Gelato verschafft Digitaldruckpartnern mit seiner intelligenten Cloudlösung mehr Produktionsvolumen, ohne selbst auch nur eine Maschine zu besitzen.
Wie das funktioniert, habe ich bei Herrn Müller-Hansen, CEO Gelato, mal genauer nachgefragt.
Bernd Zipper: Bei Ihrer Marke Optimalprint, die nunmehr seit fast zehn Jahren am Markt ist, legen sie großen Wert auf die Auslieferung hochqualitativer Drucke. Wie stellen Sie sicher, dass die in Ihr Netzwerk eingebundenen Drucker ein ähnliches Qualitätsdenken umsetzen?
Henrik Müller-Hansen: Da wir im Jahr 2016 rund eine Millionen einzelne Aufträge abwickeln, erlaubt uns schon die schiere Menge, skalierbare und weltweit funktionierende Abläufe zu entwickeln. Bei einer so hohen Frequenz und einem so hohen Durchlauf entdecken wir ständig Verbesserungsmöglichkeiten. Das Gelato Network ist nicht über Nacht entstanden. Es ist das Ergebnis von Jahren des Justierens und von über einer Millionen Entwicklerstunden.
Die Tatsache, dass wir von Beginn an den Druck outgesourced haben, hat es uns erlaubt, uns auf die Produktionsqualität und optimierte Arbeitsabläufe zu konzentrieren. Alles musste von Anfang an automatisiert werden.
Um sich als Partner für das Gelato Network zu qualifizieren, muss eine Druckerei mit den neusten Digitaldruckmaschinen arbeiten (HP Indigo 7000 und höher und / oder Xerox iGen 4 oder höher). Voraussetzung ist auch ein spezifisches technisches Umfeld bei der Weiterverarbeitung. Alle Aufträge werden gebündelt und druckfertig übergeben, d.h. alles, was Pre-Press angeht, wird von Gelato erledigt. Die Druckereien arbeiten mit dem von Gelato entwickelten Arbeitsablauf und erzielen dank des eng vorgegebenen Produktionsprozesses eine hohe Effizienz.
Die Bewertungen der Qualität, z.B. über Trustpilot für unsere Marke Optimalprint, sind extrem positiv – eine Bestätigung für die gute Performance der Plattform.
Bernd Zipper: Mit Gelato Globe, Gelato Cloud und Ihrem Gelato Network sind Sie in Bezug auf Print-Onlinedienste breit aufgestellt. Können Sie uns einmal den Zusammenhang zwischen diesen Elementen erläutern und welchen Mehrwert es einem Drucker bietet, sich an Ihr Netzwerk anzubinden?
Henrik Müller-Hansen: Das Gelato Network ist der Kern von Gelato und umfasst verschiedene Komponenten: die Software, das Abrechnungssystem, die professionellen Druckereien und die Versandunternehmen, die an unser System angeschlossen sind. Darauf bauen die verschiedenen Angebote für Kunden auf:
- Gelato Globe ist unser digitales Brand-Management-System für Druckunterlagen. Es unterstützt vorrangig international tätige Unternehmen.
- Gelato Air ist die “White-Label”-Lösung für Consumer-Marken, die ihr Geschäft um Fotoprodukte erweitern wollen. Ein Beispiel ist UNICEF Norwegen.
- Mit Optimalprint begann die Geschichte von Gelato. Optimalprint ist unsere Seite für Fotoprodukte und spricht besonders Familien an: mit personalisierten Grußkarten, Fotobüchern und Kalendern.
Unsere Software-Lösungen machen den Druckprozess einfach – für den Endkunden ebenso wie für die Druckerei. Die druckfertigen Dateien gehen an die angeschlossenen Druckereien: für diese Aufträge sind weder Vertrieb, Kontrolle von Dateien oder Pre-Press-Arbeiten nötig, es müssen keine Einzelrechnungen erstellt oder zeitaufwändige Versandvorbereitungen getroffen werden – alles wird von der Gelato-Plattform automatisch erledigt.

Bernd Zipper: Sie sprechen davon, dass Ihre Cloud-Lösung auf dem Weg ist, die weltweit intelligenteste Druck-Cloud zu werden. Was denken Sie unterscheidet Ihre Druck-Cloud wesentlich von anderen Anbietern?
Henrik Müller-Hansen: Wir sind ein Technologieunternehmen, keine Druckerei. Wir setzen alles daran, unseren Kunden erstklassig zu bedienen. Der Fokus auf die Technik erlaubt es uns, Dinge neu anzugehen. Die Integration von anderen Technologien ist dabei ein Schlüssel zum Erfolg – daher arbeiten wir mit mehr als 200 Systemen und Lösungen. Ein einfaches Beispiel ist das Gelato-Plug-In für Adobe. Es ermöglicht Designern, Dateien direkt aus den Adobe-Programmen zu Gelato hochzuladen – ohne den Umweg über PDFs.
Den gleichen technologieorientierten und partnerschaftlichen Ansatz verfolgen wir bei den Druckdateien, die an die Druckereien gehen: Wir leiten Aufträge nicht nur basierend auf einer Reihe von Merkmalen an die am besten passende Druckerei weiter, sondern mittels unserer Produktions-App sind wir auch in direktem Kontakt mit der Druckerei. So ist immer klar, wie viele Bestellungen eingegangen sind, wie viele bereits bearbeitet wurden und wir sind gleich informiert, wenn es Probleme geben sollte, die wir gemeinsam angehen müssen.
All das tun wir, ohne dass wir eine einzige Druckmaschine besitzen. Eine Druckerei im Gelato-Network konkurriert also auch nicht mit Gelato-eigenen Kapazitäten.
„Effizienz, moderne Technik und ein hohes Qualitätsniveau – all das sind Aspekte, die Gelato seinen Druckpartnern abverlangt und gleichzeitig auch selber bietet. Ein gutes Fundament für gewinnbringendes Drucken!“ – Bernd Zipper
Bernd Zipper: Gelato wirbt damit, dass es mit Gelato Globe einen besonderen Koordinationsvorteil für den Kunden bringt und auch ansonsten effizienzsteigernd wirkt. Wie erkennen Sie die Anliegen Ihrer Kunden und die potenziellen Vorteile bei Ihren Partnern?
Henrik Müller-Hansen: Gelato ist ein Technologieunternehmen, das digitale Druckmaschinen auf der ganzen Welt in einer globalen Druck-Cloud zusammenführt. Wir besitzen keine Maschinen, unsere Kunden nutzen die Plattform, um vor Ort zu drucken – und zwar nur genau die Mengen, die sie benötigen. Die Produkte sind auch sehr schnell bei Kunden – in der Regel innerhalb von 48 Stunden. So löst Gelato Globe die Probleme, die auftreten, wenn zentral gedruckt und weltweit verschickt werden soll: Wir reduzieren Versandzeiten und -kosten und ermöglichen so den Unternehmen, nur das zu drucken, was sie wirklich brauchen.
Die digitale Transformation wird in allen Bereichen diskutiert. Aber die wenigsten Unternehmen sehen Druck als einen Bereich, der gerade genau so eine Transformation durchläuft. Wenn wir danach fragen, wissen die wenigsten Unternehmen, wie viel sie wirklich genau drucken. Mit Gelato Globe sind ganz einfach Berichte zu erstellen, bis hin zum einzelnen Mitarbeiter. Marketingverantwortliche befürchten häufig Markeninkonsistenzen, wenn an verschiedenen Orten gedruckt wird. Dank editierbarer Vorlagen, standardisierten Papieren und Veredelungen finden wir da Lösungen. Und wir kooperieren beim Thema Farbkonsistenz eng mit HP und mit Xerox.
Gelato ermöglicht es, Kreativität zu teilen – auf umweltfreundliche und effiziente Weise!
Bernd Zipper: Können Sie sich vorstellen, Ihre Marke Optimalprint weiter auszubauen – bspw. mit weiteren Produktkategorien und Produktionsverfahren? Oder werden Sie den Schwerpunkt in Zukunft stärker auf die Netzwerk-Anbindung von Partnern im Digitaldruck legen? Wo liegen die Investitionsschwerpunkte?
Henrik Müller-Hansen: Im Bereich der Endverbraucher ist der Markt für Fotoprodukte enorm. Allein Grußkarten werden mit 20 bis 30 Milliarden USD beziffert, je nachdem, mit wem sie sprechen. Fotobücher sind nur in Westeuropa und den USA ein Markt von 1,6 Milliarden USD. Die Herausforderungen für Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv werden wollen, sind a) Kleinstaufträge abzuwickeln und dabei Produktion und Versand profitabel zu halten und b) skalierbare und profitable Wegen zu finden, Marketing zu betreiben – regional und international. Optimalprint war die Grundlage für Gelatos Wachstumsgeschichte und das Gelato-Network. Damit haben wir die Umsätze und Gewinne erwirtschaftet und die Druckvolumina geschaffen, die es uns erlaubt haben, ein Netzwerk exzellenter Druckereien aufzubauen. Partner, die Gelato Air nutzen – also Marken, die sich auf Heim und Familie spezialisieren und mit der Whitelabel-Lösung von Optimalprint ihre eigenen Online-Shops betreiben –, profitieren davon. Und die Zahl der Gelato Air-Partner wächst stetig.
Unser Fokus liegt dennoch auf unserem B2B Angebot. Weltweit vor Ort zu produzieren – vor allem in den BRIC-Staaten – ist eine Herausforderung. Wir sind aber davon überzeugt, dass wir mit diesem Netzwerk die richtige Plattform bieten, mit deren Hilfe international aufgestellte Unternehmen ihre Marke sowohl digital als auch physisch managen können.
Bernd Zipper: Mir ist aufgefallen, dass Sie Digitaldruckereien, die sich an Ihr Netzwerk anbinden und über dieses Druckvolumen anbieten, eine stärkere Maschinenauslastung versprechen bei gleichzeitig einfacher Integration per `Plug and Play´. Angenommen, ich wäre ein Digitaldrucker mit Wunsch nach mehr Auslastung, wie läuft die Anbindung an Ihr Netzwerk ab (bspw. mittels API) und was muss ich als Drucker mitbringen (z. B. Kapazitäten, Workflow, Produktportfolio…)?
Henrik Müller-Hansen: Wir arbeiten momentan mit den neuesten Maschinen von HP Indigo und Xerox iGen. Dazu gibt es eine Reihe zusätzlicher Anforderungen bei den Geräten für die Weiterverarbeitung. Wenn wir in einem Land online gehen, starten wir in der Regel mit zwei Druckereien und bauen das Netzwerk aus, wenn die Aufträge zunehmen. Momentan liegt der Fokus auf Asien und Lateinamerika, aber wir haben im Laufe des Jahres auch in einigen europäischen Märkten neue Druckereien angebunden – denn die Zahl der Aufträge wächst stetig.
Bernd Zipper: Das Thema Mobile entscheidet auf vielen Märkten heute schon über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen. Als Teilnehmer im Onlinedruck-Business haben Sie sich dem Thema bereits gewidmet und alle Ihre Tools mobilfähig gemacht. Wie viel Kapazitätsauslastung verdanken Sie und Ihre Netzwerk-Partner aktuell mobilen Anfragen und Bestellungen? Welchen Stellenwert hat das Thema Mobile für Ihr Unternehmen und zukünftige Anwendungen?
Henrik Müller-Hansen: Vor Kurzem sagte ein Sprecher bei einer Wirtschaftskonferenz: „Wir sind schon alle ausschließlich mobil, wir wissen es nur noch nicht“. Unsere Bestellungen kommen noch nicht alle von Mobilgeräten, aber der Anteil steigt auf jeden Fall. Kein Wunder, bei weltweit 3,6 Milliarden Smartphones bis Ende 2016.
Man mag sagen, dass der Trend zur mobilen Nutzung nur den Consumer-Bereich betrifft, aber ganz ehrlich, den größten Teil des Tages sitzen wir doch nicht am Rechner, sondern sind in Besprechungen oder auf dem Weg von A nach B. Sehr viel Arbeit wird auf dem Handy oder Tablet erledigt. Und wir haben uns an die Freiheiten, die diese Art zu arbeiten ermöglicht, gewöhnt. Kurz gesagt – Mobil ist wichtig für Gelato und definitiv ein Thema, dem wir viel Aufmerksamkeit schenken. Fast alle Funktionen unserer B2B-Lösung Gelato Globe sind daher auch auf dem Handy nutzbar – und werden auch genutzt. Besonders Bestellungen von Visitenkarten und Vertriebsmaterialien, die Freigabe von Bestellungen und die Sendungsverfolgung.
Bernd Zipper: Klar sind die Auflagengrößen in vielen Bereichen sinkend, aber meinen Sie nicht, dass Sie sich selbst mit dem ausschließlichen Einsatz des Digitaldrucks und der eher schmalen Produktpalette wichtige Geschäftsfelder vorenthalten?
Henrik Müller-Hansen: Druck ist eine riesige Industrie. Und Digitaldruck gehört die Zukunft. Die Entwicklungen der letzten Jahre im Digitaldruck sind beeindruckend, was Kapazitäten, Formate, Materialien und Anpassungsmöglichkeiten angeht. Wir sind davon überzeugt, dass es richtig ist, sich auf den Digitaldruck zu konzentrieren.
Bernd Zipper: Wäre denn der Online-Fotodruck nicht auch lukrativ für Sie? Mit Ihrem großen Netzwerk, den Indigo-Maschinen und der breiten geographischen Abdeckung wären Sie doch auch auf diesem Feld durchaus konkurrenzfähig, oder?
Henrik Müller-Hansen: Wie bereits erwähnt, das Consumergeschäft ist sehr spannend. Neben dem Wachstum verdanken wir diesem Bereich auch die Erfahrung, Kleinstbestellungen effizient zu managen. Wir stellen fest, dass sowohl Firmen als auch Konsumenten immer kleinere, personalisiertere Aufträge bevorzugen. Profitabilität ist bei solch kleinen Bestellmengen vor allem über Software und weniger über Hardware (also Druckmaschinen) zu erreichen. Fotos sind definitiv interessant. Wir haben gerade Fotobücher und Fotokalender ins Angebot genommen, die man in wenigen Minuten auf dem Smartphone erstellen und bestellen kann. So erschließen wir uns das enorme Potenzial der Milliarden von Fotos, die auf Handys gespeichert sind. Und wenn unsere Kunden mit der Lösung zufrieden sind, werden wir uns weitere Fotoprodukte ansehen, die in unser Sortiment passen könnten.
Bernd Zipper: Was steht in der nahen und mittleren Zukunft bei Gelato auf dem Plan? Können Sie uns einen kleinen Einblick in Ihre Vorhaben der nächsten Jahre geben? Gibt es vielleicht Kooperationsvorhaben mit anderen großen Cloud-Anbietern und Netzwerkern, um eine noch intensivere Marktabdeckung zu erreichen?
Henrik Müller-Hansen: Wir wollen die weltweit intelligenteste Print-Cloud aufbauen – im Hinblick auf Qualität und Effizienz in der Produktion. In Sachen Qualität arbeiten wir eng mit HP und Xerox zusammen. Zum Beispiel arbeiten HP und Gelato gerade an einem Projekt zur Farbkonsistenz – erste Ergebnisse wurden auf der Graph Expo präsentiert. Bei der effizienten Produktion ermöglicht es die Produktions-App den Druckereien, den Maschinenbestand und die Gelato-Produktion vom Handy aus zu managen. Ich glaube, wir sind führend darin, Arbeitsabläufe von Anfang bis Ende über das Mobiltelefon zu managen. Zusätzlich verringern wir den CO2-Ausstoß, indem wir unser Cloud-Netzwerk weiter ausbauen, den Druck immer näher beim Endnutzer ausführen und so unnötige Transportwege vermeiden.
Kurz zusammengefasst: 2017 liegt der Fokus für Gelato auf Expansion und dem B2B-Geschäft. Es geht darum, es internationalen Unternehmen zu ermöglichen, effizient und umweltfreundlich zu drucken.
My Take: Gut und vielseitig aufgestellt. Mit ihrem breiten Portfolio an Software und Druckpartnern decken die Spezialisten von Gelato nicht nur die meisten Digitaldruck-Anwendungen ab, sondern liefern z. B. mit dem Adobe-Pug-in zum direkten Datenupload auch sinnvolle und aktuelle Tools für reibungslose Bestellungen. Wer also Mitglied im Gelato Network werden möchte, der muss einem hohen Qualitätsanspruch hinsichtlich Fertigung und Weiterverarbeitung genügen; eine hoch gerüstete Druckvorstufe ist dagegen nicht notwendig, denn Gelato liefert seinen Partnern druckfertige Daten, die es effizient zu drucken gilt. Für Digitaldrucker, die nach einer höheren Auslastung streben und einen systemseitig gut aufgestellten Partner suchen, ist Gelato eine Anlaufstelle. Aber man muss sich der Tatsache auch bewusst sein, dass mal letztlich nur ein Stück der verlängerten Werkbank ist – das muss man mögen …