Axel Lilienblum ist Physiker. Eigentlich. Denn heute ist er vor allem eins: Gründer von Grow.Photos, einem im letzten Jahr gegründeten Start-Up, das das Thema Fotobuch ganz neu denkt. Denn hinter Grow.Photos verbirgt sich ein Fotobuch, das sprichwörtlich mitwächst und auf einem Abo-Modell aufsetzt. Was es damit auf sich hat, welche Rolle Apps und Automatisierung dabei spielen und wie das Funktionsprinzip im Allgemeinen ist, hat Axel Lilienblum im Gespräch mit Bernd Zipper in der neuen Folge von Zippers Insights erklärt.
Lesen Sie hier eine leicht gekürzte Fassung des Podcast-Interviews oder hören Sie sich das Gespräch in voller Länge auf ZIPPERS INSIGHTS oder auf Spotify an.
Bernd Zipper: Herzlich Willkommen zu Zippers Insights und einer neuen Story über ein „altes“ Produkt. Fotobuch ist heute das Thema, aber ein ganz Besonderes. Dazu haben wir Axel Lilienblum von Grow.Photos am anderen Ende der Leitung. Ich rufe Berlin, hallo Axel.
Axel Lilienblum: Hallo Bernd, hi.
Bernd Zipper: Ich bin gespannt, ob wir heute aufdecken können, was an deinem Fotobuch so besonders ist. Aber zuvor zu dir, denn du bist eigentlich ja Physiker, oder?
Axel Lilienblum: Richtig. Ja, ich bin studierter Physiker. Ich dachte auch erst, ich werde Physiker, habe aber während des Studiums gemerkt, dass Forscher nicht das Richtige für mich ist.
Bernd Zipper: Ich habe hier Zitate, zum Beispiel: „Du hast mich auf dem Balkon vergessen“, „Ich bin da, aber die Haustür nicht“ oder „Immer noch betrunken?“
Axel Lilienblum: Richtig, da klingelt was, ja.
Bernd Zipper: Du hast dich seinerzeit nämlich mit einem Produkt neu erfunden, für das du einfach kuriose SMS-Nachrichten und Chat-Verläufe auf eine Webseite gepackt hast.
Axel Lilienblum: Genau. Aber ich spanne nochmal den Bogen vom Physikstudium – das ist ja nicht unbedingt klar und auch nicht geradlinig. Nach dem Studium bin ich erst einmal Unternehmensberater geworden, kurzzeitig. Dann wollte ich aber gerne auch selbst Unternehmer werden und habe alles Mögliche ausprobiert. Mich haben vor allem die Themen Produkt und Marketing interessiert. Letzten Endes habe ich mit einer Freundin zusammen diese Webseite „SMS von gestern Nacht“ gegründet, wo wir eben genau das getan haben, was du gerade gesagt hast: kuriose Chat-Nachrichten gesammelt und veröffentlicht, die uns die User anonym zuschicken konnten. Das war 2009, also weit vor dem Smartphone-Boom. Damit sind wir dann quasi viral gegangen, obwohl es Viralität eigentlich noch gar nicht gab in Deutschland. „SMS von gestern Nacht“ ist durch die Decke gegangen, war auf allen Medien. Dann kam der Rowohlt Verlag auf uns zu, und mit denen haben wir über die nächsten Jahre knapp eine Million Bücher verkauft, Taschenbücher mit dem Best-of. Aber auch die Webseite an sich war super erfolgreich. Es gab später auch noch Apps dazu, die waren auch sehr erfolgreich mit einer Million Downloads.
Bernd Zipper: Die Webseite selbst ist nicht mehr online, aber wenn man googelt, findet man noch ein bisschen was. Aber: Wenn man so etwas macht, wie kommt man dann dazu, sich Gedanken über Fotobücher zu machen?
Axel Lilienblum: Also für mich klingt es logisch. Wie gesagt, mich haben vor allem die Themen Produkt und Marketing interessiert. Und für meine Mitgründerin und mich war auch klar, dass wir dieses Thema SMS- und Chat-Nachrichten nicht ewig weitermachen wollten. Sie wollte Filme machen, was sie inzwischen auch tut, und ich wollte gern Unternehmer sein und etwas machen, das mir noch mehr Sinn gibt als diese lustigen Witze. Also haben wir die Webseite verkauft. Wir sind jeweils beide Eltern geworden. Ich bin zweifacher Vater und habe mir viel Gedanken gemacht, welche Produkte jetzt interessant sein könnten, was mich interessiert.
Fotos und Fotobücher waren schon lange ein Thema, auch in meiner Familie. Ich habe selbst Fotoalben, von meinen Eltern ganz tolle, und ja, letzten Endes war das das Thema, das mich am meisten gepackt hat, das bei mir am meisten ausgelöst hat und worauf ich auch am meisten Lust hatte. Ich habe schon von anderen gehört, dass das der Klassiker ist: Dass jemand in Elternzeit geht und danach eine Fotoprodukte-Idee hat.
Bernd Zipper: Das kann ich mir gut vorstellen, man möchte natürlich alles dokumentieren, was mit den Kleinen passiert. Aber die Idee, ein eigenes Fotobuch-Konzept zu entwickeln, ist schon relativ clever. Du hast also ein Fotobuch, das mitwächst?
Axel Lilienblum: Genau. Das ist das Neuartige. Natürlich wollte ich nicht einfach nur das nächste Fotobuch rausbringen. Das hätte mich auch nicht genug gereizt. Ich war und bin sehr unzufrieden mit den Lösungen, die es im Bereich Fotobücher bzw. Foto-Lösungen gibt. Viele Eltern sprechen mich an und fragen „Hey, wie macht man das? Wie kann ich meine Fotos sortieren? Wie kann ich den Überblick behalten über diese vielen, vielen tausend Fotos?“ Letzten Endes wünschen sich alle Eltern, die ich kenne, ein Fotobuch von dem Aufwachsen ihrer Kinder. Aber die meisten scheitern an der Umsetzung. Und genau dafür haben wir eine Lösung entwickelt. Nämlich die, dass das Fotobuch mitwächst. Das heißt, es ist ein erweiterbares Fotobuch, bei dem man die Seiten nach und nach hinzufügen kann. Die Erstellung der Seiten ist sehr unkompliziert; das macht man idealerweise auf Monatsbasis. Das heißt, jeden Monat lädt man ein paar Fotos hoch und die werden dann gedruckt und man bekommt die Seiten zugeschickt, kann sie einheften und auf diese Art und Weise verteilt sich die Arbeit einfach über die Zeit.
Bernd Zipper: Das heißt im Klartext, ich habe eine kleine App auf meinem Handy, aktuell nur auf dem iPhone – Android hast du glaube ich noch nicht am Start – aber da wähle ich dann eben die Bilder aus, zum Beispiel die Bilder des Monats Juni 2022 vom kleinen Jürgen, ja?
Axel Lilienblum: Richtig, so funktioniert das. Die Grundidee ist, dass das Erstellen der Seiten super schnell und einfach gehen soll. Im Idealfall kann man das nebenher machen. Es geht darum, dass man innerhalb von vielleicht zehn Minuten diese monatlichen Seiten erstellen kann und damit dieser extreme Aufwand wegfällt, den man sonst hat, wenn man tausende Fotos aussortieren muss und sich über Wochen ein Fotobuch zusammenklickt.
Bernd Zipper: Das heißt, das ist auch Opa- und Oma-tauglich. Die können das auch?
Axel Lilienblum: Die können das auch, zumindest, wenn sie mit einem Handy, mit einem iPhone und mit Apps umgehen können. Naheliegender ist es aber eigentlich, dass die Kinder, in dem Falle die Eltern für die Großeltern zum Beispiel ein Fotobuch erstellen und die dann die Seiten zugeschickt bekommen. Das ist ein weiterer Anwendungsfall.
Bernd Zipper: Aber wie unterscheidet sich dein Fotobuch von anderen Fotobüchern? Es macht ja wenig Sinn, wenn ich jeden Monat ein ganzes Fotobuch geschickt kriege.
Axel Lilienblum: Du bekommst eben nicht das ganze Fotobuch, sondern nur die Seiten zugeschickt. In unserem Standard-Preis-Modell sind es zwei Blätter, das heißt vier Seiten mit Vorder- und Rückseite und noch ein Deckblatt. Das bekommst du zugeschickt und heftest es ein. In ein Album von uns passen ungefähr zwei Jahre rein, das sind knapp 60 Seiten. Dann ist das Fotobuch fertig.
Bernd Zipper: Das heißt, wenn ich mit dir in Geschäftsverbindung trete über die App, dann kriege ich vorab einen Ordner geschickt, wo ich meine ersten Seiten schon drin habe?
Axel Lilienblum: Ja, du bekommst zuerst den leeren Ordner, dann heftest du Monat für Monat neue Seiten ein und am Ende ist das Buch fertig. Die neuen Seiten bestellst du immer über die App.
Bernd Zipper: Jetzt hört sich Ordner irgendwie nach Büro an.
Axel Lilienblum: Eigentlich nennen wir es Album. Damit man sich das vorstellen kann: Es ist im Endeffekt wie ein Ordner, aber viel hochwertiger. Es hat eine Ringbindung in der Mitte, aber auch einen Leineneinband und noch einen Schuber zum Schutz, der eine weiße Prägung besitzt. Das ist sehr hochwertig und erinnert, wenn man es in der Hand hält, überhaupt nicht mehr an einen Ordner. Aber weil du gefragt hast, was uns von anderen Fotobüchern unterscheidet: Dieses Prinzip gibt es bisher noch gar nicht. Das ist vollkommen neu.
Bernd Zipper: Ich finde das Album ganz schön. Du hast mir ja eins vom Online Print Symposium gemacht, also meinem „Baby“. Es ist sehr anmutig, hochwertig, macht Spaß. Ich habe das auch schon an frischen Eltern getestet, die direkt gesagt haben, „hey, coole Sache, will ich eigentlich auch haben“. Und die natürlich enttäuscht waren, dass du keine Android-App hast. Aber da arbeitest du schon dran, habe ich gehört, richtig?
Axel Lilienblum: Ja, genau.
Bernd Zipper: Aber zum Geschäftsmodell, wie funktioniert Grow.Photos? Ich habe die App, da melde ich mich an und dann geht es los, oder?
Axel Lilienblum: Du musst dich in der App anmelden, genau. Erst runterladen, in der App anmelden und dann muss man, um das Produkt nutzen zu können, ein Abo abschließen. Gerade in Deutschland sind die Leute ja sehr vorsichtig, was Abos angeht. Aber das Abo-Modell passt bei diesem Produkt einfach wie die Faust aufs Auge. In unserem Fall kostet das Monatsabo 14,99 Euro. Man kann aber auch Geschenk-Abos kaufen, bei denen Monatspakete drin sind. Zum Beispiel sechs oder zwölf oder 24 Monate. Das kostet dann zwischen 89 und 299 Euro.
Bernd Zipper: Das ist natürlich schon eine Hausnummer vom Pricing her…
Axel Lilienblum: Richtig.
Bernd Zipper: Habe ich da ein besonders geiles Papier oder wie sieht das aus?
Axel Lilienblum: Unser Anspruch ist es, die bestmögliche Qualität zu liefern, die wir bekommen können. Angefangen vom Album, das mit dem Leineneinband sehr hochwertig ist, bis zu einem Papier, das unserer Meinung nach das beste Papier ist, das man dafür bekommen kann; so eine Art Fotopapier. Und dann gibt es noch die Deckseiten aus einem transparenten Papier. Unser Anspruch ist, dass das Album eine super gute Qualität hat, von den Fotos her und dass es auch sehr lange hält. Das soll im Idealfall Generationen überstehen und hat dadurch natürlich einen gewissen Nachhaltigkeitsanspruch. Drucken ist zwar nie hundertprozentig nachhaltig, aber wenn es lange hält, hast du natürlich mehr davon.
Bernd Zipper: Ob Drucken nachhaltig ist oder nicht, will ich jetzt mal dahingestellt lassen. Sag mir irgendein anderes Medium… Aber nichtsdestotrotz, ich finde das interessant. Ist aber natürlich eine Hausnummer, gerade für junge Eltern, die das über die Dauer machen wollen. Du hast jetzt schon ein paar Abonnenten – hast du mit denen mal über das Abo-Thema gesprochen?
Axel Lilienblum: Ich habe mit dem Preis schon ein bisschen rumgespielt; höhere Preise, niedrigere Preise. Und mein Gefühl ist, dass, wenn man es günstiger macht, nicht viel mehr Leute das Abo abschließen. Die Angst vor dem Abo ist das eigentlich Abschreckende. Und da haben wir auch schon Ideen, wie wir das umgehen können. Eben durch Monatspakete oder vielleicht auch im Einzelhandel, dass man ein komplettes Album kauft, was man dann füllen kann oder solche Sachen, dass man da drumherum kommt. Aber der Preis an sich, der ist zwar hoch, aber wer dieses Album haben möchte, der ist auch bereit, das auszugeben. Im Endeffekt ist es jetzt auch nicht mehr als ein Netflix-Abo.
Bernd Zipper: Wobei man natürlich als Kunde verstehen muss, dass es mehrere Leistungen sind. Es geht ja nicht nur um die gedruckten Blätter, sondern es geht auch um die App, es geht auch um den Schuber und und und.
Axel Lilienblum: Richtig.
Bernd Zipper: Und der Schuber kommt automatisch neu, wenn der bisherige voll ist, oder?
Axel Lilienblum: Ja, das Album und der Schuber, die sind im Preis mit drin, die kriegt man automatisch. Und wenn das Album voll ist, kriegst du ein Neues „for free“. Es ist auch so, dass wir eine 30-Tage-Rückgabegarantie haben. Das heißt, du kannst es ausprobieren, das Abo abschließen und du kannst jederzeit kündigen. Das ist ja heutzutage Standard. Wir sind ja kein Mobilfunkanbieter.
Bernd Zipper: Wenn ich die Fotos in der App hochlade, kann ich die Seiten dann selbst gestalten? Kann ich da noch was drunter schreiben oder ist das einfach plain und es wird nur weggedruckt?
Axel Lilienblum: Du kannst was drunter schreiben. Wir bieten Bildunterschriften an, das ist auch total wichtig, weil es uns darum geht, eben nicht nur einfach das nächste Fotobuch anzubieten, sondern es soll eine Lösung sein, um Erinnerungen möglichst gut festhalten zu können. Deswegen ist es extrem wichtig, auch Geschichten dazu erzählen zu können mit Bildunterschriften. Außerdem hast du noch Möglichkeiten, mit wenigen Klicks das Layout anzupassen und die Fotos zu arrangieren, größer, kleiner und so. Das ist aber sehr gestreamlined, sag ich mal, auf das Ziel gerichtet, dass es am Ende auf jeden Fall gut aussieht, man aber nicht viel Arbeit damit hat. Denn es geht ja darum, dass du es in zehn Minuten schaffst.
Bernd Zipper: Das heißt, man kuratiert praktisch seine eigenen Erinnerungen?
Axel Lilienblum: Genau. Du kuratierst deine Erinnerungen. Das Besondere ist auch – weil du vorhin meintest, man bezahlt ja nicht nur das Buch selbst, sondern auch die App: Diese kuratierten Erinnerungen landen natürlich in der App und auf Wunsch auch in der Cloud, wo sie gesichert und vor Datenverlust geschützt sind. Und du kannst mithilfe dieser kuratierten Erinnerungen natürlich ganz viele Sachen machen. Du kannst mit wenigen Klicks einen Kalender zusammenstellen, den du deinen Eltern oder Großeltern schenken kannst zu Weihnachten. Oder auch wirklich ein gebundenes Fotobuch erstellen, das du dann jemandem schenkst oder für dich selber. Denn du hast in der App letzten Endes eine handverlesene Auswahl der Best-of-Fotos mit Datum und Bildunterschrift. Das ist ein einmaliger Schatz letzten Endes.
Bernd Zipper: Die App, hast du die selber entwickelt oder wie bist du da rangekommen? Hast du dich da hingesetzt und selbst eine App programmiert oder was hast du gemacht?
Axel Lilienblum: Nein, ich bin kein Entwickler. Physiker zwar, aber kein Entwickler. Ich bin aber sehr tief in die Entwicklungen involviert. Letzten Endes habe ich mit einem Team von Entwicklern zusammengearbeitet. Es hat sehr lange gedauert und war sehr teuer, diese App auf diesem Level zu entwickeln. Wenn man sie sich anschaut, das ist schon eine sehr hochwertige iOS-App. Wir haben zwar kein eigenes Entwicklungsteam, weil wir noch in der Start-Up-Phase sind und da möglichst flexibel sein wollen. Aber das ist heutzutage ja auch nicht ungewöhnlich, da mit Freelancern und Agenturen zusammenzuarbeiten, um flexibel zu sein.
Bernd Zipper: Wenn du die Idee mit der App weiterspinnst in Richtung Android, musst du da jetzt noch mal so viel Geld ausgeben für Android wie für iOS?
Axel Lilienblum: Nein, das ist weniger, denn das ganze Backend, die Anbindung an die Druckerei und so weiter, das kann man ja alles nutzen. Aber wir haben den Anspruch, dass das vom User Interface und von der User Experience auch immer auf die jeweilige Mobilplattform angepasst ist. Das heißt, es würden für die Android-App noch mal recht viel Arbeit in das Design und in das User Interface fließen.
Bernd Zipper: Okay, wann ist denn da was zu erwarten?
Axel Lilienblum: Ich denke, dass das in diesem Jahr noch passiert.
Bernd Zipper: Gut, denn in meinen Augen ist das schon relativ wichtig. Ist ja auch für dich gar nicht so schlecht, denn wenn man sich überlegt, dass du ja Apple immer ein bisschen was abgeben musst…
Axel Lilienblum: Nein, müssen wir nicht.
Bernd Zipper: Nein?
Axel Lilienblum: Die Frage kommt häufiger. Aber es ist letzten Endes so, wenn man ein physisches Produkt anbietet, eines zum Versand, dann braucht man keine Gebühren an Apple zu zahlen.
Bernd Zipper: Ach sieh an, das ist nicht schlecht.
Axel Lilienblum: Die App an sich ist ja kostenlos nutzbar. Nur in dem Moment, in dem du was bestellen willst, musst du was bezahlen.
Bernd Zipper: Jetzt hast du von der Anbindung an die Druckerei gesprochen. Das heißt also, du hast das alles automatisiert? Das heißt meine vier Fotos oder meine vier Seiten landen automatisiert bei der Druckerei? Oder gibt es da noch mal eine Endkontrolle?
Axel Lilienblum: Ja, das läuft alles vollautomatisch über die Cloud und nein, eine Endkontrolle gibt es nicht. Ansonsten könnte man das ja überhaupt nicht skalieren, wenn es da noch eine händische Endkontrolle gäbe. Wir arbeiten für die Produktion der Seiten mit sehr renommierten Playern zusammen.
Bernd Zipper: …die ihrerseits natürlich eine Endkontrolle haben, muss man dazu sagen.
Axel Lilienblum: Richtig. Ja.
Bernd Zipper: Also was Druckqualität und die Inhalte angeht, ja?
Axel Lilienblum: Natürlich.
Bernd Zipper: Endkontrolle ist vielleicht das falsche Wort. Nicht, dass das jemand falsch versteht. Es geht ja nicht nur darum, ob die Fotos gut aussehen. Es gibt ja auch Schindluder, das da getrieben wird mit solchen Sachen.
Axel Lilienblum: Nein, das würde auch nicht unseren Nutzungsbedingungen entsprechen.
Bernd Zipper: Jetzt seid ihr ja neu am Markt, wie ist die App denn so angekommen?
Axel Lilienblum: Man muss dazu sagen, wir sind bisher noch nicht richtig skaliert. Wir probieren noch sehr viel aus und schauen uns Zahlen an, sprechen sehr viel mit unseren Kunden und werten deren Feedback aus. Was wir aber auf jeden Fall schon festgestellt haben, ist, dass wir phänomenale Zahlen haben, was das Marketing angeht. Die Klickzahlen sind super. Wenn wir Werbung schalten, kriegen wir ganz viele Anfragen. Die Leute sind begeistert, finden das Produkt klasse, haben dann natürlich auch oft Fragen dazu.
Was wir außerdem festgestellt haben, ist, dass, wenn wir Abonnenten gewinnen und die es über den ersten Monat hinaus schaffen – wir haben ja diese 30-Tage-Rückgabegarantie, aber das haben bisher nur eine Handvoll genutzt – aber alle, die darüber hinausgegangen sind, bleiben weiter dabei. Die Leute bestellen jeden Monat ihre Seiten. Und ich habe auch schon mit anderen aus der Industrie gesprochen, die meinten, dass es bei Abo-Modellen normalerweise einen wahnsinnig hohen Turn gibt, also dass die Leute das abbrechen. Die bestellen ein, zwei Monate und dann war’s das. Und genau das ist bei uns nicht der Fall. Das macht uns natürlich total glücklich und stolz, weil es das ist, was ich möchte: Dass es den Leuten gefällt. Ich möchte ein super Produkt haben, von dem auch die Leute begeistert sind.
Bernd Zipper: Ich habe ja selbst eins und bin recht angetan davon, überhaupt von der Wertigkeit des Produktes. Ich glaube, das ist auch noch mal eine Differenzierung zum normalen Fotobuch. Das heißt nicht, dass klassische Fotobücher nicht gut aussehen, aber es liegt ja immer im Auge des Betrachters. Aber bei dir, durch das Vorkuratieren der Templates und durch die Intelligenz, die dahinter steckt, kommt da schon was Gescheites raus. Deswegen gefällt mir das sehr, sehr gut, was du da machst. Jetzt bietest du ja auch Gutscheine zum Verschenken an! Wie funktioniert das?
Axel Lilienblum: Da sind wir auch noch am Ausprobieren. Aber ja, man kann bereits Gutscheine bei uns kaufen. Das heißt, du kannst ein 6-Monats-, 12-Monats- oder 24-Monats-Paket kaufen und verschenken. Dabei handelt es sich letztlich um einen Gutscheincode, den dann die beschenkte Person in der App eingeben und das Produkt nutzen kann. Das ist natürlich ein perfektes Geschenk für eine Hochzeit oder zur Geburt zum Beispiel, für eine Schwangerschaft oder so. Die Hochzeitssaison fängt gerade an, da sind wir sehr gespannt, wie es angenommen werden wird.
Bernd Zipper: Da bin ich auch gespannt. Denn im Fotobuch-Markt tummeln sich ja extrem viele Anbieter. Wie kann man denn da noch auf sich aufmerksam machen?
Axel Lilienblum: Wir haben ja ein Produkt, das neuartig ist in der Art und im Funktionsprinzip. Wir haben die sehr spitze Zielgruppe der Eltern und wir haben ein Premiumprodukt. Wir lösen für Eltern wirklich die Hauptprobleme; nämlich, dass sie mit der Qualität unzufrieden sind, dass es zu lange dauert und dass natürlich auch das Fotoalbum meistens viel zu spät ist. Wenn wir das in unserem Marketing richtig verpacken, was wir vor allem auf Instagram machen, wo sich viele Eltern tummeln, dann bin ich der Meinung, wir schaffen das schon sehr gut, das zu vermitteln. Das sticht natürlich unglaublich hervor. Das ist ja etwas komplett anderes als die Fotobuch-Produkte, die man sonst angeboten bekommt. Und es funktioniert. Die Leute klicken auf unsere Werbung, fragen nach, schauen sich das an und sind oftmals davon begeistert.
Bernd Zipper: Also ich habe mir das auf Instagram mal angeguckt. So viele Posts sind ja da gar nicht, wie ich gesehen habe. Bist du eher auf Facebook unterwegs oder was?
Axel Lilienblum: Nein, nein, das ist unser Konzept, was wir da noch ausprobieren. Das heißt, wir haben auf Instagram unsere zwölf Fotos drauf und die bleiben da auch erst mal. Wir arbeiten eher mit Werbeanzeigen und mit Reels und Stories, um die Leute zu erreichen.
Bernd Zipper: Jetzt hast du den cleveren Move gemacht, dass du sagst, „hey, man kann auch Kalender bestellen und dies und das und jenes“. Das heißt, du hast auch ein Netz von Partnern mit eingebunden, oder?
Axel Lilienblum: Noch nicht. Aber das sind die Pläne, die wir uns zurechtgelegt haben und schmieden, aber wir haben dafür noch keine Partner. Wir haben bisher Partner für die Produktion der Seiten, für die Produktion der Alben und wir sind natürlich interessiert an mehr Partnerschaften, vor allem mit Firmen, die unsere Werte auch teilen. Denen auch Familie und Kinder total wichtig sind und denen es um die Sache geht. Und klar, da werden wir auf jeden Fall noch viel Arbeit reinstecken müssen, das diese Vision dann auch Wirklichkeit wird.
Bernd Zipper: Ja, ich glaube, da bist du an einem guten Anfang und das lässt sich, glaube ich, noch gut skalieren. Was sind denn deine nächsten Pläne? Also neben der Android-App und mehr Produkten? Wo geht deine Reise hin?
Axel Lilienblum: Ja, du hast ja schon gesagt: die Android-App. Dann gibt es ein paar Funktionen, die extrem viel nachgefragt werden. Das ist auch naheliegend, du möchtest zum Beispiel noch Zusatzseiten hinzufügen können. Das geht gerade noch nicht, weil wir uns auf das eigentliche Kernprodukt konzentriert haben. Dann soll man auch noch individualisierte Ordner bestellen können oder verschiedene Farben und so was kommt alles noch. Diese Zusatzprodukte sind recht bald geplant; Kalender und weitere Fotobücher.
Und wo die Reise dann hingeht? Ich meine, woran wir hier arbeiten ist ja eigentlich kein Fotobuch und auch kein Fotoprodukt, keine Fotoprodukte-App, sondern es ist für mich der Markt der Erinnerungen. Es geht darum, Erinnerungen festzuhalten. Und da sind nach oben keine Grenzen. Erinnerungen festhalten, das muss ja nicht im Fotobuch passieren. Das kann eben auch digital passieren. Und da sind dann auch so Themen wie Virtual Reality und Augmented Reality total spannend, die in Zukunft kommen werden. Wie kann man Erinnerungen konservieren und die auch weitergeben an die Kinder und Enkelkinder?
Bernd Zipper: Gerade bei Fotobüchern ist das ja ein Thema. Ich habe hier ein paar ganz alte stehen, die sind schon 20 Jahre alt, da merkt man dem Papier schon an, dass es nicht mehr topfit ist. Ich bin gespannt, wie sich dein Produkt von der Wertigkeit her verhalten wird. Ich werde das auch ins Regal stellen und mal gucken, wie sich das so entwickelt. Aber insgesamt bin ich ziemlich angetan von der Idee und auch davon, mit welcher Ruhe du das nach vorne bringst. Oft hat man bei Start-Ups das Gefühl, das alles sofort passieren muss. Aber du hast wirklich einen Plan, so Step by Step by Step. Machst du das größtenteils alleine?
Axel Lilienblum: Wir haben ein Team. Wir sind immer so zwischen zehn und 15 Personen. Aber wie ich vorhin schon meinte, wir arbeiten ausschließlich mit Freelancern und Agenturen zusammenarbeiten. Das heißt, ich bin da der Hauptverantwortliche. Und ja, ich weiß, wo ich hin will. Ich weiß, wie ich das machen will. Und ich glaube da fest dran. Da gehe ich einfach meinen Weg. Da will ich mich auch nicht beirren oder bedrängen lassen. Klar habe ich auch Bedenken und Befürchtungen, dass das ein Großer kopiert, aber es ist immer noch die Frage, ob man das auch genauso hinkriegt und in der Qualität. Und vielleicht kann man ja auch zusammenarbeiten. Ich bin da auch total offen für Partnerschaften.
An dem Thema Erinnerungen-Markt gibt es natürlich auch viele Firmen, die da dran sind. In Deutschland zum Beispiel Celebrate. Aus Japan gibt es Family Album, die sind sehr erfolgreich. Aber die haben alle den Ansatz, dass die Leute ihre Fotos hochladen in die App, dort sammeln und dann auch ein Fotobuch draus machen können. Bei mir ist es eher andersrum. Ich erfinde jetzt mal den Ausdruck „Fotobuch first“. Du arbeitest zuerst an deinem Fotoalbum, hast dadurch eine ganz hohe Motivation und nebenbei, ohne dass du da noch einen zusätzlichen Aufwand betreiben musst, entsteht deine Fotosammlung, mit der du dann noch weitere Sachen machen kannst.
Bernd Zipper: Ihr seid ja ein klassisches Start-Up. Du hast viel selbst reinvestiert. Jetzt könnte man sagen, du hast ja auch viel verdient mit deinen Büchern vorher. Aber da ist ja ein bisschen Zeit dazwischen, zwischen den Büchern und dem aktuellen Business. Das heißt: Eigentlich bist du als Start-Up auch auf der Suche nach neuen Partnern, die da vielleicht mitmischen wollen, oder?
Axel Lilienblum: Auf jeden Fall. Ich denke, man kann auf Dauer nicht wirklich groß werden ohne starke Partner. Das ist eine Illusion. Es gibt sicher den einen oder anderen Glücksfall. Aber ich bin auf der Suche nach Partnern, ich spreche auch mit vielen Menschen. Zugleich will ich da aber auch nichts überstürzen.
Bernd Zipper: Das finde ich gut, keine Hektik. Du hast ein wunderbares Produkt, ein schönes Beispiel, wie digitale Tools, zum Beispiel die App mit den Bildern Oma und Opa und die ganze Familie umarmen und mitnehmen. Wir haben die kuratierten Erinnerungen auf einen Schlag, die Bilder, die man auch gerne in Erinnerung behalten möchte.
In diesem Sinne: Danke, Axel, lass dir den Sommer über gut gehen und ihr da draußen: Folgt uns, liked uns und erzählt weiter, dass es uns gibt. Denn wir wollen natürlich noch mehr Storys hören. Also, wenn ihr Vorschläge habt, immer her damit!
