Das Credo lautet: Bestellvorgänge im Onlinedruck vereinfachen! Gemäß E-Commerce-Prinzipien optimiert Helloprint seine Plattform fortwährend an den richtigen Stellen und wächst Jahr für Jahr immens.
Helloprint macht es ähnlich wie andere „Druck-Vermarkter“, die sich auf die Vermittlung von Digitaldruck-Aufträgen spezialisiert haben – aber eben irgendwie besonders. Dazu hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Rotterdam (NL) seit dem Launch der Plattform Ende 2013 die Zahl an Druckdienstleistern jährlich mehr als verdoppelt; 2016 waren es bereits mehr als 160 – Tendenz stark zunehmend. Eine Umsatzsteigerung von 2015 um 90% auf einen Wert von 27 Millionen Euro 2016 spricht Bände. Im März 2017 sind dann Bregal Unternehmerkapital und Project A (die gleichen Investoren, die sich auch mehrheitlich bei den Onlineprinters beteiligt haben – ich berichtete darüber an gleicher Stelle) Teilhaber der am stärksten wachsenden europäischen Print-Plattform geworden, was dem Wachstum des noch jungen Startups zusätzlichen Schwung gegeben hat. Getreu dem Motto: „Making ordering print easier. For everyone, everywhere“ wurde und wird die Erfolgsstory von Helloprint im laufenden Jahr auf Italien und Deutschland erweitert; in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, UK und Spanien läuft das Geschäft bereits.
Hans Scheffer bringt als CEO von Helloprint trotz seines jungen Alters schon eine Menge an Erfahrung in das Unternehmen ein. Und wer auf dem Online Print Symposium 2017 seinem Vortrag gefolgt ist der weiß, welchen Elan er seinen Mitarbeitern vorlebt. Immerhin ist er schon seit 16 Jahren im Onlinedruck-Business tätig und hatte vor Helloprint schon zwei erfolgreiche Gründungen hinter sich. Helloprint ist erst seit Ende 2013 auf dem Markt und ist seit dem Launch der Plattform schnell gewachsen, sehr schnell. Was Hans Scheffer nach dem Verkauf der beiden 2003 und 2008 gegründeten Onlinedruck-Plattformen wieder dazu bewegt hat, im Onlineprint-Business neuzugründen, und welche Ziele er mit Helloprint verfolgt, dazu habe ich bei dem neuen IOP-Mitglied mal genauer nachgefragt.
Bernd Zipper: Was hat Dich veranlasst, nach dem Verkauf von Flyerzone und Drukland an printing.com im Jahr 2010 die nächste Plattform aufzubauen?
Hans Scheffer: Nachdem wir 2010 die Unternehmen Flyerzone und Drukland an Printing.com veräußert hatten und das Unternehmen 2012 verließen, suchten wir zum Aufbau unseres neuen Unternehmens nach einem neuen Markt. Nicht lange danach fanden wir uns wieder auf dem Druckmarkt vor, denn unserer Ansicht nach steckte der Markt für Onlinedruck noch in den Kinderschuhen. Zum Großteil gab es einen die Automobilindustrie übertreffenden, extrem fragmentierten Offlinemarkt. Dieser wurde hauptsächlich von Produktionsfirmen mit vertikal integrierten Lieferketten betrieben, die sich auf den so genannten Mittelsmann stützten. Wir wussten, dass wir den Markt umkrempeln und ein rasantes Wachstum erzielen konnten. Dazu mussten wir eine Strategie festlegen, die sich ausschließlich auf die E-Commerce-Prinzipien konzentrierte anstatt auf den Druck an sich.

Bernd Zipper: Du sagst, der Fokus lag auf dem Kunden statt auf dem Produkt – wo ist der Unterschied? Hat die Druckbranche ein Problem, weil sie sich auf Produkte konzentriert? Und denkst Du, dass der Onlinedruck Kunden eher erreicht als der Offlinedruck?
Hans Scheffer: Unsere Vision gestaltet sich um den Aspekt herum, dass die Bestellung von Drucksachen für den Endverbraucher noch immer ziemlich kompliziert ist. Als kleines oder mittelständisches Unternehmen ist es ihnen fast unmöglich, Drucksachen oder Werbesachen selbst zu bestellen. Sie brauchen immer einen Mittelsmann, also jemanden, der sich mit Designentwurf, Druck und dem ganzen komplexen Prozess auskennt. Genau dieser Kunde ist unsere Zielgruppe. Wir wollen den Bestellvorgang in jeder Hinsicht vereinfachen. Ein Druckprodukt ist unserer Ansicht nach nur ein Gebrauchsgegenstand und an sich nichts Weltbewegendes. Wir glauben, dass den Verbraucher weniger das Produkt selbst als den hinter dem Produkt stehenden Zweck interessiert: Werbung, Identität.
Bernd Zipper: Wie siehst Du die Entwicklung der Onlinedruckbranche in Europa in 2017 und danach?
Hans Scheffer: Wir merken, dass immer mehr Verbraucher den Zugang zur Onlinewelt finden. In der Druckbranche ist dieser Prozess noch recht kompliziert. Unsere Vision lautet daher, dass der Endnutzer bzw. Verbraucher irgendwann in der Lage sein soll, sich um Druck, Werbung und Identität selbständig zu kümmern – ganz ohne den traditionellen Mittelsmann. Wir erwarten eine natürlich gewachsene Umstellung der Druckbranche von offline zu online.
Bernd Zipper: In Deiner Präsentation auf dem Online Print Symposium hast Du gesagt, dass Helloprint beabsichtigt, eine europäische Plattform aufzubauen, die sich in großem Umfang erweitern lassen wird – habt Ihr vor, über Europa hinaus zu expandieren?
Hans Scheffer: Zuerst einmal wollen wir uns mit unserem Netzwerkaufbau auf Europa konzentrieren. Auf diesem Markt schreitet die Evolution der Branche zurzeit am schnellsten voran. Wir haben Großes vor, und die Expansion auf andere Erdteile gehört auch zu unserem Plan.
„Auf die Kernkompetenzen besinnen und in junge, hungrige Mitarbeiter investieren: Onlineprint ist immer lukrativ – wenn man es richtig anstellt!“ – Bernd Zipper
Bernd Zipper: Helloprint sucht nach regionalen Druckern in europäischen Ländern wie Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland. Erwartest Du durch die Internationalisierung der Produktionsstätten eine Verdopplung Eurer Netzwerkgröße?
Hans Scheffer: Beim Aufbau unserer Plattform gibt es keine Grenzen. Wir sind der Meinung, dass die Helloprint-Plattform Herstellern in der europäischen Drucklandschaft bedeutende Chancen bieten kann. Und das gilt nicht nur für Hersteller auf unserem Kernsegment, sondern auch für Unternehmen, die sich den Verkauf von Nischenprodukten für eine große Zielgruppe vorstellen können. Unser Plan sieht die Erweiterung des Produktportfolios als eine unserer Kernstrategien vor. Wir gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Hersteller in den nächsten Jahren deutlich erhöhen wird.
Bernd Zipper: Mit welchen weiteren Ansätzen wollt Ihr Euer Ziel – 100 Millionen Euro Umsatz bis 2019 – außerdem erreichen?
Hans Scheffer: Unser Ziel wollen wir dadurch erreichen, dass wir uns auf den Onlineservice konzentrieren und unser Modell auf mehrere Länder ausweiten.

Bernd Zipper: In der IOP treffen verschiedene, teils konkurrierende Mitglieder des Online-Print-Umfeldes zusammen. Weshalb habt Ihr Euch dazu entschieden, dass Euer Unternehmen auch Mitglied dieser Initiative sein soll?
Hans Scheffer: Wir sind überzeugt, dass unser deutlichen Veränderungen unterliegender Markt, der sogar größer als die Fahrzeugindustrie ist, von starken Partnerschaften in der Industrie nur profitieren kann. Durch Zusammenarbeit und Gedankenaustausch lassen sich unsere Märkte schneller erschließen. Unserer Ansicht nach ist auf diesem Markt für jeden genug da.
My Take: Ohne eigene Druckmaschinen geht´s also auch. Helloprint wächst so stark, weil die sich auf eine wichtiges E-Commerce-Prinzip konzentrieren: Bestellungen müssen einfach sein, auch für Nicht-Fachleute. Hinzu kommt noch, dass die Entscheider bei Helloprint nicht davor zurückschrecken, auch sehr junge Leute einzustellen, die von Drucken zwar nur bedingt Ahnung haben – dafür aber umso mehr von digitalen Vorgängen. Durch die zusätzlichen Investitionsschübe 2017 und den unermüdlichen Ausbau des Helloprint-Teams in Rotterdam und Valencia, stehen die Wachstumsvorstellungen von Hans Scheffer auf einem guten Fundament. Ich bin überzeugt davon, dass die Onlineprint-Branche von Helloprint als Drucksachenvermittler noch einiges hören wird.