Wer im Internet nach individuellen Postern, (großformatigen) Wanddekorationen oder ikonischen Bildern sucht, der landet früher oder später bei myposter oder einer der zur Gruppe gehörenden Marken. Wie es die Gründer geschafft haben, die myposter-Brand so erfolgreich zu machen – und erfolgreich zu halten, darum dreht sich die neue Folge der Zippers Insights. Zu Gast war René Ruhland, der myposter zusammen mit seinem Bruder Marc 2011 aus der Taufe gehoben hat.
Lesen Sie hier eine leicht gekürzte Fassung des Podcast-Interviews oder hören Sie sich das Gespräch in voller Länge auf ZIPPERS INSIGHTS oder auf Spotify an.
Bernd Zipper: Myposter, das hört sich nach etwas ganz Persönlichem an.
René Ruhland: Das ist auf jeden Fall etwas Persönliches, ja.
Bernd Zipper: Ihr habt ja früh angefangen damit.
René Ruhland: Ja, genau. Wir sind 2011 live gegangen.
Bernd Zipper: …und zwar als Family Business.
René Ruhland: Als Family Business. Zusammen mit meinem Bruder habe ich myposter gegründet. Und heute ist noch meine Frau dabei.
Bernd Zipper: Oh weh, das heißt, du hast zu Hause am Esstisch auch Diskussionen über Geschäftliches?
René Ruhland: Ja, wir nennen die Firma „Diva“. Und die Diva sitzt halt immer mit am Tisch.
Bernd Zipper: Wie ist das mit deinem Bruder? Der ist noch dabei, oder?
René Ruhland: Der ist noch dabei. Da ich den aber nicht abends sehe, ist es okay. Und wir schauen auch, dass wir noch andere Themen zusammen haben.
Bernd Zipper: Bild-affin wart ihr immer schon…
René Ruhland: Ja, Bilder-affin waren wir immer. Nicht so, dass wir Kunst gemacht hätten, aber wir haben früh angefangen, Bilder aus Asien zu importieren, die alten Meister zum Beispiel. Schon 2005, 2006 war das.
Bernd Zipper: Aber Druck-affin bist du nicht gewesen…
René Ruhland: Eher Bild, eigentlich sogar eher digital, aber gar nicht Druck-affin. Ich sage auch immer, wir können drucken, wir haben eine Druckerei oder zwei, aber es ist nicht unser Kern-Business. Im Kern sind wir ein Online-Business, im Kern schreiben wir Software. Das ist das, wo auch meine Seele ist, im Produktmanagement. Aber in unserem Business muss man halt auch drucken können.
Bernd Zipper: Definitiv. Nun habt ihr die unterschiedlichsten Produkte, Fotobücher, Poster natürlich, aber auch Kunst und fertige Motive.
René Ruhland: Genau. Wir haben in der myposter selber auch fertige Motive. Wir spielen die ganze Klaviatur, was man so im Endkunden-Online-Bereich hat, von Kalendern, Fotobücher, Foto-Abzügen, Collagen, die ganze Wandbild-Serie von Leinwand bis Acrylglas und die ganzen gerahmten Sachen. Und dann haben wir in der Gruppe eben noch andere Unternehmen, wo wir sozusagen Kunst kuratieren und verkaufen. Junique haben wir letzten Dezember gekauft.
Bernd Zipper: Ich finde es witzig, dass du sagst, du kommst aus der digitalen Ecke. Also war das Drucken am Anfang eher so etwas, das du nicht mochtest?
René Ruhland: Dadurch, dass wir früher importiert haben, hatten wir eigentlich immer das Problem, dass wir das falsche Produkt auf Lager hatten, das falsche Motiv. Und dass wir dadurch auch Cashflow-Probleme hatten. 2009 haben Marc und ich uns dann entschieden, weg vom Handel zu gehen. Wir wollten eigentlich rein digital werden, also ein Online-Unternehmen, haben dann aber relativ schnell gemerkt, dass, wenn du Web-to-Print-Anwendungen baust, eigentlich auch drucken musst. Einfach durch die Losgröße eins war es der logische Weg. Wir haben dann 2010 unsere erste Maschine gekauft, einen kleinen Canon IPF. So haben wir angefangen und sind da reingewachsen. Heute würde ich sagen, es macht uns wahnsinnig viel Spaß, zu drucken und auch herzustellen. Am Ende ist Drucken im Großformat ist ja nur ein Teil. Du hast ja relativ viel Endverarbeitung bei so einer Leinwand, oder bei Rahmen oder Acrylglas. Es ist teilweise noch sehr handwerklich. Bei Karten oder Kalendern ist natürlich mehr Drucken im Spiel. Oder ein Fotobuch muss natürlich gedruckt werden, aber im Großformat ist immer eine ordentliche Verarbeitung dahinter und das macht uns schon super viel Spaß.
Bernd Zipper: Ja, es ist ein mega Aufwand, gerade das logistische Thema.
René Ruhland: Wenn du dir überlegst, wie viel Umsatz du aus einer Halle kriegst mit Karten, Kalendern, Fotobüchern und wie viel Hallen du brauchst, um ein paar Tausend Leinwände rauszukriegen, ist es auf jeden Fall eine Herausforderung.
Bernd Zipper: Zur Gruppe gehört auch ein Unternehmen aus Frankreich, Art Photo Limited.
René Ruhland: Genau, das haben wir letztes Jahr gekauft, aus unterschiedlichen Gründen. Zum einen fanden wir das Unternehmen per se spannend. Wir fanden auch das Gebiet spannend, auf dem wir da arbeiten. Unsere Idee hier ist, dass wir immer „the most epic“ Foto haben. Das heißt, wenn du an Queen denkst, genau dieses Foto haben wir. Das von Freddy Mercury, das Foto, haben wir. Dieses Romy-Schneider-Foto haben wir. Wir haben das ikonische Bild von Steve McQueen mit der Pistole. Das ist alles ein Lizenz-Geschäft. Wir sind da zum Beispiel Drucker für das ganze Life-Archiv aus den USA, die ganzen Life-Cover, dadurch haben wir diese Romy-Schneider-, JFK-Fotos und viele andere Lizenzen, die nur wir haben und die sind super hochpreisig. Das ist zwar nischig, aber es macht super viel Spaß.
Bernd Zipper: Inzwischen habt ihr 350 Mitarbeiter, fünf Standorte, neun Märkte, die ihr bedient. Das ist eine echte Success Story für ein Unternehmen, das im „roten Markt“ unterwegs ist, wo sich ganz viele andere tummeln.
René Ruhland: Ich glaube, wir waren noch zur richtigen Zeit da. Wenn du überlegst, 2010/2011 sah die Welt noch ein bisschen anders aus, zumindest was den ganzen Onlinebereich anging. Wir hatten nicht wenig Handelsumsatz damals, so konnten wir die Produktion über den Handel skalieren und myposter langsam etablieren. Myposter war zu der Zeit noch super klein, und es sind wenig Bestellungen reingekommen. Ein bis zwei bis drei, wie das halt so ist am Anfang. Aber dadurch konnten wir die Produktion skalieren und mit myposter in den Jahren ’11, ’12, ’13, ’14 eigentlich ganz gut wachsen. Obwohl, wenn ich heute zurück gucke, denke ich mir, ’14, ’15, ’16 waren fast schwieriger als heute, denn damals kamen ganz viele Player in den Markt. Ich glaube, dass damals viele „Offline-Druckereien“ gemerkt haben, dass da relativ viel geht in Sachen Online-Umsatz und dann haben die, bestimmt auch durch dich, Web-to-Print-Shops aufgemacht. Das war eine recht spannende Zeit. Aber jetzt sind ja wieder die reinen Online-Player vereint.
Bernd Zipper: Ich kann dich beruhigen. Die, die wir betreut haben, damals wie heute, sind auch immer noch da.
René Ruhland: Da bin ich mir ganz sicher.
Bernd Zipper: Aber darum geht es gar nicht. Es geht ja nicht darum, wie ruhmreich diese Vergangenheit war, sondern für mich geht es darum, angesichts des Red Oceans, was euch so besonders macht in diesem Spiel? Denn es gibt ja auch andere, die Schauspieler-Fotos reproduzieren. Es gibt andere, die auch das Thema Deko machen und auch Bilder und Poster drucken. Da frage ich mich natürlich: Was macht euch so besonders? Wir reden ja bei euch fast von 100 Millionen Umsatz.
René Ruhland: Ja, das wollten wir dieses Jahr erreichen, werde wir aber nicht ganz schaffen, weil wir schon einen ordentlichen Einbruch hatten mit Start des Ukraine-Kriegs. Jetzt sehen wir hervorragende Zahlen, aber wir hatten auch ein paar schwierige Monate. Aber wir kratzen an der Marke.
Wenn ich heute sagen müsste, was unser Erfolgsgeheimnis war? Wir haben von vornherein immer nur auf unser digitales Produkt geachtet. Wir sind total Conversion getrieben. Wir schreiben die Konfiguratoren selber, für die ganze Klaviatur an Produkten, vom Fotobuch bis zum Kalender. Alles ist selber geschrieben. Wir haben immer geschaut, dass wir hervorragende User Journeys haben und von der Customer Experience her ganz vorne anfangen. Uns war immer klar: Du hast eine Brand, du hast Wiederkäufe, aber trotzdem sind wir in einem suchgetriebenen Markt unterwegs. Das heißt, du hast auch Kunden, die jedes Mal neu suchen. Das heißt aber auch, dass du relativ hohe Marketing Spends hast. Uns war klar, es muss konvertieren. Und ich glaube, dass wir dieses Konvertierungsspiel richtig gut können. Also, wir sind am Ende sehr stark Produkt-getrieben im Digital-Produkt.
Bernd Zipper: Wie viele Leute sind bei euch für das Marketing und E-Commerce aktiv?
René Ruhland: In der ganzen Gruppe oder nur bei myposter? Da haben wir bestimmt im Bereich Marketing, Produkt- und Softwareentwicklung 50, 60, 65. Davon die meisten aber Entwickler und Produktmanager und halt Marketing.
Bernd Zipper: Viele fragen sich jetzt sicherlich, was drucken die denn, damit die Geld verdienen? Aber bei euch ist der Ansatz wirklich der, dass der Kunde sich von vornherein „hyggelig“ umarmt und gut fühlt.
René Ruhland: Dass er sich gut fühlt und dann sehr schnell durchgeht […durch die Bestellschritte im Shop, A.d.R.]. Auch den Shift von Desktop zu Mobile, ich glaube, den haben wir super gut gemeistert, auch wenn wir uns heute die Conversion anschauen für das Thema Fotobuch im Mobilbereich, also gar nicht im App-Bereich, sondern tatsächlich Web Mobile. Auch das funktioniert bei uns wirklich saugut. Auch das ganze Hochladen, wir sind ja Browser-basiert. Wir haben auch eine Download Software geschrieben, aber eigentlich wollen wir den Kunden in Online treiben, weil er dann überall hin- und her-switchen kann. Und da sehen wir für uns sehr gute Conversion Rates. Das funktioniert echt gut.
Bernd Zipper: Was heißt für dich eine gute Conversion Rate?
René Ruhland: Zweistellig.
Bernd Zipper: Deutlich?
René Ruhland: Deutlich.
Bernd Zipper: Red Ocean, das heißt, viele kaufen über den günstigsten Preis. Jetzt habe ich mir eure Preise angeguckt und man könnte sagen, es gibt auch günstigere.
René Ruhland: Wir sind nicht der günstigste.
Bernd Zipper: Also warum kaufen die Leute dann bei euch?
René Ruhland: Wie gesagt, wir machen viel für unsere Marke. Wir schauen, dass wir eine gute Marke haben und am Ende liefern wir ein hervorragendes Produkt aus. Wir sind extrem qualitätsgetrieben, was unseren Anspruch an das Produkt angeht. Da benutzen wir das Beste an Maschinen, da haben wir viel Farb-Know-how, da schauen wir, dass die Datei sozusagen aus dem Web perfekt zu unseren Produktionen kommt oder in die Drucker kommt. Wir schauen, dass die Nachbearbeitung passt. Wir haben viele Rahmen, bei denen am Ende die Gehrung passen muss. Da steckt viel Handarbeit drin, auch viel bei den Keilrahmen oder bei Fotobüchern, was ja doch am Ende ein bisschen mehr standardisiert ist. Aber wir schauen schon, dass wir dieses emotionale Produkt – wir haben ja keine Broschüre wie ein Flyeralarm -, dass das zu 100 Prozent passt, wenn es an Kunden geht. Ich glaube, dass in der Sekunde, wenn der Kunde das Paket aufmacht und dieses Aha-Erlebnis hat und es für ihn passt in der Sekunde, dann kommt er wieder, auch wenn er vielleicht 10 Euro mehr bezahlt hat. Er vertraut uns am Ende ja auch ein Stück seiner intimsten Situationen an.
Bernd Zipper: Neben Junique und Art Photo Limited habt ihr auch noch die Kartenliebe in der Gruppe, ein Produzent für Karten. Aber auch hier gibt es einige, die das bereits anbieten. Also wieder Red Ocean.
René Ruhland: Nein, nicht so red.
Bernd Zipper: Nicht?
René Ruhland: Nicht ganz so red, nein. Eigentlich ganz gut. Für die Kartenliebe gab es ganz unterschiedliche Gründe. Zum einen waren wir natürlich bei der myposter immer nach dem Event angesiedelt. Wenn du bei myposter bestellst, ist das Foto ja in der Regel bei einem Event entstanden, das schon vorbei ist. Da hast du schon mal ein bisschen weniger Kohle, weil das Event teuer war. Deswegen hast du, glaube ich, auch da relativ viel Red Ocean. Aber wir wollten unseren Kunden die ganze Journey geben. Das heißt, wir wollten uns auch vor das Event platzieren. Und vor einem Event sind häufig Karten im Spiel, Einladungskarten. So kamen wir zur Kartenliebe. Wir hatten 2017, ’18 einen Fotobuch-Konfigurator geschrieben und uns entschlossen, die Konfiguratoren neu zu schreiben und zwar so, dass sie auf das jeweilige Produkt passen. Mit dem Fotobuch-Konfigurator waren wir schon relativ nah an dem Karten-Konfigurator. Von daher war für uns der Schritt von Fotobuch zu einem eigenen Karten-Konfigurator nicht so weit. Und dann haben wir uns überlegt, ob wir das auf myposter abbilden können? Am Ende haben wir uns entschieden, eine eigene Brand nur für Karten zu machen, um auf jeden Fall eine höhere Credibility vom Kunden reinzukriegen. So haben wir das dann gemacht und sind sehr zufrieden.
Bernd Zipper: Ich kenne viele große Onlinedrucker, die zu anderen sagen, „ihr braucht gar nicht mehr anfangen, der Markt ist besetzt“. Das sehe ich nicht ganz so. Und du? Erwartest du noch mehr Wettbewerber im Markt? Oder siehst du eine Konzentration?
René Ruhland: Das ist eine gute Frage. Ich erwarte eigentlich weniger Wettbewerb. Wenn wir uns angucken, wie wir heute aufgestellt sind und auch unsere Konkurrenz, dann ist das schon irre professionell. Man unterschätzt, wie viel Software man schreiben muss, um eine myposter abzubilden, oder auch eine Kartenliebe. Man unterschätzt auch schnell die Komplexität in der Produktion – die ganzen Formate, die Veredelungen, all das musst du irgendwie in den Konfiguratoren wiedergeben. Darum glaube ich, dass nicht mehr so viele Leute einsteigen. Man sieht es ja: Was kommt sind die großen Druck-Netzwerke. Da muss man auf jeden Fall gucken, was sich daraus entwickelt. Da können auch gute Player entstehen. Aber ich erwarte, dass die, die da sind, stärker und besser werden.
Bernd Zipper: Hat das auch damit zu tun, dass man langsam den Kunden besser versteht? Ich glaube, den Kunden gibt es immer zweimal: analog und digital. Und das, was er analog macht, macht er lange noch nicht digital und umgekehrt. Oder?
René Ruhland: Absolut. Ich glaube alleine, dass sich die Kundengruppe verjüngt, dass wir sozusagen auch im Fotobereich oder im Fotoabzugsbereich jünger werden, müssen wir ihn auf jeden Fall anders verstehen. Auch, wenn man zum Beispiel eine Bildanalyse macht, dann werden heutzutage Fotos gedruckt, die wir in unserer Generation nicht drucken würden, weil wir sie nicht für druckwürdig empfinden würden. Auf jeden Fall ändert sich da der Kunde und da muss man auf jeden Fall drauf eingehen.
Bernd Zipper: Merkt ihr, dass mehr junge Menschen bestellen? Man sagt ja immer, junge Menschen haben mit Print nichts am Hut.
René Ruhland: Das können wir so nicht bestätigen.
Bernd Zipper: Okay. Das heißt, da passiert wirklich was?
René Ruhland: Da passiert auf jeden Fall im App-Bereich etwas. Junge Menschen drucken genauso das Foto mit ihren Best Friends aus, oder dieses Selfie auf ihrem ersten Konzert. Das wird genau ausgedruckt.
Bernd Zipper: Dass junge Menschen so drauf einsteigen, hätte ich nicht gedacht. Ist die App der Treiber dafür?
René Ruhland: Ehrlich gesagt, kann ich dir gar nicht beantworten, was der Treiber ist. Ich glaube, dass am Ende der Treiber weiterhin „die Wand“ ist und ich glaube, dass der Treiber weiterhin dieses Kinderzimmer ist oder das Jugendzimmer oder das WG-Zimmer. Ich glaube, dass Menschen sich weiterhin gerne eine Erinnerung anschauen. Und wenn sie diese Erinnerung sehen, dann ist das irgendwo Sehnsucht, ob das die Party war oder ob das der Urlaub war. Ich glaube, dass sich da im Menschen per se erstmal nichts geändert hat, obwohl er den ganzen Tag digital verbringt. Wenn er dann was Ausgedrucktes sieht, dann kann er sich immer noch daran begeistern.
Bernd Zipper: Du bist Quereinsteiger, bist eigentlich BWLer, kommst also gar nicht aus der Druckindustrie, gehörst aber seit 2011 dazu. Wie schaust du auf die Druckindustrie? Haben wir etwas verpasst oder was geht da ab? Warum habt ihr Erfolg in einem „Roten Markt“?
René Ruhland: Ich glaube, dass dieser Markt nicht beim Drucken entschieden wird. Der wird vorne entschieden. Er wird in der Software entschieden. Er wird beim Kunden entschieden, er wird beim Marketing entschieden. Jetzt mal unter uns: Sich eine Indigo zu kaufen und ein, zwei Schneidemaschinen und Bindemaschinen, damit ein gutes Fotobuch rauskommt. Das ist machbar. Aber am Ende ist es wichtig, die Spezialisten zu haben oder eine Vision zu haben, wie ein digitales Produkt aussehen soll, ganz klar einen digitalen Fokus zu setzen und zu sagen: Software first. Das ist es, glaube ich, wie man in einem roten Markt erfolgreich sein kann. Keine Frage, das muss alles passen mit Losgröße eins. Wenn das Fotobuch 30 Euro kostet, muss man damit trotzdem profitabel sein. Aber wenn du vorne den Kunden zu teuer einkaufst, dann schaffst du es einfach nicht mehr; ganz egal, wie billig du herstellst. Dann helfen dir auch die ganzen Skaleneffekte in der Produktion nicht mehr.
Das heißt, für mich ist es weiterhin ein ganz klares digitales Game, bei dem du mitspielen musst. Deswegen tun sich auch Druckereien, die eigentlich aus dem Druck kommen und online gehen wollen, schwerer als wir, die digital gestartet sind und in gemerkt haben, dass uns jemand zeigen muss, wie man druckt. Es reicht nicht nur, wenn wir eine Maschine kaufen.
Bernd Zipper: Warum druckt ihr selber? Warum lasst ihr nicht irgendwo drucken?
René Ruhland: Wenn wir uns anschauen, was wir im Long Tail verkaufen, zum Beispiel im Großformat, ist das extrem vielseitig. Wir produzieren zum Beispiel wahnsinnig viele Rahmen. Wir haben, glaube ich, 80 Leisten im Moment, egal ob Holz, Aluminium, Kunststoff. Das produzieren wir alles selber. Auch wenn man sich Aluminium und Acrylglas anguckt, feiner, glänzend, matt. Dann die Papiere, Hahnemühle und Co, und das alles in Losgröße eins. Wir haben ja unterschiedliche Kunden, Familien, die am Ende nur dieses auf Leinwand gedruckte Strandfoto haben wollen, aber auch den Fotografen, der seine Produkte in Fine Art Hahnemühle gerahmt bestellt. Das wollen wir beides auf der myposter bieten, also eine breite Product Range. Da findest du keinen Hersteller, der dir das alles in der Losgröße eins produziert und das, das darf man nicht vergessen, auch in den Peaks im Weihnachtsgeschäft. Ich glaube, dass man lange nicht so im Weihnachtsgeschäft skalieren könnte, wenn man keine eigene Produktion. Das ist vielleicht anders im Kalender-Bereich. Da gibt es die Großen dieser Welt, da kannst du dich mit einer API andocken und dann drucken die dir Kalender weg. Das ist beim Fotobuch auch so und bei Foto-Abzügen – aber schon bei Karten ist es nicht mehr so, weil es einfach von der Vielfalt her eine gewisse Komplexität mit sich bringt. Auch im Großformat ist das nicht so, es skaliert dir ja keiner mal eben Alu-Dibond-Fine-Art-Prints.
Bernd Zipper: Viele Motiven, die ihr habt, sind ein Lizenzgeschäft. Habt ihr Bilder-Scouts oder sowas, die nach coole Bildern Ausschau halten?
René Ruhland: Ja, genau. Bei Unique ist es so, dass wir im Moment ja eigentlich ein Kunst-Anbieter für dekorative Kunst sind. Aber das ändern wir jetzt. Wir werden dort zum Marktplatz werden. Das heißt, es wird künftig so sein, dass du dich als Kreativer einfach anmelden und deine eigenen Designs hochladen kannst. Da wird es davor nochmal wie so eine Art „Türsteher“ geben, um zu gucken, dass auch qualitativ alles stimmt, aber dann wirst du die Sachen selber hochladen können. Und Junique ist schon von der Marke her so, dass wir da super viele Anfragen haben pro Tag, pro Monat, von Künstlern, die bei uns verkaufen wollen. Da müssen wir uns um Content überhaupt keine Sorgen machen.
Das ist auch einer der Gründe, wieso wir das gekauft hatten, weil wir auf der myposter und bei den anderen Firmen keine so kreativen Adern in Bezug auf Künstler hatten. Und auch vom Influencer-Marketing waren wir nicht ganz so stark und das haben wir bei Junique gefunden. Diese kreative Ader und der ganze Influencer-Bereich, das empfanden wir als einen super Fit. Zum einen konnten wir dann auch noch alle Produkte produzieren und wir wollten immer mal einen Marktplatz bauen. Das ist jetzt unser Start zum Marktplatz. Das wird so, wenn es gut läuft, März werden.
Bernd Zipper: Was mich interessiert, wenn du von Marktplatz, Influencern und Conversion Rate sprichst. Was kostet dich ein Kunde, bis er mal bei euch ist? Denn Google kostet Geld. Der Klick kostet Geld, Social Media kostet Geld. Influencer kosten Geld.
René Ruhland: Das ist wirklich „von bis“. Es kann sein, dass du die Kunden mal für 20 Euro kaufst. Dann haben sie aber einen ordentlichen Warenkorb, das heißt, du bist schon profitabel. Du kannst sie sicherlich mit sehr genauen Influencer-Kampagnen auch nochmal günstiger einkaufen, wenn du genau das richtige Produkt hast, das perfekt zu dieser Zielgruppe passt. Von daher ist es wirklich von, ich sage mal, zwei Euro bis 25 Euro.
Bernd Zipper: Was lohnt sich mehr? Mehr Social Media oder mehr Google? Denn wenn ich bei Google zum Beispiel Poster eingebe, dann habe ich ja 50 Myriaden Anbieter, die mir ein Poster drucken wollen.
René Ruhland: Aber aus Kundensicht nicht, aus Kundensicht hast du maximal acht. Vielleicht sogar weniger, vielleicht nur sechs oder sieben, die tatsächlich für dich in der Sekunde relevant sind.
Bernd Zipper: Also, was ist erfolgreicher? Google oder Social Media?
René Ruhland: Auch das ist total unterschiedlich, je nach Produkt. Es gibt verschiedene Artikel, die verkaufen sich einfach super gut bei Google, wie zum Beispiel ein Poster. Der Kunde sucht das ja, das heißt, du weißt, dass er mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit konvertiert. Bei Social Media, gerade in der Zeit, wo es in die Weihnachtsgeschäfte reingeht, wenn du da über Kalender reingehst und auch über Karten oder auch mit dem Thema Fotobuch – wenn du genau weißt, da kommen jetzt die Fotobücher, dann ist das günstiger. Das kommt total aufs Produkt und auf die Jahreszeit drauf an, das kann man so nicht sagen.
Am Ende hast du bei Google immer den Vorteil, dass der Kunde seine Suchintension ja eingegeben hat. Du weißt, dass seine „Conversion-Willigkeit“ relativ hoch ist. Und das hast du bei Social Media nicht. Wenn du jetzt einen guten Influencer hast, hat er zwar eine recht loyale Community, am Ende weißt du aber nicht, ob die Community in der Sekunde oder in der Woche gewillt ist, dieses Fotobuch, den Kalender oder was auch immer zu kaufen. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du die Conversion mit Google kriegst, auf jeden Fall höher.
Bernd Zipper: 2020 ging es mit Corona los und alle haben Home Interior gemacht. Auch 2021 noch ein bisschen. Gab es bei euch da ein Loch, während der Corona-Krise?
René Ruhland: Nein. Nein, ich glaube, so wie alle Onlinedrucker haben auch wir davon profitiert. Wir hatten ein ganz kleines Loch, das war ungefähr zwei oder drei Wochen. Das war damals im März, als man gemerkt hat, okay, irgendwas ist da nicht normal. Das Internet war wie in Schockstarre. Dann ist es aber wie bei allen, glaube ich, extrem explodiert.
Bernd Zipper: Wie war dieser Moment, wo du gedacht hast, Schockstarre?
René Ruhland: Naja. Wir sind ja zu dritt in der Geschäftsführung und wir haben bei den anderen Firmen auch Geschäftsführer. Wir haben uns zusammengesetzt und gesagt okay, wenn das jetzt so weitergeht, was sind unsere Optionen? Es war dann relativ schnell klar, dass die Kurzarbeiter-Regelung neu gemacht wird. Das heißt, man hat sich sofort damit auseinandergesetzt. Man hat gesagt, wir schauen uns das noch fünf, sechs, sieben, acht Tage an und dann müssen wir Entscheidungen treffen. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man Entscheidungen trifft. Dadurch, dass das nicht hausgemacht war, konnte man ganz gut damit umgehen. Für uns war klar, wir haben nicht schlecht gewirtschaftet. Es war auch nicht unser Fehler, warum nichts mehr ging, sondern es war von außerhalb. Nichtsdestotrotz hilft dir das nicht, du musst dann irgendwie schauen, dass du da durchkommst.
Aber dann ging alles super schnell, und ich glaube zwei Wochen später hat es bei uns auf einmal extrem gebrummt. Das weiß ich noch. Das war ein Sonntag, da waren wir schon alle im Lockdown. Wir kriegen über Bots jede Stunde Zahlen, IST-Zahlen aus allen Ländern und auch Forecast-Zahlen. Da habe ich um 12:00 Uhr reingeguckt und dann war da schon eine irre Zahl drin. Ich dachte, krass, entweder stimmt die Zahl nicht, oder irgendwas ist bei den Menschen passiert. Es gab auch kein Sommerloch, es ist einfach Vollgas durchgelaufen.
Bernd Zipper: Und nun der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Ängste der Konsumenten. Merkt ihr das?
René Ruhland: Wir haben es tatsächlich gemerkt, als der Ukraine-Krieg losging, waren wir auf einmal im Vergleich zum Vorjahr unter Feuer. Immer noch stark, auch zweistellig. Aber es war für uns total überraschend, weil wir die Verbindung nicht direkt hergestellt haben. Es hielt dann auch zwei, drei Monate an und dann ist es aber zum Start der Sommerferien wieder angezogen. Wir sind seitdem auf einem sehr hohen Niveau und haben ein extrem gutes Wachstum gesehen. Wir hoffen jetzt, dass das Weihnachtsgeschäft so durchläuft. Die einzigen Probleme, die das Ganze verschärft haben, sind die ganzen Lieferketten, die bei Corona ja auch schon kaputt waren.
Bernd Zipper: Gibt es irgendeine Entscheidung, von der du sagst, da haben wir richtig was falsch gemacht in der Zeit?
René Ruhland: Wenn ich heute zurückblicke, glaube ich, hätten wir vielleicht Masken produzieren sollen. Wenn ich mir andere Firmen anschaue und die Geschäftsberichte lese, dann sage ich okay, da hätte man auf jeden Fall was machen können. Ansonsten? Nein.
Bernd Zipper: Hoffen wir mal, dass es nicht ganz so übel wird in den nächsten Monaten, Stichwort steigende Kosten und Zurückhaltung der Kunden.
René Ruhland: Am Ende hoffe ich, dass unser Produkt weiterhin so emotional ist, dass wir relevant sind untern Weihnachtsbaum und im Weihnachtsgeschäft. Und dass, wenn gespart wird, bei elektrischen Sachen gespart wird und bei uns diese emotionalen Produkte gekauft werden. Ich kann mir vorstellen, dass vielleicht der Weihnachtswarenkorb fünf, sechs, sieben, acht Euro runtergeht, dass vielleicht nicht zwei Kalender gekauft werden oder nicht ein Kalender plus ein Fotobuch, sondern dann eben zwei günstigere Kalender oder sowas. Das kann ich mir schon vorstellen. Aber ich hoffe natürlich, dass es für uns weiterhin gut läuft. Was aber im Q1 passiert, weiß ich auch nicht.
Bernd Zipper: Jetzt seid ihr in verschiedenen Ländern aktiv. Gab es da ein unterschiedliches Verhalten? Also schon während der Krise?
René Ruhland: Nein, bei uns nicht. Bei uns sind eigentlich alle Märkte explodiert. Komischerweise selbst in Italien und zu der Zeit, wo wirklich katastrophale Bilder von dort zu sehen waren, waren unsere Italien-Zahlen sehr gut. Das hat uns verwundert. Aber es war einfach so viel Volumen im Markt, so viele Leute wollten sich ablenken und zu Hause renovieren oder dekorieren. Daher haben eigentlich alle Länder sehr gut performt.
Bernd Zipper: Die Kunden in den Ländern bedient ihr aber aus Deutschland heraus?
René Ruhland: Ja. Wir haben zwei Produktionen, eine in der Nähe von München, in Dachau in Neukirchen und eine in Sachsen-Anhalt, in Thalheim.
Bernd Zipper: Was ich faszinierend finde ist, dass myposter ja in relativ kurzer Zeit ein echter Brand geworden ist, wie Flyeralarm auch. Wie wichtig ist die Arbeit in den Brand hinein? Also, man muss ja in Brandawareness…
René Ruhland: Investieren, ja.
Bernd Zipper: Und auch dafür sorgen, dass man wahrgenommen wird. Wie macht ihr das?
René Ruhland: Wir halten das für extrem wichtig, auch wenn wir in die Zukunft blicken. Der Datenschutz und zuletzt die Cookie-Sachen zeigen wieder, dass wir am Ende immer weniger über den Kunden wissen werden. Google wird wahrscheinlich nicht schwächer werden. Amazon wird auch stärker werden. Das heißt die Konzentration auf zwei bis drei richtig große Suchvolumen-Player wird eher stärker als schwächer. Das heißt, für uns ist es ganz klar: Wir machen Marke. Wir haben uns schon 2019/2020 entschieden, das zu machen und wir investieren pro Jahr relativ viel, sei es in Filme, sei es in richtig gute Kampagnen, wo wir sagen „okay, da zählt jetzt nicht direkt der Return on Invest, sondern wir gucken einfach, wie groß ist unser Reach?“ Und dann machen wir auch vorher und nachher Markenumfragen.
Bernd Zipper: Fernsehen macht ihr auch, ne?
René Ruhland: Fernsehen haben wir auch gemacht. Genau. Haben wir viel gemacht in 2021, also letztes Jahr. Dieses Jahr haben wir noch kein Fernsehen gemacht. Wir haben gemerkt, dass wir schon relativ starke Reichweiten auf den Fernsehern haben, über digitale Kanäle, wie YouTube oder so. Aber trotzdem, Fernsehen werden wir auf jeden Fall wieder machen.
Bernd Zipper: Wenn wir uns verschiedene Länder angucken und die Entwicklungspotenziale betrachten, wie siehst du da die Entwicklung künftig?
René Ruhland: Wir konzentrieren uns stark auf die Auslandsmärkte. In Frankreich sind wir, ich würde sagen, okay – leider nur. Wenn man sich die Einwohnerzahl ansieht und unseren Umsatz, dann müssten wir eigentlich mehr machen, wenn man sich im Verhältnis dazu Deutschland anguckt. Ich glaube schon, dass die Länder weiterhin gut wachsen werden. Ich glaube, dass Deutschland schon am Ende der Fahnenstange angekommen ist. Man wundert sich zwar immer, dass man immer wieder wächst. Aber ich glaube, dass es im Großformat kein Marktwachstum mehr ist. Es ist noch ein bisschen Marktwachstum im Fotobuchbereich, ein bisschen im Bereich Fotoabzüge, weil die Leute da wegwandern von den Drogeriemärkten. Aber im Großformat sind die anderen Länder auf jeden Fall spannender.
Bernd Zipper: Wie ist der Anteil? Also wie viel Prozent Deutschland und wie viel Ausland?
René Ruhland: Das sind jetzt noch knapp 50 Prozent Deutschland, der Rest ist schon Ausland.
Bernd Zipper: Das ist ordentlich, hat aber auch wieder logistische Herausforderungen.
René Ruhland: Das hat logistische Herausforderungen, ja. Es wird pro Paket teurer. Und teilweise kriegst du auch in den Ländern nicht den Preis. Man darf auch nicht vergessen, Deutschland ist am Ende immer noch ein Wohlstandsland. Das heißt, die Leinwand kostet halt noch sein Geld und das kriegst du in den anderen Ländern nicht ganz.
Bernd Zipper: Tapeten sind gerade ein großes Thema. Ist das nichts für euch?
René Ruhland: Doch, tatsächlich. Wir verkaufen auf myposter auch Tapeten. Im total kleinen Stil. Wenn du dir Tapetenvolumen anguckst aus dem Suchvolumen, dann ist das enorm hoch – dafür machen wir da auch viel zu wenig. Ich glaube, es ist ähnlich wie bei Karten. Es ist ein sehr spezieller Markt und wenn man ihn richtig attackieren will, dann muss man da sich voll konzentrieren und was Eigenes machen. Denn gerade bei den Fototapeten bist du ja auch in Konkurrenz mit den Produzenten, die den Handel bedienen. Die sind ja auch von der Tapete her qualitativ was anderes als du und ich uns vorstellen. Ich glaube, dass viel Suchvolumen da reingeht. Daher musst du da sehr dezidiert vorgehen. Für uns ist das ein totaler Randbereich. Wir drucken Tapeten auch auf Maß, alles automatisiert online im Konfigurator und es ist auch okay, aber ich könnte dir tatsächlich nicht mal den Umsatz genau nennen. Aber es wird irgendwas Sechsstelliges sein. Nicht siebenstellig.
Bernd Zippper: Wenn du zehn Jahre in die Zukunft schaust, wo siehst du euch da? Hast du einen Traum oder eine Vision?
Rene Ruhland: Einen Traum gibt es nicht. Eine Vision gibt es mit Sicherheit in meinem Kopf, die sich immer wieder verändert. Oder auch in Annas Kopf, in Marcs Kopf. Ich denke, dass sich der Markt stark dazu entwickelt, dass man das Vorlagen-Thema mit reinnimmt. Auch im Fotobuch-Bereich haben wir Unmengen Potenzial. Und auch im Fotoabzugsbereich glaube ich, dass aus dem Drogeriemarkt ziemlich viel weggeht. Wir merken zumindest, dass wir da stark wachsen in dem Bereich. Und was die Marktplatz-Dynamik angeht, ich glaube, dass da noch super viel zu holen ist. Auch wenn man sich die Internationalisierung anguckt, wenn man die großen Drucknetzwerke anguckt.
Bernd Zipper: Ich persönlich glaube ja weniger an dieses Vorlagen-Thema, ehrlich gesagt. Instant Design hat Abnehmer, keine Frage, und es wird auch weiter Abnehmer haben. Ich glaube aber nicht so richtig dran, dass es ein Boom-Wachstumsmarkt ist. Ich glaube, dass der Wachstumsmarkt der sein wird, der dem Kunden ermöglicht, einfacher seine Daten zu kuratieren, also sprich das Fotobuch zusammenzustellen.
René Ruhland: Total. Wenn du jetzt rein auf Fotobuch guckst …
Bernd Zipper: … Karten genauso.
René Ruhland: Das sehen wir auch bei der myposter. Wir haben auch eine App, die tatsächlich sehr gut funktioniert und auch ein sehr gutes Team, sodass wir schon jetzt in der Lage sind, die Gestaltung zu vereinfachen. So kannst du bei einem Fotobuch einfach nur dein Datum auswählen und sagen, du warst vom ersten Dezember bis zwölften Dezember da und dann schieben wir das in so einen Micro Service rein, dann erstellen wir für dich dein Fotobuch, wir ziehen auch die Doppelten raus und die dreifachen, vierfachen, schauen, ob du die gedreht hast oder nicht und hauen dir danach ein perfekt fertiges Fotobuch raus. Das wird sehr oft benutzt und geht sauschnell.
Bernd Zipper: Ich nenne das interaktive Kuratierung.
René Ruhland: Genau, das haben wir schon. Das geht auch super gut. Dann haben wir noch die andere Kuratierung, die bei uns Rocket Mode genannt wird. Da gehst du halt hin, nimmst deine 200 Bilder und dann erstellen wir da auch ein Fotobuch. Dann fragen wir dich, nach was du es sortiert haben willst, nach der Zeit oder nach was auch immer? Du musst nur noch dein Cover aussuchen. Genau, das sind die Wege. Wenn du das nicht auf dem Schirm hast oder nicht im Griff hast, dann wirst du eh ein Problem haben.
Bernd Zipper: Das stimmt.
René Ruhland: Das ist das, was ich meine, ganz klar online denken und das wird mit Sicherheit in dem Fotobuchbereich die Zukunft sein. Das ganze rund ums Bild sharen oder gemeinsame Bücher. Alle Leute arbeiten daran, am Ende entsteht etwas. Diese ganze Interaktivität, die da stattfinden muss. Definitiv.
Bernd Zipper: Wie siehst du die Interaktivität, also die Verknüpfung von digital und dem gedruckten Buch, also dem Fotobuch? Gibt es da noch weitere Services von euch, dass du sagt, du kannst deine Bilder speichern und dann musst du nur einmal im Jahr ein Fotobuch drucken oder dass man mit einem QR-Code Leute einladen kann? Habt ihr da Ideen?
René Ruhland: Das haben wir, also das QR-Code-Thema haben wir, das heißt bei uns Sammelalben, in der App zum Beispiel. Da kannst du entweder den QR-Code hinhalten, dann seid ihr sozusagen verknüpft und dann kann der andere Bilder in deinen Bilderpool hauen. Du kannst aber auch einfach diesen QR-Code per WhatsApp teilen und dann kann die ganze Familie oder wen auch immer du einlädst, Bilder auf seinem Gerät aussuchen und dann hat er die sofort in seinem Fotobuch drin. Solche Features haben wir, das läuft bei uns alles in der App, und das ziemlich gut. Ob sich so ein Fotobuch digital weiterentwickelt? Meinst du, ob man da noch mal eine höhere Interaktivität reinkriegt?
Bernd Zipper: Zum Beispiel.
René Ruhland: Dass da Videos abgespielt werden oder so?
Bernd Zipper: Bisher sind ja die Versuche, die ich gesehen habe, ambitioniert. Aber so cool fand ich es nicht.
René Ruhland: Am Anfang ist das, glaube ich, immer so. Irgendjemand muss halt diesen ersten Schritt machen und der ist halt nicht so geil und der zweite wird besser und die dritte Iteration wird auch besser. Ich glaube, dass sich da viel tut, aber auch da: Ja, das kannt man alles bauen, die ganze Technik und die ganze Software, auch da geht es am Ende darum, wo kriegst du den Kunden? Und hast du den richtigen Moment und was zahlst du für ihn? Denn es bringt ja nichts, egal wie gut deine App ist, am Ende muss sie jemand runterladen und muss dir vertrauen, deiner Marke, dass du da ein anständiges Produkt hast. Also, ich sage immer, es beginnt immer bei diesem Download und bei diesem Erstkontakt. Und da ist es manchmal noch egal, wie gut deine Technik ist.
Bernd Zipper: Okay. Wie sieht denn für dich das Fotobuch der Zukunft aus?
René Ruhland: So wie jetzt auch.
Bernd Zipper: Okay… Weißt du, was ich mir wünsche? Kennst du Harry Potter? Wenn du ein Buch aufschlägst, dann hast du die Seite und siehst, dass aus „still pictures“ für ein paar Sekunden Bewegtbilder werden. Sowas wünsche ich mir.
René Ruhland: Ich war vor kurzem auf den Bits and Pretzels, da kam auch jemand zu mir, zwei junge Kerle. Und die haben ein Fotobuch entwickelt, in dem innen ein kleiner Screen ist.
Bernd Zipper: Das habe ich vor ein paar Jahren selber schon mal gemacht. In dem Fall war es für eine große deutsche Messe und auch für einen Automobilhersteller. Aber das mit Monitor finde ich langweilig. Nein, ich möchte ja Papier haben, nur eben, dass sich etwas bewegt. Ich hoffe stark darauf, dass das irgendwann mal so kommt.
René Ruhland: Du bräuchtest du so Hologramm-Bilder…
Bernd Zipper: Nein, das zu langweilig. Hologramm ist nett, aber es wäre zumindest ein Anfang.
René Ruhland: Das hatte ja nicht funktioniert. Da gab es diese französische Firma. Aber die hat leider zugemacht.
Bernd Zipper: Ich glaube auch, dass das Problem dann wieder das Erstellen des Contents ist. Aber nichtsdestotrotz, ich träume auch noch von anderen Sachen.
René Ruhland: Von was denn?
Bernd Zipper: Von interaktiven Verpackungen zum Beispiel. Ich habe so viele Gedanken und Ideen dazu – und auch noch mehr Fragen.
Aber ich gucke auf die Uhr und muss sagen, das war der erste Streich. Wir müssen uns nochmal unterhalten. Ich hab mir während dieses Podcasts überlegt, dass ich dich mit jemand anderem zusammenbringen müsste und wir einen Dreier-Podcast machen und unterhalten uns über diese Verknüpfung analog, digital, print.
René Ruhland: Mach ich gerne.
Bernd Zipper: Und damit habe ich auch schon eine Spannungskurve für alle, die da draußen zuhören. Auch für Anna und Marc, die ich an dieser Stelle nochmal lieb grüße und René, ich danke dir, dass du dabei warst bei Zippers Insights.
René Ruhland: Vielen Dank.
