legal sei und dennoch im Sinne der Zensurfreiheit arbeite. Theoretisch stimmt dies auch, beide Parteien könnten ihr Gesicht waren, eine Win-Win-Situation. Ob China in dieser Kraftprobe klein beigibt, wird sich wohl im Verlauf der nächsten Tage zeigen, erst einmal ließ man Empörung verlauten.

In China besitzt Google „nur“ einen Marktanteil von 35 Prozent, an Platz eins liegt die chinesische Suchmaschine Baidu mit rund 60 Prozent. Kurzfristig kann Google die Verluste durch den Rückzug aus China somit verkraften, doch da der chinesische Internetmarkt einer der am schnellsten wachsenden ist, könnte der tatsächliche Verlust in der Zukunft wesentlich größer sein.

Im Firmenblog wies Drummond auch darauf hin, dass diese Umzugsentscheidungen im Google-Hauptbüro in den USA getroffen wurde. Chinesische Mitarbeiter hätten sie nicht mitgetroffen, sondern täten weiterhin ihr Bestes, um im Sinne Chinas zu handeln – sie seien für diese Entscheidung nicht verantwortlich zu machen. Anscheinend schließt der Internetgigant Repressalien für seine Mitarbeiter nicht aus.

Laut Spiegel Online führte die Ankündigung des Umzugs zu einem Aktien-Verlust von 0,45 Prozent auf der New Yorker Börse, zeitgleich stiegen die Aktien von Microsoft. Der Konkurrent soll mit seiner Suchmaschine Bing die entstehende Lücke füllen wollen.

(Imke Hans | Quellen: Spiegel.de, BBC, Dnews, Googleblog)

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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