Gründe für AlphaPicture Insolvenz

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Wir haben die letzten Tage genutzt und einige Informationen gesammelt, um Licht auf die Ereignisse rund um die AlphaPicture-Insolvenz zu werfen. Natürlich möchten wir Ihnen die Entwicklungen der letzten Jahre nicht vorenthalten und einen Ausblick auf die Chancen und Möglichkeiten geben, die eine AlphaPicture-Rettung betrifft.

AlphaPicture Bildpersonalisierung

Ein kleiner Rückblick
Wir bereits berichtet, musste AlphaPicture Geschäftsführer Gerhard Märtterer am 20. Mai Insolvenz anmelden. Am 1. Juli wurde dann das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet. Als Insolvenzverwalter stellte man dem Unternehmen Rechtsanwalt Dr. Philipp Grub zur Seite, der bekannt ist als guter Insolvenzverwalter mit kreativen Ideen zur Rettung und Sanierung von insolventen Unternehmen. Bei AlphaPicture dürfte jedoch die schwierige Problematik und selten anzutreffende Geschäftssituation (es gibt derzeit neben AlphaPicture nur noch DirectSmile) für Probleme gesorgt haben. Doch als cleverer und erfahrener Insolvenzverwalter dürfte Dr. Grub auch die Situation schnell verstanden haben.

AlphaPicture hat insgesamt 336 Kunden über die Welt verteilt. Alle haben umgehend von der Insolvenz erfahren, wie uns stichprobenartige Befragungen gezeigt haben. Damit hat AlphaPicture das Einzig richtige gemacht, nämlich offen mit der Situation umgehen: Denn in einer solchen Situation ist man auf die Mithilfe seiner Kunden und Partner angewiesen. Sei es nur, um Rechnungen aufzuschieben oder gar um als Teilinvestor mit einzusteigen. Auch erhöht man so gleich die Chancen, dass einem die Kunden nicht abspringen, obwohl noch das Unternehmen noch gerettet werden kann.

Die Anfänge des Marktes für Bildpersonalisierung
Als erster Bildpersonalisierer in Deutschland gab es DirectSmile seit 2002. Ein Jahr später wurde AlphaPicture gegründet, aber um einen eigenen Bereich anzusprechen und nicht um direkt mit DirectSmile in Konkurrenz zu treten. Man konzentrierte sich nämlich nicht darauf Software zu verkaufen, sondern Bot seine Lösung günstig (1.500 Euro Einstiegspreis) als ASP-Modell an. Kurz später kam DirecType auf den Markt und wurde von DirectSmile verklagt. Doch die Klage verlor DirectSmile in letzter Instanz. Um den Markt sozusagen mit der eigenen Lösung zu überfluten, senkte DirecType die Preise deutlich. Ab der drupa 2008 wurde die Lösung für rund 375 Euro inklusive einer Click-Flatrate auf Motiven angeboten. Doch die Qualität der Motive war deutlich schlechter als bei AlphaPicture.

Doch die Kunden von AlphaPicture dürfte dies nicht gestört haben. Für einfache Motive nahm man bestimmt nur noch die günstige DirecType-Lösung und für die schwereren Motive wurde weiterhin auf AlphaPicture gesetzt. Dies dürfte bei AlphaPicture zu keinem Kundenrückgang geführt haben, aber zu einem deutlichen Rückgang was den Umsatz pro Kunde angeht.

Nun da DirecType im Rahmen der IPEX 2010 an Printable verkauft wurde, wurde der Preis der DirecType Software fast verdoppelt und es gibt regelmäßige Supportkosten. Damit stiegen die Chancen wieder für AlphaPicture doch fast zeitlich meldete man die Zahlungsunfähigkeit; der Schaden dürfte bereits zu groß gewesen sein. Wie wir aus informierten Kreisen erfahren haben, ist der Umsatz deutlich eingebrochen, Kurzarbeit wurde eingeführt und man verringerte die Zahl der Mitarbeiter um fast die Hälfte. Erschwerend kam laut unserer Quelle hinzu, dass der Vertriebspartner in Amerika in finanzielle Schieflage geriet und seine Zahlungsziele nicht erfüllt. Damit kam plötzlich das dringend benötigte Geld aus Übersee nicht mehr in Waiblingen bei AlphaPicture an. Das hat gerade in der meist ertragreichen Winter- und Weihnachtszeit zu dramatischen finanziellen Einbußen geführt. Daraufhin kündigte man im März dem Vertriebspartner – doch das Geld ist weg. Der Winterspeck fiel sozusagen dünn aus im Winter 2009/2010, wodurch AlphaPicture schnell Probleme bekam, in den eher flauen Druckmonaten des Frühlings und Sommers bestehen zu können.

Die Insolvenz von AlphaPicture war also Resultat einer Verkettung unglücklicher Zufälle – doch die Insolvenz damit nicht mehr abwendbar.

AlphaPicture Bildpersonalisierung

Zukunft für AlphaPicture
Um in der Zukunft bestehen zu können, hat man nun bei AlphaPicture das komplette Rechenzentrum von strom- und damit geldfressenden alten Maschinen auf neue 64-Bit-Maschinen umgestellt. Dadurch sanken die Serverkosten um 80 Prozent. Da man nun jedoch die Insolvenz angemeldet hat hat, und die Server nicht in den eigenen Geschäftsräumen stehen sondern in einem externen Rechenzentrum, musste man die Server abschalten (lassen) da man die Stellplätze nicht weiter bezahlen und damit mieten konnte. Wikipedia erklärt, dass in solch einem Fall keine Gläubigerbegünstigung stattfinden darf und der Betreiber des Rechenzentrums vermutlich von seinem Mieterpfandrecht Gebrauch gemacht hat und die Server sozusagen einbehält bis AlphaPicture wieder zahlungsfähig ist. Problematisch daran: auch die Webseite des Unternehmens ist offline und alle bisherigen Kunden, die auf die ASP-Dienste von AlphaPicture zurückgreifen, können derzeit keine personalisierten Bilder für Grußkarten, Kalender etc. generieren.

Doch bei AlphaPicture ist man laut unseren Informationen sehr fleißig und seit Monaten in Gesprächen mit möglichen Geldgebern und Investoren. Als Ziel wird man sich wahrscheinlich gesetzt haben, wieder zurück zu den eigenen Wurzeln zu kehren und das ist die Bildpersonalisierung im ASP-Modell. Viele der anderen Vorstöße wie Transpromo und Zeitschriftencover brachten sicherlich zu wenig Erträge. Daher wird man sehr wahrscheinlich mit seinem kleinen und eingespielten Team von Entwicklern und Vertrieblern, sobald man einen Investor gefunden hat, AlphaPicture wieder hochziehen und nur die Bildpersonalisierung anbieten.

Eine Rettung wäre für alle Beteiligten eine positive Entwicklung
Aus unternehmensnahen Kreisen heißt es, man sei sehr zuversichtlich eine schnelle Lösung noch im Juli präsentieren zu können, sodass die Kunden keine großen Einbußen hinnehmen werden. Denn das Hauptgeschäft mit bildpersonalisierten Druckprodukten wird erst wieder im Herbst und Winter anlaufen wenn es um Geschenke für Weihnachten geht. Um bestehende und neue Kunden zu halten bzw. anzuziehen hat man zudem einige interessante Weiterentwicklungen vorgenommen und Tools programmiert. Dazu wird sich das Unternehmen sicherlich äußern, sobald die Rettung durch einen Investor durch ist. Bei den derzeitigen Investorengesprächen scheinen die Interessenten aber begeistert zu sein von den neuen Möglichkeiten und Chancen von AlphaPicture als ASP-Bildpersonalisierer.

Die Stimmung im Unternehmen soll gut sein und man ist sehr positive gestimmt, schon sehr bald die Fortführung des Geschäftsbetriebs ankündigen zu können. Wir freuen uns natürlich darüber und hoffen, schon sehr bald weitere positive Meldungen zu AlphaPicture bekannt gegeben zu können. Den Markt der Bildpersonalisierungs-Lösungen dürfte es freuen, da somit eine gewisse Konkurrenz bestehen bleibt, und die belebt bekanntlich das Geschäft. Und das wiederum ist gut für alle, die bildpersonalisierte Druckprodukte bestellen und anbieten wollen. (Daniel Schürmann)

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

Discussion2 Kommentare

  1. Es gibt neben AlphaPicture nicht nur DirectSmile sondern auch Fusion Pro Expression (bis vor Kurzem noch unter DirecType bekannt)

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