Handschrifteneingabe und -erkennung findet heute üblicherweise so statt, dass man mit einem speziellen Stift auf einem speziellen Display schreibt und die Zeichen oder Skizzen gleich in digitaler Form erscheinen. So ziemlich jeder kennt das, wenn er ein Paket in Empfang nimmt und dabei auf dem Handterminal des Zustellers seine Unterschrift hinterlässt – meist ist das ein recht übles Gekrakel (mir jedenfalls gelingt das nicht besser). Und mit der Haptik des Schreibens auf Papier hat das nicht besonders viel zu tun. Jetzt hat Konica-Minolta ein Handsschriften-Eingabegerät entwickelt, das mit normalen Papieren und Bleistift oder Kugelschreiber funktioniert.
Auf das drucksensitive Eingabegerät wird dabei das Papierblatt gelegt und es erkennt beim Schreiben oder Skizzieren Zeichen und Zeichnungen in Echtzeit. Laut Konica Minolta sei das Gerät für jegliche Papierarten und Stifte geeignet. Das noch unbenannte Gerät unterscheidet auch zwischen dem eingesetzten Schreibgerät und Fingern oder einem auf dem Papier aufgelegten Handballen. So kann man auf ganz normale Weise schreiben und zeichnen; Digital Natives dürfen das Gerät aber auch ohne Papier benutzen.
Das Device hat die Form eines Papierklemmbretts, ist Batterie-betrieben und verfügt über WLAN. Bei einem Gewicht von 75 Gramm ist es am oberen Ende sieben Millimeter dick. Die flexible und biegbare Sensor-Fläche, auf der das Papier aufliegt, ist nur 2,5 Millimeter dick. Genauere Angaben zur Abtastauflösung gibt der Hersteller nicht an, soll eine Zeichenerkennung (OCR) eingesetzt werden, sollte aber eine Mindestgröße ab sieben Millimeter beim Schreiben eingehalten werden. Das entspricht etwa einer Schriftgröße von 20 Punkt.
Die Anwendung ohne umgesetzte Zeichenerkennung zeigt folgendes Video. Dabei ist auch zu sehen, dass man einen Radiergummi einsetzen kann:
Doch wozu eignet sich nun dieses Halb-Retro-Instrument eigentlich besonders? Der klare Vorteil liegt in den Anwendungen, bei denen man Doppelerfassungen von Informationen (handschriftlich und dann übertragen in den Computer) mit diesem Gerät vermeiden kann. Dann sehe ich Vorteile bei allen Anwendungen, wo Displays etwa wegen Lichtverhältnissen oder Blickwinkeln gegenüber Papier im Nachteil sind, etwa beim Ausfüllen von Umfragen. Und schließlich bietet dieses Eingabegerät den nicht zu unterschätzenden Vorteil der Haptik. Grafiker und Designer, die sich nicht so recht mit Grafiktabletts anfreunden können, mögen so etwas vielleicht goutieren.
Nun hat Konica Minolta zwar dieses Device praktisch fertig entwickelt, sucht aber noch nach denkbaren Anwendungen. Dazu ruft die Firma nun in Zusammenarbeit mit NineSigma (ein Open Innovation Beratungsunternehmen) zu einem Innovationswettbewerb auf. Aber Achtung, einfach eine E-Mail schreiben dürfte nicht zur Teilnahme ausreichen. An die Proposals, die man bis zum 31. Oktober einreichen kann, stellen die Ausschreiber höhere Anforderungen und richten sich an potentielle Lösungs- und Entwicklungspartner. Ich bin mal gespannt, ob es eine Idee aus der grafischen Industrie in das Panel schafft.