Sind Verpackungsdesigner bald überflüssig? Zumindest könnte man genau diesen Eindruck bekommen, wenn man sich „Spring“, das neue, KI-basierte Tool des britischen Technologie-Start-ups „Sourceful“ genauer anschaut. Denn das soll auf Basis von Prompts und gezielter Fragen zur Marke und gewünschten Verpackung ein Set möglicher Verpackungsdesigns ganz automatisch und in Minutenschnelle generieren.
Hinter Sourceful verbirgt sich ein 2020 in Manchester von Wing Yung Chan und Sharon Chan gegründetes Start-up, das sich auf die Konfiguration nachhaltiger Verpackungslösungen spezialisiert hat. Auf der gleichnamigen Plattform lassen sich Verpackungen ganz individuell und mit einem Fokus auf den CO2-Fußabdruck erstellen. Dieser wird in Abhängigkeit der gewählten Konfiguration und unter Einbeziehung des gesamten Lebenszyklus‘ eines Produktes – also von der Materialgewinnung, über die Produktion und den Transport bis hin zur Entsorgung – in Echtzeit dargestellt, wie das Unternehmen auf seiner Webseite erklärt. So soll das Bewusstsein der Kunden hinsichtlich der Nachhaltigkeit ihrer gewählten Verpackung geschärft und die Entwicklung hin zu nachhaltigeren Verpackungen insgesamt gestärkt werden.
Für die Produktion der Verpackungen setzen die Gründer eigenen Angaben zufolge auf ein Netzwerk von Verpackungsherstellern. Die Lieferung der so konfigurierten und produzierten Verpackungen ist bisher jedoch ausschließlich in Großbritannien möglich. Interessant ist der Blick auf die Plattform dennoch – vor allen Dingen, da das Unternehmen vor wenigen Wochen ein weiteres interessantes KI-Tool vorgestellt hat.
„Spring“ heißt es – und könnte vor allem Verpackungsdesignern im ersten Moment bitter aufstoßen. Denn mit dem digitalen Service sollen sich Verpackungsdesigns auf Basis von Prompts und gezielten Fragen automatisch und in wenigen Minuten generieren lassen. Noch dazu ist die Nutzung des Tools – zumindest augenscheinlich erst einmal kostenlos, wenn man davon absieht, dass man seine E-Mail-Adresse für die spätere Kontaktaufnahme durch Sourceful herausgeben muss. Ein cleverer Schachzug des Unternehmens, der sich allerdings „entschärfen“ lässt, denn man kann seine Zustimmung natürlich jederzeit widerrufen.
Textbasierte Prompts als Basis
Doch zurück zum eigentlichen Service. Denn der startet mit einer simplen Abfrage: Welches Produkt soll verpackt werden, wie ist der Name der Marke, welche Verpackung soll gestaltet werden? Danach bittet „Spring“ den Nutzer, anhand verschiedener Adjektive zu beschreiben, wie sich die Marke selbst sieht, etwa luxuriös, klassisch, lustig oder „edgy“, und welche Brandfarben die Marke bisher nutzt. Auf Basis dieser Informationen werden verschiedene Verpackungsdesigns automatisch generiert und über einen Abruflink per Mail an den Kunden geschickt. In meinem Text waren es neun verschiedene Verpackungsdesigns, die bereits nach 2 Minuten in meinem E-Mail-Postfach eingetroffen sind. Nach Aufruf der ersten Design-Ideen können diese bei Bedarf auch „ge-remixed“ werden – übrigens ähnlich den Designs, die Sourceful als eine Art Schaufenster auf der eigenen Webseite bereits als „Best Practices“ ausstellt. Und auch teilen mit Bekannten oder Projekt-Beteiligten ist möglich.
Auch der KI sind noch Grenzen gesetzt
Die von der KI entworfenen Designs sehen auf den ersten Blick ansprechend aus – bei genauerem Hinsehen jedoch zeigt sich schon allein an den textbasierten Gestaltungselementen, dass auch der KI noch Grenzen gesetzt sind. Darauf weist Sourceful allerdings auch hin – und bietet den Nutzern entsprechend Consulting-Gespräche für die tatsächliche Umsetzung des Designs an. Das KI-Tool und die damit generierten Designs sind also so oder so – zumindest bisher – „nur“ ein erster Schritt hin zur echten Verpackung und eine clevere Methode, Kontakt zu potenziellen Kunden zu bekommen. Diese sieht das britische Start-up eigenen Angaben zufolge vor allem in kleinen Unternehmen und Start-ups, die noch nichts oder nicht viel über Verpackungen wissen.

Im Test war eine Pralinenverpackung gefragt, luxuriös und dennoch natürlich.
My Take: Ja, man kann behaupten, dass es den KI-generierten Verpackungsdesigns an „Seele“ fehlt, oder an Raffinesse. Man kann auch die – sagen wir mal – interessante Darstellung von Textelementen bemängeln. Aber warum schreibe ich dann darüber, wenn es noch nicht perfekt ist? Ganz einfach: Weil man genau solche Tools im Auge haben und von ihnen lernen muss. Denn KI ist da – und geht auch nicht wieder weg. Stattdessen wird sie sich weiterentwickeln und immer besser werden. Man sollte sich also frühzeitig damit beschäftigen! „Spring“ zeigt schon heute, in welche Richtung der Einsatz von KI in der Druck- und Verpackungsindustrie gehen kann – und ich bin mir sicher, dass es noch viele mehr solcher Services geben wird. Denn auch die Idee, über ein KI-Tool wie dieses auf Kundenakquise zu gehen, ist clever.
