Medienhäuser entdecken Bildungssektor

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Eine halbe Million digitale Schulbücher werden in den USA in diesem Jahr zum Einsatz kommen. Die elektronischen Lexika werden jedoch nicht von gewöhnlichen Verlagen produziert, sondern vom „Discovery Channel“. Das Medienhaus wagt damit den Einstieg in den Bildungssektor, einem Bereich, der innerhalb der letzten Jahre stark angewachsen ist.

Immer mehr digitale Lehrinhalte für Schüler – (Foto: flickr.com/flickering)

Einer Studie der Association of American Publishers zufolge werden in den USA umgerechnet knapp 2,5 Milliarden Euro mit herkömmlichen Schulbüchern umgesetzt. Weitere 3 Milliarden Euro mit dem Verkauf von Literatur für Lehrer. Digitale Schulbücher werden laut Experten auch in diesen Bereich bald aufmischen.

David Zaslav von Discovery sagt: „Es ist perfekt für uns. […] Bildungsinhalte sind unsere Stärke. Anders als unsere Konkurrenten, setzten wir nicht auf ein aussterbendes Medium.“ Neben dem Discovery Channel hat auch die News Corp. vor einigen Monaten eine Investition von 80 Millionen Euro im Bildungs-Bereich angekündigt. COO Chase Carey erklärte: „Wir glauben, dass die Gelegenheit für digitale Medien im Bildungssektor noch nie so groß war“.

Auch NBC betriebt eine Plattform für Lehrmittel, die bereits in 5.000 Schulen innerhalb der USA eingesetzt wird. New York Times bietet Studenten und Professoren einen kostenpflichtigen Service an – Walt Disney will ebenfalls in den Bildungssektor investieren und betreibt eine digitale Sprachschule mit jährlich mehr als 150.000 Schülern.

Der Trend soll auch schon bald in Deutschland fortgeführt werden. Zwar ist die Akzeptanz der E-Books hierzulande noch nicht so ausgeprägt wie in den USA, doch will der deutsche Verband Bildungsmedien bald eine Alternative zu herkömmlichen Lehrmitteln anbieten. So sollen auf dem Portal ‚Digitale Schulbücher‘ digitale Lehrinhalte vertrieben werden. Das Projekt ist speziell an Schüler und die im Unterricht vorhandenen Geräte angepasst. Im Frühjahr 2013 soll das Projekt beginnen.

Die bisherigen Konzepte des deutschen Bildungssystems werden von Leonhard Dobusch der Freien Universität Berlin kritisiert: „Lehrmittelfreiheit war immer schon mehr als der kostenlose Zugang zu Lehrunterlagen. Die Bandbreite an Mitteln und Wegen, mit denen sich eine Gesellschaft diesen Zielen annähern kann, ist dank neuer digitaler Technologien allerdings in den letzten Jahren deutlich größer geworden.“

USA, China und Südafrika sind laut Dobusch die Vorreiter in solchen Entwicklungen – Deutschland hinke laut ihm hinterher: „Hinzu kommt der deutsche Bildungsföderalismus, der es erschwert, Größenvorteile zu nutzen sowie zentrale Initiativen im diesem Bereich voranzutreiben.“

(Quelle: bildungsverband.at)

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