Erst wurde Papier „nur“ teurer, inzwischen ist es mancherorts sogar Mangelware. Als hätten die Pandemie und das Wiederinkrafttreten der Insolvenzantragspflicht der Druckindustrie und ihren Unternehmen nicht schon genug zugesetzt. Nun also noch die Papierknappheit. In der quartalsweisen Betrachtung des Zipcon Onlineprint Preis Index (ZOPI) zeigt sich, ob und wie stark sich der Kampf ums Papier auf die Preisgestaltung von Onlinedruckereien ausgewirkt hat. Die Datenbasis bildet ein Warenkorb der führenden Unternehmen. Die Zahlen werden wöchentlich erhoben, damit spiegelt der ZOPI die Preisgestaltung in der Druckindustrie wider.
Was die Insolvenzen betrifft, so lässt sich noch immer kein klares Bild zeichnen. Für das Jahr 2021 erwarten Branchenexperten 104 Insolvenzen in der Druckindustrie – doch die lassen sich am Ende sicher nicht alle nur auf Corona zurückführen, wie wir vor kurzem schon in unserem Lagebericht feststellten. Interessanter Fakt zum Vergleich: Im Krisenjahr 2009 gab es sogar 233 Insolvenzen. Zu einer Verringerung der Druckkapazitäten im Markt haben diese Insolvenzen in der Vergangenheit aber nicht automatisch geführt.
Die aktuelle Papierknappheit ist da ein ganz anderes Thema, das sich außerdem mittel- und langfristig direkt auf die Preisgestaltung auswirken könnte. Druckereien, die a) noch ein eigenes Lager besitzen und dieses b) gut gefüllt haben, können die Lieferengpässe gegebenenfalls ausgleichen. Doch eine Verknappung von Rohstoffen zieht in der Regel immer einen Preisanstieg nach sich. Ob das schon für die gesamte Branche gilt, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Im neuesten ZOPI sehen wir aber sowohl beim gesamten Warenkorb als auch bei der Einzelbetrachtung der 10.000 Flyer (DIN A5, beidseitig bedruckt, 4/4-farbig, glänzend, 135g) markante Ausreißer nach oben.

Bei Unitedprint liegt der Preis für den gesamten Warenkorb bei plus 15,46 % über dem Erstwert. Für die Flyer separat betrachtet, zog der Preisindex seit Oktober 2020 kontinuierlich an und liegt nun 19,44 % über dem Startwert von Unitedprint vom Juni 2020. Doch es geht auch anders: Bei der Redprint Group ging der Preisindex für die Flyer im letzten Monat nur um ein halbes Prozent nach oben. Er liegt aber immer noch bei einem Minus von 10,73 Prozent. Flyeralarm ist hingegen seit Februar 2021 konstant bei minus 11,23 % gegenüber dem Einstiegspreis.
Von den Ausreißern abgesehen liegt der Preisindex für Flyer mit durchschnittlich 1,77 % im Plus. Der Preisindex für den gesamten Warenkorb landet bei einem durchschnittlichen Plus von 3,07 % gegenüber seiner ersten Erhebung im November 2020. Im Vergleich dazu lag der Verbraucherpreisindex in Deutschland im August 2021 bei 3,9 % über dem Wert des Vorjahres.
Die gute Nachricht ist, dass die Nachfrage nach Druckprodukten in einigen Marktsegmenten ansteigt. Ob sich die über die letzten Monate hinweg immer neu angekündigten Papierpreiserhöhungen aber schon direkt auf den Preis der Druckprodukte auswirken, darüber lassen die aktuellen Zahlen noch keinen endgültigen Rückschluss zu. Klar ist aber, dass die Tendenz der Preise steigend ist und vermutlich werden einige der Anbieter auch das aktuelle Geschäftsklima und die Vorweihnachtszeit nutzen, um selbst höhere Preise durchzusetzen.
