Not macht erfinderisch: Wie man sich Ressourcen sichert, das machen Lidl und Kaufland gerade vor. Denn wie der finnische Papierhersteller Stora Enso bekanntgegeben hat, wird die Schwarz Gruppe, zu der die genannten Discounter gehören, neuer Eigentümer der Papierfabrik Maxau. Die Übernahme, die im ersten Quartal 2023 abgeschlossen sein soll, darf vor allem als eines gewertet werden: Als ein Bekenntnis der Schwarz Gruppe zum Gedruckten.
Für Stora Enso ist der Verkauf des Produktionsstandortes Maxau Teil einer neuen Ausrichtung: Im März dieses Jahres verkündete der Konzern, vier seiner fünf Produktionsstandorte für grafische Papiere verkaufen und sich künftig vor allem auf die Produktion von Verpackungsmaterialien konzentrieren zu wollen. Der Verkauf des Standortes Maxau sei nun einer der ersten Schritte in diesem Vorhaben – neben der ebenfalls vor kurzem verkündeten Übernahme der niederländischen De Jong Packaging Group.
Die Schwarz Produktion werde die deutsche Papierfabrik voraussichtlich Anfang 2023 übernehmen, heißt es in einer Mitteilung von Stora Enso. Es sei geplant die Papierproduktion fortzusetzen und die 440 Mitarbeiter in Maxau zu übernehmen. Bis zum Abschluss der Transaktion stelle das finnische Unternehmen den Betrieb vor Ort sicher, die Kunden würden weiter mit superkalandriertem Papier (SC-Papier) bedient.
Durch den Verkauf der Papierfabrik Maxau an die Schwarz Gruppe gehen 530.000 Tonnen aus der jährlichen SC-Papierproduktionsmenge von Stora Enso raus. Es werde zudem erwartet, basierend auf den Zahlen von 2021, dass die Veräußerung den konzerneigenen Jahresumsatz um etwa 25 Millionen Euro verringern werde. Zugleich rechnet der Papierhersteller mit dem Abschluss des Verkaufs im ersten Quartal 2023 mit zusätzlichem Plus im Betriebsergebnis von etwa 50 Mio. Euro.
Bekenntnis zu Print
Für die Schwarz Gruppe ist der Kauf einer Papierfabrik – zumindest von außen betrachtet – ein außergewöhnlicher Schritt. Vielleicht ist es aber auch genau die richtige Reaktion auf die angespannte Lage und die Verknappung im Papiermarkt. Frei nach dem Motto: „Wenn überall Papier fehlt, nimm‘ die Produktion selbst in die Hand“. Genau das tut der Konzern damit auch ab nächstem Jahr.
Was genau die Strategie der Schwarz Gruppe für den Standort sein wird – ob es weiterhin SC-Papiere produziert oder ob einen Strategiewechsel geben wird – ist bisher noch nicht bekannt. Dennoch kann der Kauf der Papierfabrik Maxau schon jetzt vor allem als eines verstanden werden: Nämlich als Bekenntnis für das gedruckte Produkt. Dass Lidl und Kaufland ihre Werbeprospekte ähnlich wie zuletzt Rewe und Obi einstellen werden, darf damit bezweifelt werden.

DiscussionEin Kommentar
Dieter Schwarz (82) kann’s wie Elon Musk (51) und Jeff Bezos (58). Tesla wurde zum Batteriehersteller und hat sich schon vor zwei Jahren die Rechte zum Abbau von Lithium gesichert. Amazons Webservices wurde einst auch für den Eigenbedarf entwickelt. Heute sind die AWS Cloud Services die Sparte mit den höchsten Zuwachsraten und Renditen im Reich von Jeff Bezos.
Eine vertikale Rückwärtsintegration im Großmaßstab wird sich auch für die Schwarz-Gruppe rechnen: Lidl und Kaufhof sorgen durch ihren Eigenverbrauch für eine kontinuierlich hohe Grundauslastung und bekommen dauerhaft eigenes Papier zum günstigen Preis. Also Kosteneinsparung plus Resilienz. Das übrige Papier wird zum jeweiligen Tageshöchstpreis verkauft.