Wir berichteten bereits von der Enthüllung von Apples neuem Cloud-Service, genannt „iCloud“. Doch was macht iCloud so besonders und ist es überhaupt so innovativ, wie Apple es darstellt? Und was ist mit der Privatsphäre, die bei Apple in den letzten Monaten oft genug für Gesprächsstoff gesorgt hat? Dies und mehr, erfahren Sie hier.

Unter iCloud fasst Apple Cloud-Services zusammen, die zwar nicht neu sind, es aber in der gesamten Kombination so noch nicht gibt. Bevor iCloud einen Namen erhielt, war Apples „MobileMe“ für die Synchronisation der Apple-Geräte zuständig. Mit iCloud will Apple die Funktionen von MobileMe aufnehmen und diese um einige mehr erweitern: Neben der Möglichkeit, Kontakte, Kalender und Nachrichten online zu speichern, bietet man Nutzern auf fünf Gigabyte nun genug Speicher für Backups und Synchronisation von Dokumenten, Medien und Anwendungen. Der Service soll kostenfrei sein – möglich sind jedoch einige Premium-Features für die Zukunft. Wer bisher die jährlich 99 US-Dollar für MobileMe gezahlt hat, mag bei der Aussicht auf einen kostenlosen und besseren Service verärgert werden, doch Apple bietet hier ein Gratis-Jahr an und den Nutzern mit knapp 20 Gigabyte zudem mehr Speicherplatz als die 5 Gigabyte in der kostenlosen iCloud.
In den ebenfalls auf der WWDC 2011 vorgestellten Betriebssystemen iOS 5 und Mac OS X Version 10.7 „Lion“ soll iCloud bereits integriert sein. Auch mit Apple TV oder einem Windows-PC soll man die Funktionen der iCloud nutzen können. Benötigt wird dafür lediglich die Apple-ID und das dazugehörige Passwort – und natürlich eine passende Anwendung.
Was also kann die iCloud, was andere Dienste nicht können? Diese Frage ist relativ trivial mit „nichts“ zu beantworten. Wer Daten in einer Cloud bereitstellen will, hatte bisher unter anderem mit „Dropbox“ eine einfache und gute Möglichkeit dazu. Backups und eine Synchronisation konnten bisher auch gewohnt über Apples iTunes erfolgen. Man könnte meinen, Apple will die sonst persönlich gelagerten Daten und Informationen der Nutzer auf seine eigenen Server verlagern, um mehr Kontrolle darüber zu haben. Auch was die Arbeiten in der Cloud angehen, gibt es derartige Dienste schon von der Konkurrenz in Form von Google Docs und Microsofts Cloud Office 365. So ist es in Apples iCloud möglich, seine Arbeiten innerhalb der Cloud jederzeit auf verschiedenen Geräten fortzusetzen.

Apple-Anhänger, die Apple bisher bereits alles anvertraut haben, werden auch bei der iCloud wohl kaum zögern, doch gerade bei Cloud-Diensten gilt es, vorsichtig zu sein: Vergangene Beispiele, wie unter anderem die Amazon-Cloud zeigen, dass man sich nicht immer auf die Cloud verlassen sollte, da auch ein möglicher Datenverlust in Betracht gezogen werden muss. Themen wie Privatsphäre sind, besonders wenn die Server, auf denen die Daten gespeichert werden, im Ausland stehen, wichtig. Denn dort gelten andere Gesetze bezüglich des Datenschutzes. Wer wird meine Daten sonst noch zu Gesicht bekommen außer Apple und was stellt Apple mit meinen Daten an? Das Standortdaten-Problem hat gezeigt, dass Apple einiges an Informationen ohne das Wissen der Nutzer speichert und gerade wer stark persönliche oder geschäftliche Daten und Informationen in der Cloud speichert, lebt bei Cloud-Services potentiell gefährlich.
Weiterhin Sorgen bereiten könnte die proprietären Einstellung von Apple: Was, wenn man die in der Cloud gespeicherten Daten extern benötigt, auf einem nicht-Apple-Gerät? Das Problem dabei: Nicht jeder hat ein Apple-Gerät, man macht sich durch die Nutzung der Services immer mehr von Apple abhängig, ist immer mehr darauf angewiesen, dass auch das Umfeld Apple-Geräte besitzt.
Innerhalb dieses Jahres kann man auch seine MP3-Titel in iTunes integrieren, was für den Preis clever ist. Zwar soll der iCloud-Service kostenlos sein, doch wird erwartet, dass man entweder durch Werbung Einnahmen erzielt – was aber eher unwahrscheinlich ist, oder aber durch Angebote von speziellen Premium-Features wie weitere Funktionen oder mehr Speicherplatz innerhalb der Cloud.

Hier sei anzumerken, dass es Unterschiede bei den Zugängen von iTunes gibt: Während man als US-Nutzer von iTunes sowohl Bücher, als auch Anwendungen und Musik nachträglich herunterladen kann, haben deutsche Nutzer nur begrenzte Nutzungsmöglichkeiten: Hier bleibt es außen vor, Musik im Nachhinein nochmalig herunterzuladen, stattdessen muss sie umständlich lokal synchronisiert werden. Womöglich fehlen Apple noch etwaige Rechte in Deutschland. Videomaterial wird zum Großteil nicht in der Cloud gespeichert, lediglich Musikvideos werden hier Angeboten. Nutzer von anderssprachigen Inhalten müssen sich für einen Zugang für iOS-Geräte entscheiden, denn wer mehrere Konten für nur ein Gerät hat, muss mit Problemen rechnen, da die Cloud schließlich an die jeweiligen Accounts gebunden ist.
Wofür also iCloud, wenn man alles notwendige bisher auch mit Dropbox, Google Docs und Co. erledigen konnte? Der einzige Vorteil liegt darin, dass Apple mit der iCloud all jene Dienste miteinander vereint und es damit Nutzern einfacher gestaltet, ihre Daten im Überblick zu haben. Auch die Synchronisation zwischen allen Apple-Geräten ist dadurch automatisch geregelt. Die fünf Gigabyte Speicherplatz sind zwar reichlich, doch gerade bei den mobilen Geräten, auf die Apple bei dem Dienst hauptsächlich setzt, könnte es dadurch zu Problemen mit den Beschränkungen der Datenübertragung kommen – nicht jeder hat eine richtige Internet-Flat für sein mobiles Gerät – und selbst diese sind oft in ihrem Volumen und ihrer Geschwindigkeit begrenzt. Nur E-Mails, Dokumente, Einstellungen und App-Daten nehmen Platz in der Cloud ein, Medien wie Musik, Bücher, Apps und der Foto-Stream belegen keinen Speicher in der persönlichen Cloud.
Fazit: Apple hat das Rad mit „iCloud“ nicht neu erfunden, doch gezeigt, dass die Kombination der verschiedenen Dienste in Verbindung mit einer Cloud viel Sinn macht. Wer bisher Cloud-Dienste und Tools wie Google Docs verwendet hat, wird die iCloud zwar nicht unbedingt brauchen, doch wohl wegen ihres Funktionsumfangs nutzen – wenn man ein Apple Gerät besitzt. Bleibt abzuwarten, ob Apple seine Cloud auch anderen Diensten öffnet, oder ob man bei dem proprietären Dienst bleibt und die Anwender dazu zwingt, die hauseigenen Tools für ähnliche Dienste zu nutzen. Auch den Datenschutz sollte man nicht aus den Augen verlieren, denn gerade die Cloud-Services bieten Gefahren, die bei bestimmter Nutzung fatal sein können. Zuletzt noch ein kurzer Überblick über die Vor- und Nachteile von iCloud:
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(Marco Schürmann)