Tracking ist ja eine feine Sache, wenn man auf diese Weise eine Bestellung bis zum Eintreffen verfolgen kann. Verfolgen einen jedoch die sprichwörtlichen roten Schuhe, die man einmal angeklickt hat, die nächsten 14 Tage durchs Netz, wird es jedoch lästig. Damit soll jetzt Schluss sein. Bei Google zumindest. Der Konzern hat angekündigt, keine Technik mehr einzusetzen, die einzelne Personen über mehrere Websites hinweg tracken können. Das käme dem Ende der personalisierten Werbung aktueller Machart im Internet gleich.
Google will demnach ab dem kommenden Jahr darauf verzichten, das Surfverhalten seiner Nutzer zu verfolgen, zu analysieren und aus diesen Kenntnissen auf persönliche Interessen zugeschnittene Werbung auszuspielen. Dabei gilt aber gerade diese Werbung als besonders effektiv und attraktiv für Werbetreibende. Inventar, das nicht personalisiert werden kann, erzielt bei Weitem nicht die Preise wie auf den Besucher zugeschnittene Anzeigeplätze. Dennoch: Techniken, die einzelne Nutzer verfolgen, sollen aufgegeben werden. Nach dem Ende der Tracking-Cookies wird der Suchmaschinenriese keine alternativen Technologien entwickeln oder bestehende verwenden, die Nutzer verfolgen können, teilt Google mit. Google‘s Ankündigung scheint zwar radikal, kommt aber nicht überraschend, aufgrund der seit zwei Jahren voranschreitenden Bemühungen um Alternativen und ist nur folgerichtig, nachdem Apple im Januar eine ähnliche Vorgehensweise angekündigt hatte.
Wir haben Martin Schirmbacher, unseren Rechtsexperten für E-Commerce und Co. der Kanzlei Härting + Partner, zu der Google-Ankündigung befragt: „Was wie ein Paukenschlag daherkommt, ist letztlich nur konsequente Fortführung der Google-Strategie. Anders als viele kleine AdTech-Unternehmen hat Google eine riesige Datenbasis. Auf dieser Grundlage lassen sich viel bessere und viel genauere Aussagen treffen, ohne dass tatsächlich auf Ebene einzelner User getrackt werden muss. Google kann sich nun als privacy-Unternehmen gerieren. Die Ergebnisse werden genauer sein, als manches personalisierte Tracking. Aus Sicht der Datenschützer ist das insgesamt natürlich zu begrüßen. So allerdings bleibt abzuwarten, ob die Umsetzung im Detail den Vorgaben der DSGVO auch tatsächlich standhält. Die Datenschutzbehörden sind generell kritisch, wenn Profile oder Cluster gebildet werden. Lassen sich anhand der ausgespielten Werbung Rückschlüsse auf die Umworbenen ziehen, werden die Datenschützer einschreiten.“
Damit hat Schirmbacher aber auch eines auf den Punkt gebracht: Die Einstellung des bisherigen Trackings bedeutet in keiner Weise, das Google künftig auf Werbung verzichtet. Vielmehr wird eine neue Technologie eingesetzt.
FLoC heißt das Zauberwort, „Federated Learning of Cohorts“. Und dies bedeutet nichts anderes, als dass Google künftig Massendaten von Usern in Clustern, sogenannten Kohorten (…kennt man ja aus Asterix), zusammenfasst und aus diesen Gruppeneigenschaften wiederum Gemeinsamkeiten analysiert. Google verspricht, dass hierdurch die individuellen Eigenschaften eines Users in der Masse verschwinden, seine potentiellen Wünsche aber dennoch getroffen werden können. Das macht auch durchaus Sinn, denn Google machte allein mit Anzeigen im Suchmaschinenumfeld im Quartal 4/2020 31,9 Milliarden US-Dollar Umsatz.
