Hightech-Farbe gegen den Smog

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Die Smog-Situation in der philippinischen Hauptstadt Manila wird zunehmend dramatischer. Gemäß eines Statements des Gesundheitsministeriums gilt es nun offiziell als „riskant“, die Luft in der Stadt einzuatmen. Die Lokalregierung möchte dem Problem nun unkonventionell begegnen und lässt Mauern und Schutzwände entlang von Straßen mit Hightech-Farbe bemalen, die die Luftqualität verbessern soll. Luftschadstoffexperte Karsten Smid von Greenpeace Deutschland hält dies für ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen und sieht eine tragfähige Lösung nur in der Reduktion und Säuberung des Individualverkehrs.

Smog: Hohe Luftverschmutzung in Manila - (Foto: Flickr/Keith Bacongco)

Hergestellt wird die Farbe „KNOxOUT“ von Boysen. Sie ist seit Sommer 2011 im Einsatz. Ölriese Shell hat damals begonnen, seine Tankstellen damit zu bestreichen. Auf diesen Zug ist nun auch die Regierung der zwölf Mio. Einwohner beherbergenden Metropolregion aufgesprungen. Gleichzeitig will man mit der Farbe auch das Stadtbild verschönern, berichtet Inhabitat. Auf Basis von Titanoxid reagiert die Farbe mit Sonnenlicht und Wasserdampf. Auf diese Weise bindet sie Stickstoff und reduziert den Anteil dieses Gases in der Luft um bis zu 20 Prozent.

„Das ist ein hoffnungsloses Unterfangen“, urteilt Smid. „Das Smog-Problem ist derart katastrophal, dass dadurch keine merkliche Verbesserung zu erwarten ist. Man sollte mit der Schönfärberei aufhören und das Übel an der Wurzel packen“, so seine Forderung. Die WHO und andere Organisationen schlagen bereits seit Jahren regelmässig Alarm, was die Luftqualität der Region anbelangt.

Die Hauptschuld an der massiven Verschmutzung trägt laut Smid der Individualverkehr. „Es gibt keine strengen Abgasprüfungen, viele Autos und Mofas sind alt und fahren ohne Katalysator, gleichzeitig nimmt die Motorisierung weiter zu“, erläutert der Fachmann. Erschwerend kommen die durchgehend sehr warmen Temperaturen und die hohe Einwohnerzahl- und dichte hinzu. Nach offiziellen Angaben sind 65 Prozent der Luftbelastung auf den Verkehr und 21 Prozent auf stationäre Quellen wie Fabriken oder Müllhalden zurückzuführen.

Schon seit Jahren warnen Forscher vor den gesundheitlichen Folgen. Wie das Umweltministerium berichtet, waren im Jahre 2008 drei der zehn häufigsten Todesursachen – chronische Erkrankungen der unteren Atemwege, Herzkrankheiten und Pneumonie – unmittelbar auf den Smog zurückzuführen. „In solchen Metropolen sehen wir sowohl hohe Feinstaubbelastung als auch hohes Aufkommen von Ozon-Smog. Beide Faktoren verstärken sich. Sie dringen tief in die Atemwege ein und führen zu dauerhaften Schädigungen“, so Smid.

Er fordert Maßnahmen zur Eindämmung des Individualverkehrs. „Man muss Alternativen anbieten und die öffentlichen Verkehrsmittel fördern und gleichzeitig flächendeckende Umweltprüfungen für Autos einführen.“ Andernfalls ist mit einer weiteren Verschlimmerung der Situation zu rechnen.

Vereinzelte Expertenmeinungen gehen sogar davon aus, dass bei zunehmender Verschlimmerung des Problems die Region unbewohnbar werden könnte. „Es ist unstrittig, dass die Lage bereits gesundheitsgefährdend und unzumutbar ist. Jeder Arzt würde davon abraten, sich länger im Freien aufzuhalten. Das Heraufbeschwören solcher Szenarien hilft aber niemandem weiter“, meint der Greenpeace-Experte.

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(Georg Pichler/Marco Schürmann | Quelle: pressetext.com)

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