Dem Internet droht ein Wachstumsstillstand. Innerhalb der kommenden zwölf Monate wird der Vorrat an IP-Adressen endgültig aufgebraucht sein. Verantwortlich dafür ist das jahrelange Festhalten am veralteten IPv4-Protokoll, das durch seine 32-Bit-Ausrichtung nur knapp über vier Milliarden IP-Adressen bietet. Und es sind nur noch einige Millionen verfügbar.

Gerade einmal 234 Millionen Adressen sollen derzeit noch verfügbar sein, wie auch ein Twitter-Counter eindrucksvoll zeigt – der große Knall soll am 30. Juni 2011 erfolgen. An diesem Stichtag soll vermutlich die letzten IPv4 Adresse vergeben werden. Eine Lösung des Problems gibt es und die nennt sich IPv6. „Seit Jahren mahnen Experten zum Umstieg auf das neue IPv6-Protokoll. In der Realität geht der Traffic diesbezüglich aber immer noch gegen null“, erklärt Richard Wein von nic.at gegenüber pressetext. Den verschleppten Umstieg erklärt sich Wein mit dem fehlenden wirtschaftlichen Druck. „Da derzeit noch IP-Adressen zur Verfügung stehen und alles wie gehabt funktioniert, sehen alle Beteiligten keinen Grund, in die neue Technologie zu investieren.“
Wein und anderen Experten zufolge ist die derzeitige Ruhe aber trügerisch. Denn werden die IP-Adressen in den kommenden ein bis zwei Jahren tatsächlich knapp, droht ein teurer Handel um die verbleibenden Ressourcen. Wer dann schnell einen neuen DSL-Anschluss anmelden und nutzen will, wird tief in die Tasche greifen oder auf frei werdende Adressen warten müssen, so das Worst-Case-Szenario.
Neben den Access- und Content-Providern sowie den Geräteherstellern sollten aber auch Unternehmen und Privatpersonen das Thema IPv6 nicht mehr länger von sich wegschieben. Wer sich neue Hard- oder Software zulegt, sollte auf IPv6-Tauglichkeit achten. Das Internetprotokoll IPv6 ist seit Jahren definiert. Durch den Umstieg auf 128-Bit-Adressen wird die Anzahl der verfügbaren IP-Adressen um ein Vielfaches erhöht. In den kommenden Jahren werden beide Protokolle parallel existieren. Geschicktes Ressourcen-Management könnte den Engpass noch um einige Monate nach hinten verschieben. (Daniel Schürmann | Quelle: pressetext.de)
DiscussionEin Kommentar
Solche Artikel geistern seit Urzeiten regelmäßig zum Sommerloch durch die PR-Dienste und von dort durch die Presse. Als ich das vor ca. zehn Jahren zum ersten Mal las, fand ich die Warnung auch noch plausibel, aber nachdem sich seitdem immer noch keine Zeichen für explodierende IP-Adressen-Preise oder Adressknappheit zeigen, können wir uns wohl alle entspannen.
Beweisstück A:
http://www.iana.org/assignments/ipv4-address-space/ipv4-address-space.xml
So lange amerikanische Firmen und Institutionen wie Level3, Apple, IBM oder Halliburton komplette /8-Netzblöcke besetzen und der komplette Class E-Adressraum noch nicht einmal vergeben ist, ist *jede Menge* Platz vorhanden.
Beweisstück B:
Zusätzlich zeigt uns Asien, dass selbst ein Markt mit Unmengen vernetzter Alltagsgeräte keinerlei Schwierigkeiten diesbezüglich hat. Ganz China hat beispielsweise nur so viele IP-Adressen wie ein Campus der University of California und dort kann man auch nicht feststellen, dass das „Internet zusammenbricht“.
Es gibt viele gute Gründe, irgendwann auf IPv6 zu wechseln, aber Adressknappheit ist sicher kurz- und mittelfristig keiner davon, egal wie häufig NICs, NOCs und Routerhersteller uns per PR davon zu überzeugen versuchen.
Und das Internet würde dann im Übrigen auch nicht „zusammenbrechen“, sondern es wären lediglich die Anzahl der Teilnehmer beschränkt. Etwas weniger Sensationalismus würde den seriösen Eindruck von beyond-print.de weniger beschädigen. 😉