Der Personalisierungstrend zieht sich durch alle Bereiche des Lebens. Was würde sich da besser eignen, als mit einem Print-on-Demand-Personalisierungsmodell für eines der am weitesten verbreiteten Produkte online zu gehen: Möbel aus dem Hause IKEA.
Mit IKEA verbindet der Kenner aus der Printbranche immer auch eine bestimmte Zahl: Mehr als 200 Millionen gedruckte Kataloge jährlich. Und wenn man die Umsätze des weltweit führenden Möbel- und Einrichtungshauses betrachtet (2017: mehr als 36 Mrd. Euro weltweit – 4,87 Mrd. alleine in Deutschland) zeigt sich auch, dass Print damit einen wesentlichen Erfolgsfaktor des Unternehmens bildet. Nun soll es aber nicht um Print aus dem Hause IKEA gehen, sondern um ein Kölner Start-up, das Print-Personalisierung für Möbel des schwedischen Konzerns anbietet und damit die Chance nutzt auf dem Erfolg und der Verbreitung aufzusatteln, ohne dem Unternehmen anzugehören: Limmaland. „Limma“ ist schwedisch für „kleben“ und beschreibt damit treffend das Nischenmodell des 2014 von Stefanie Gärtner und Rabea Knippscheer gegründeten Unternehmens. Es geht um digital gedruckte Klebefolien. Und ein Nischenangebot ist das insofern, als dass Limmaland genau eine Gruppe in der riesigen Menge der IKEA-Kunden fokussiert, und das sind Eltern.
Wie gesagt: Produktpersonalisierung steht bei dem führenden Möbelproduzenten nicht auf der Haben-Seite, zumindest nicht aus dem eigenen Haus. Und damit nicht jeder, der eines der bekannten Selbstaufbau-Möbel sein Eigen nennt, dieselbe Optik auch bei Freunden und Bekannten vorfindet, haben sich seit der rasanten Verbreitung der IKEA-Möbel zahlreiche – ich nenne es mal – „Pimp-my-Möbel-Ideen“ entwickelt, meistens auf Grundlage mühevoller Handarbeit. Und da sich genau dort vor wenigen Jahren auch der Ansatzpunkt für die Idee zur Gründung von Limmaland fand und sich seit dem letzten Jahr einige Entwicklungen bei dem Start-up ergeben haben, stelle ich das Modell hier mal etwas genauer vor.
Die Gründerinnen nennen die Möglichkeiten, die ihr Shop zur individuellen Dekoration für Kinderzimmer bietet „IKEA-Hacks“ – und haben damit einen Trend aufgegriffen, der sich immer weiterverbreitet. So haben die Sozialen Medien nicht nur als Inspirationsquelle für ihr Business gedient – sie haben auch für die weitere Entwicklung einen sehr hohen Stellenwert. Auf Pinterest, Instagram, Facebook und Twitter sind die Gründerinnen unterwegs und interagieren mit der Community, um Ideen und Konzepte für die nächsten Produkte zu entwickeln. Ein enger Kundenkontakt bzw. ein Kontakt mit potenziellen Kunden also und eine gute Möglichkeit, um die Bedürfnisse auf direktem Wege zu erkennen und in Printprodukte umzusetzen. „Natürlich lässt sich bei derartigen Produkten eher ein Social-Media-Kontakt zu den Kunden herstellen als bei online bestellbaren Massendrucksachen“, mag der Akzidenzdrucker sagen. Aber – verzeihen Sie mir den Seitenhieb – die beiden Damen machen in der Hinsicht durch ihre Präsenz einen deutlich besseren Job als einige Onlinedrucker, die ich schon seit Längerem kenne. Und glauben Sie mir – ich kenne viele.
„Nachfrage erkennen – Nische finden – Kunden am richtigen Ort abholen: Limmaland ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man die Potenziale von Print und Online-Business mit einer konkreten Nachfragesituation nach Produktpersonalisierung zusammenbringt.“ – Bernd Zipper
Nun aber mal zum Shop an sich. IKEA hat zwar schon einige Kindermöbel im Angebot, aber wer sich das Produktportfolio von Limmaland mal genauer anschaut, der sieht, dass der Kölner Nischenanbieter auch einige der Kassenschlager des schwedischen Möbelgiganten wie Billy und Kallax – also „normale“ Möbel – zu Kindermöbeln machen kann. Für Regale, Kinderküchen, Tische, Betten und Co. findet man mehr als 300 verschiedene Designs, die zum Teil noch in verschiedenen Farbpaletten verfügbar sind. Das Angebot erfolgt ausschließlich online über die eigene Plattform und weitere Marktplätze wie Amazon und Dawanda – in Kombination mit der Social-Media-Aktivität von Limmaland ist die Reichweite damit zielgruppenkonform hoch. Was die Technik angeht, ist der B2C-Shop von Limmaland Magento-basiert und nutzt printQ als Web-to-Print-Lösung von CloudLab.

Produziert werden die Folien im Latexdruck in einer lokalen Druckerei, die auch den Versand übernimmt. Der Latexdruck eignet sich für den Verwendungszweck der Limmaland-Folien besonders, da die wasserbasierten Tinten nach dem Druck keine weiteren Lösemittel mehr emittieren. Zusätzlich erfüllen die in Deutschland hergestellten Folien den EU-Standard für Spielzeuge und werden nach dem Druck noch laminiert, um sie robust und damit kindgerecht zu machen. Limmaland verfügt also nicht über eigene Produktionskapazitäten. Darauf liegt aber auch nicht der Fokus für die Zukunft, denn mit der Produktion und der ausgelieferten Qualität sind sowohl die Inhaberinnen als auch die immer größer werdende Kundschaft durchweg zufrieden. Der Kern der Arbeit besteht vielmehr darin, die Kunden dort abzuholen, wo sie sind: auf den Kreativ-Plattformen bei der Suche nach Ideen für die kindgerechte Möbelgestaltung. Laut Statista sind die IKEA-Kundengruppen der 20 bis 29-jährigen und die der 30 bis 39-jährigen in Relation zur Bevölkerung mit mehr als 20 % überrepräsentiert, was nichts anderes bedeutet, als dass sich in dieser Altersklasse besonders viele potenzielle Kunden tummeln. Und genau das ist auch vorrangig die Gruppe, die Limmaland adressiert.
Wie sieht es preislich aus? Wer die oben dargestellte Kinderküche im Wert von 89 Euro sein Eigen nennt, der kann mit der konfigurierbaren Folie für 29,95 Euro das Möbelstück customizen. Je nach Produkt und entsprechender Foliengröße bewegen sich die Preise zwischen 14,95 und 49,95 Euro, womit sich auch mehrere Möbel in einem Zimmer mit einem überschaubaren monetären und Gestaltungsaufwand personalisieren lassen. Print eben!

Recht frisch ist noch der Fotoupload zur Umgestaltung von Tischen in verschiedenen Größen. Dabei sind die Maße der rechteckigen Folien nicht auf bestimmte IKEA-Produkte beschränkt, sondern man kann aus 22 verschiedenen Größen zur Erstellung des eigenen Designs – z. B. zur Umgestaltung von Tischen anderer Anbieter – wählen.
My Take: Eine clevere Idee, wie man Print einsetzen kann, um verbreitete Produkte zu personalisieren. Dass die Folien dann noch on-Demand gedruckt werden ist ein weiteres Plus des Modells. In Anbetracht der Marktdurchdringung, die IKEA mit seinen Möbeln bereits hat und jährlich ausbaut, adressiert Limmaland eine breite potenzielle Kundenbasis. Denn nicht nur Neukäufe der Möbel schaffen Individualisierungspotenzial, sondern auch bereits in Kinder- und anderen Zimmern stehende Möbel können mit dem Print-Angebot des Kölner Start-ups auf ein anderes Level gehoben werden. Für Limmaland bedeutet dies: Weitere Bekanntheit erlangen und die Online-Prozesse weiterhin im Griff haben – dann dürfte auch dem Wachstum nichts mehr im Wege stehen.
