Markt: ZOPI – Der Zipcon Onlineprint Preis Index im zweiten Quartal 2022

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Zwischen Energie- und Papierkrise bleibt die Situation für die Unternehmen der Druckindustrie weiter angespannt. Auch im zweiten Quartal des Jahres haben die im ZOPI, dem Zipcon Onlineprint Preis Index, erfassten Onlinedruckereien die Kostensteigerungen fast ausnahmslos an ihre Kunden weitergegeben und ihre Preise zum Teil deutlich erhöht. Einen Ausreißer nach unten gab es trotzdem, zumindest in einem Produktbereich.

Die Druckindustrie ist ressourcen- und energieintensiv und steht daher auch weiterhin unter Druck. Noch immer ist Papier knapp und teuer, nicht zuletzt weil Kapazitäten vom Markt genommen wurden oder manche Hersteller ihre Produktion zuletzt von grafischen und Zeitungs-Papieren auf Verpackungspapiere umgestellt haben – oder dies planen (wie zum Beispiel der neue Inhaber des bisherigen UPM-Standortes Steyrermühl, Heinzel Group), sondern auch weil sich die Situation im Zellstoffmarkt nicht geändert hat und die Kosten für den Rohstoff und seinen Transport weiterhin steigen.

Und auch die Preise für Energie kennen aufgrund des Ukrainekrieges aktuell nur eine Richtung: nach oben. Destatis beziffert die Steigerung der Energiepreise im Juni 2022 mit +38 % gegenüber dem Vorjahresmonat, die Inflation lag im selben Monat bei +7,6 %. Das, sowie die Sorge über einen möglichen Lieferstopp für russisches Gas, schlugen sich auch im Konjunkturtelegramm des BVDMs nieder, demzufolge sich das Geschäftsklima in der Druckindustrie nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierung im Juni wieder abgekühlt hat.

Mehr Digitalisierung für mehr Flexibilität

In dieser Gemengelage sind Geschäftsmodelle gefragt, mit denen Unternehmen agil und flexibel auf die sich ändernden Marktbedingungen reagieren können. Durch ihren hohen Digitalisierungsgrad und den Vertriebskanal World Wide Web können daher vor allem Onlinedruckereien schneller agieren als klassische Druckbetriebe. Das zeigt sich vor allem, wenn man sich die Entwicklung der Preise von Druckprodukten ansieht. Wie der aktuelle Zipcon Onlineprint Preis Index (ZOPI) für das zweite Quartal 2022 zeigt, haben (fast) alle großen Onlinedruckereien erneut ihre Preise erhöht und so zumindest einen Teil der gestiegenen Energie- und Papierkosten an ihre Kunden weitergegeben. Dieser Trend, der sich bereits Ende letzten Jahres vorsichtig andeutete, hat vor allem in den letzten Wochen und Monaten an Dynamik gewonnen.

Detailbetrachtung Flyer

Lagen vor einem Jahr die durchschnittlichen Preise für 10.000 Flyer im Format DIN A5, beidseitig vierfarbig bedruckt, noch ziemlich genau auf dem Wert der ersten ZOPI-Erhebung im Juni 2020, so hat sich das Bild inzwischen deutlich geändert: Zum Ende des zweiten Quartals liegt die Preissteigerung bei dem Standard-Druckprodukt bei durchschnittlich 26,28 % und damit noch einmal knapp 13 Prozentpunkte über dem Durchschnittswert vom März 2022 (13,79 %).

Und auch die Einzelbetrachtung zeigt, dass bei fast allen erfassten Onlinedruckereien der aufgerufene Preis im letzten Quartal nochmals um mindestens zehn Prozentpunkte gestiegen ist. Gegenüber dem Indexwert vom Juni 2020 fallen die Steigerungen noch deutlicher aus: So liegen Flyeralarm und Onlinedrucken mit 11,31 % bzw. 18,73 % noch im vergleichsweise moderateren Bereich. Die Redprintgroup, sourc-e und WirMachenDruck haben mit 21,13 %, 27,09 % und 28,62 % zuletzt deutlich höhere Steigerungen durchgesetzt.

Noch eine Schippe draufgesetzt haben Onlineprinters und Saxoprint mit 35,40 % bzw. 37,10 % – während die insgesamt größte Steigerung gegenüber dem Startwert im Juni 2020 die Onlinedruckerei print24 mit 60,82 % vorweist. Das Flaggschiff von Unitedprint gehörte im Oktober 2020 zu den Ersten überhaupt, die die Preise für Flyer angehoben hatten. Nur wenige Monate später, im Januar 2021, folgte auch Vistaprint diesem Beispiel und rief leicht höhere Preise auf. Doch seitdem könnte die Entwicklung kaum unterschiedlicher sein, denn nach mehreren Monaten mit höheren Preisen im einstelligen Prozentbereich, markiert das Unternehmen Ende Juni mit -3,7 % wieder deutlich unter dem Indexwert vom Juni 2020 und bildet damit das untere Ende des Preisspektrums für 10.000 Flyer im Format DIN A5, beidseitig bedruckt.

Der ZOPI - Zipcon Onlineprint Preis Index im 2. Quartal 2022
Bei einigen Produkten können Grammzahl und Veredelung je nach Anbieter variieren. Quelle: © Photo by zipcon consulting / zipcon.de

ZOPI-Detailbetrachtung Warenkorb

Beim Preisindex für den Warenkorb – der neben den 10.000 Flyern auch Broschüren (32 Seiten, DIN A4, geheftet, beidseitig bedruckt) und Visitenkarten (4/4-farbig, ohne veredelung) umfasst – fallen die Unterschiede nicht so heftig aus: Die hierfür im ZOPI erfassten sieben Onlinedruckereien haben ihre Preise ausnahmslos erhöht, und zwar um durchschnittlich 29,66 %. Zum Vergleich: Ende des ersten Quartals betrug dieser Wert noch 17,83 %. Dabei lagen die Werte im aktuellen ZOPI zudem insgesamt näher beieinander: Von 23,46 % bei Flyeralarm, 27,55 % bei Onlineprinters, 27,73 % bei Onlinedrucken, 28,17 % bei der Redprintgroup, 28,51% bei Saxoprint und 29,59% bei WirmachenDruck. Die größte Steigerung gegenüber der ersten Erhebung im November 2020 hat auch beim Warenkorb print24 verzeichnet: Hier lag der Preis im Juni 2022 im Vergleich zu damals um 42,63 % höher – im Vergleich zum März 2022 fiel die erneute Steigerung mit nur knapp 4 Prozentpunkten jedoch niedriger aus als bei anderen Anbietern. Den größten Preissprung von März auf Juni 2022 hat es für den Warenkorb mit mehr als 18 Prozentpunkten bei Onlineprinters gegeben.

Ist das Ende der Preisspirale erreicht?

Auch wenn die durchschnittlichen Preise für Flyer und den Warenkorb in den letzten drei Monaten mit 26,28 % und 29,66 % deutlich angezogen haben, ist angesichts der weiter steigenden Energiepreise und Papierknappheiten – um nur zwei der Herausforderungen zu nennen –, noch nicht sicher, ob das Ende der Preisspirale bereits erreicht ist. Die Frage, ob die aufgerufenen Steigerungen ausreichen, um die Kostenexplosion auf Produktionsseite aufzufangen, wird die Unternehmen der Druckindustrie daher auch im dritten Quartal begleiten.

Print wird wertvoller

Die gute Nachricht: „Onlineprint erholt sich langsam, und das trotz der steigenden Abgabepreise“, erklärte Bernd Zipper schon auf dem Online Print Symposium 2022 Ende April in München. Denn der Großteil der Kunden akzeptiert inzwischen auch die höheren Preise. Aber: Sie suchen dennoch nach Alternativen – und das müsse nicht zwingend negativ sein, denn gerade für Onlineprinter gehören Dienstleistungen wie Print on Demand, Versionierungen in kleineren Auflagen oder zielgruppenorientierte Werbemittel zu den Paradedisziplinen.

Wird die Druckindustrie weiter zu kämpfen haben? Ja. Werden mittel- und langfristig insgesamt weniger Druckprodukte produziert werden? Auch dazu ja. Aber Bange machen gilt nicht, denn es sind vor allem die Online-generierten Print-Umsätze (OGPR), die trotz aller Widrigkeiten steigen und – so die Prognose von Bernd Zipper – schon bis 2025 die klassischen Printumsätze erstmals übersteigen könnten. Es lohnt sich also umso mehr, gerade jetzt der digitalen Transformation einen hohen Stellenwert einzuräumen.

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Markt: ZOPI – Der Zipcon Onlineprint Preis Index im zweiten Quartal 2022
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Markt: ZOPI – Der Zipcon Onlineprint Preis Index im zweiten Quartal 2022
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Zwischen Energie- und Papierkrise bleibt die Situation für die Unternehmen der Druckindustrie weiter angespannt. Auch im zweiten Quartal des Jahres haben die im ZOPI, dem Zipcon Onlineprint Preis Index, erfassten Onlinedruckereien die Kostensteigerungen fast ausnahmslos an ihre Kunden weitergegeben und ihre Preise zum Teil deutlich erhöht. Einen Ausreißer nach unten gab es trotzdem, zumindest in einem Produktbereich.
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Beyond-Print.de

Für viele in der Druckindustrie ist sie keine Unbekannte: Fast 14 Jahre lang war Judith Grajewski für das Fachmagazin Deutscher Drucker tätig; hat als Redakteurin vor allem über den Wachstumsmarkt Digitaldruck berichtet, als Online-Verantwortliche das Portal print.de und die Social-Media-Kanäle mit aufgebaut und sich als „Transaction Editor“ mit Content-Management- und Marketingstrategien beschäftigt. Nach einem kurzen Intermezzo als Chefredakteurin des Werbetechnik- und LFP-Fachportals Sign&Print beim schwedischen AGI-Verlag, bleibt die studierte Dipl.-Ing. für Medientechnik (FH) ihrer Leidenschaft für Print treu und widmet sich nun der Beratung und Projektbegleitung von Druckunternehmen auf ihrem Weg in eine digitalisierte Zukunft. Darüber hinaus gibt sie als Redaktionsleiterin von Beyond Print regelmäßig Einblick in relevante Themen des E-Business Print. (Profil bei Xing, LinkedIn)

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