Sie sorgen dafür, dass das Markenimage befeuert und das Auspacken zum Erlebnis wird: Luxusverpackungen. Auf der Luxepack 2017 habe ich mich mal umgesehen, was deutsche Anbieter rund um „Luxury Packaging“ so können.
An Luxusverpackungen werden nicht die gleichen Ansprüche wie an die meisten der FMCG (Fast Moving Consumer Goods) gestellt. Hochwertig und ansprechend müssen sie sein, und zwar auf einem ganz bestimmten Niveau. Neben dem Designen bilden Print und Weiterverarbeitung die mit Abstand wichtigsten Faktoren, um Marken am PoS angemessen darzustellen. Und da Markenartikler genau das wissen, suchen sie sich auf Messen wie der Luxepack Anregungen oder direkt Druck- und Fulfillmentpartner für ihre Produkte.
Wachstumspotenzial ist vorhanden: Der Verpackungsmarkt wird – so wie es die aktuellen Entwicklungen im Nachfrageverhalten von Verkäufern und Verbrauchern vorgeben – durch immer größere Sortenvielfalt und folglich kleiner werdende Auflagenhöhen bestimmt. Treiber in Sachen steigender Ansprüche ist vor allem der Bereich Food-Packaging. Denn selbst Marken, die ursprünglich wenig mit Luxus zu tun hatten, setzen auf individualisierten Print und spezielles Verpacken. Dem begegnen Maschinenhersteller und Drucker mit immer geringer werdenden Kosten für Einzelauflagen und Personalisierungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund habe ich mich Anfang Oktober nach Monaco begeben und die Luxepack besucht, die als internationale Ausstellung für Luxusgüter-Verpackungen seit 1998 dort jährlich stattfindet. Exklusivität ist hier das Credo, darauf setzt die Messe bewusst – bei den Ausstellern und bei den Besuchern. Um ausstellen zu dürfen, muss man sich im Vorfeld bewerben und es erhalten lediglich die Besucher Zutritt, die ihre Zugehörigkeit zur Verpackungsindustrie nachweisen können bzw. zu Firmen gehören, die Verpackungen und Ideen für ihre Güter aus dem hochpreisigen Segment suchen. Mehr als 400 Aussteller waren es dann auch dieses Jahr wieder, die auf der Luxepack ihre Lösungen rund um das hochwertige Verpacken von Schmuck, Parfum, Spirituosen etc. vorgestellt haben. Und da in nahezu allen relevanten Bereichen auf dieser doch recht „besonderen“ Messe auch deutsche Unternehmen – zum Teil traditionsreiche Anbieter, die schon lange in diesem Sektor produzieren – vertreten waren, stelle ich folgend mal ein paar von den deutschen Verpackungsspezialisten vor.

Gedruckte Elektronik – passt das zu Verpackungen? Klar. Der Chemnitzer Farbenhersteller Saralon ist mir auf der Luxepack direkt aufgefallen. Als „Abkömmling“ des DMT-Instituts der Technischen Universität Chemnitz ermöglicht Saralon mit den selbstentwickelten, lösemittelhaltigen Elektronik-Farben verschiedene Verwendungsarten im Verpackungsbereich. Dazu gehört die Illumination von Verpackungen mittels LEDs, der Einsatz zur Unversehrtheitsprüfung von Verpackungen und weitere Marketinganwendungen, die auf Beleuchtung setzen. Da die Funktion der gedruckten Elektronik hohe Schichten auf dem jeweiligen Substrat voraussetzt, beschränken sich die Anwendungsmöglichkeiten bislang auf den Siebdruck. Was aber die Verwendung im Bereich von Luxusverpackungen angeht, so wird es zukünftig sicherlich noch ein breiteres Anwendungsspektrum von gedruckter Elektronik geben. Aktuell hemmen die Herstellungskosten – eine große Verpackung kann zwischen 5 und 7 Euro kosten – und der hohe Energieverbrauch bzw. eine ausreichende Energiezufuhr noch Verpackungsanwendungen mit gedruckter Elektronik.
„Der Markt rund um Luxusverpackungen ist für Zulieferer, Drucker und Weiterverarbeiterer kein einfacher. Markenartikler und Konsumenten können den „Wert“ einer Verpackung neben dem eigentlichen Inhalt schon ziemlich genau taxieren.“ – Bernd Zipper
Im Bereich Weiterverarbeitung hat auf der diesjährigen Luxepack auch der Maschinenhersteller Kolbus ausgestellt. Bei dem ursprünglichen Spezialisten für die Buchdeckelproduktion hat der Bereich Packmittelproduktion schon seit Längerem einen hohen Stellenwert. So läuft die Entwicklung für hochwertige und automatisierte Kleinauflagenabwicklung von Kartonagenverpackungen seit fünf Jahren und Kolbus hat daher bereits mehrere Verpackungslösungen in petto. Da ich diese Möglichkeiten aber hier auf meinem Blog in naher Zukunft noch einmal genauer vorstellen möchte, werde ich darauf jetzt nicht weiter eingehen. Ich kann schon so viel verraten: Es lohnt sich!

Laserstanzung ist vor allem im Packaging-Bereich bzw. bei der Kartonagenproduktion nicht mehr wegzudenken. Erstmalig war auf der Luxepack 2017 auch Highlight Media aus Baden-Württemberg vertreten. Auf deren Stand gab es einige schicke, gelaserte Verpackungen zu sehen. Ursprünglich hat das 2011 gegründete Unternehmen Lasertechnik – neben wenigen Ausnahmen – mit eigens entwickelten Maschinen betrieben, um dem steigenden Qualitätsanspruch in diesem Bereich Rechnung zu tragen. Seitdem aber Reife und Bekanntheit der digitalen Schneidemaschinen von Highcon zugenommen haben, setzt Highlight Media auf eine Highcon Euclid, mit der ab Auflage „1“ kleine und große Auflagen bis zu einem Bogenformat von 70 x 100 cm wirtschaftlich verarbeitet und auch inline weiter veredelt werden können. Auch im Hinblick auf die Flexibilität bei der Verarbeitung papierbasierter Substrate gibt es kaum Einschränkungen.

Sehr interessant war für mich auch wieder zu sehen, was die Firma Rathgeber im Bereich Labeling für starke Marken Neues im Portfolio hat. Rathgeber ist als Spezialist für Schilder, Logos und Embleme nicht auf Papier als Träger beschränkt und hält Lösungen für verschiedene Bereich bereit. Über einen davon habe ich an gleicher Stelle bereits berichtet. Eine der neuen Anwendungen bilden neben NFC-Etiketten, die das Crossselling bei Luxus-Marken befördern, Etiketten für textile Substrate: Die Flexxline-Markenbotschaft nutzt PUR als Medium und wird mittels Siebdruck verdruckt, wobei durch die gezielte Kombination verschiedener Strukturen via Prägung haptische Effekte erzeugt werden können. Auf den textilen Träger wird das Emblem dann mittels Hotmelt-Klebstoff appliziert. Damit erweitert Rathgeber sein Lösungsportfolio und schafft zusätzliche, wertvolle Möglichkeiten der Markenkommunikation.

Als weiterer Anbieter aus Deutschland war auf der Luxepack noch der Beschichtungsspezialist Kurz vertreten. Der Fürther Entwickler eines breiten Sortiments an Dünnschichttechnologien – u.a. bietet die Kurz-Unternehmensgruppe auch gedruckte Elektronik, eigene Softwareentwicklung sowie Maschinenbau für Druck- und Prägemaschinen an – hat auf zwei Messeständen Lösungen für den Etikettenbereich vorgestellt. Eine der Anwendungen namens „Trustconcept“ umfasst die Kombination aus gedrucktem bzw. Folien-Etikett und einer via App generierten Darstellung von Zusatzinformationen auf Basis von Hologramm-Merkmalen. Dadurch können beispielsweise Verpackungen um Sicherheitsfunktionen wie Track & Trace oder um Möglichkeiten zur Gewinnung von Kundendaten erweitert und mittels Software erfasst werden.

My Take: Bei den Verpackungen für hochpreisige Artikel wird nicht auf den letzten Cent geschaut. Geht auch nicht – die Ansprüche an Drucker und Systemanbieter sind dafür zu hoch. Dass deutsche Anbieter rund um die Produktion von Luxusverpackungen einiges bereithalten, hat die diesjährige Luxepack definitiv gezeigt. Print muss vielseitig sein – und ist es! Auch der elitäre Kreis der Luxusverpacker und Nachfrager weiß um das Potenzial gedruckter Verpackungen, denn Print schafft nicht nur optische und haptische Consumer Experience, sondern verbindet aufwendige Technologien, die dem Markenimage Rechnung tragen.