(01. Oktober 2008 – ds) Was Internetbenutzer schon lange kennen, findet langsam aber sicher Einzug auf dem globalen Werbemarkt abseits des Internets: Werbung, die genau auf den Betrachter zugeschnitten ist. Dahinter steckt eine Technologie mit dem Namen RFID.
RFID steht für Radio Frequency Identification, zu deutsch: Identifizierung mit Hilfe von Funkwellen. Auf einem kleinen Chip – die kleinsten sind nicht größer als ein Staubkorn – können verschiedene Inhalte gespeichert werden. Darunter Namen, Staatsangehörigkeit oder bei Produkten die Zielgruppe, Produktname. Mit einem RFID-Empfänger oder Lesegerät können diese Daten wieder ausgelesen werden.
In den USA startete vergangenes Jahr ein erstes Projekt des Autobauers Mini. Die Firma schrieb 4500 Mini-Fahrer in der US-Stadt San Francisco an, 1000 meldeten sich sofort für einen mit der RFID-Technologie versehenen Mini-Schlüsselanhänger. Wer fortan mit seinem Auto an einer mit RFID-Empfängern versehenen Werbetafel vorbeifuhr, bekam einen flotten Spruch mit dem eigenen Namen zu sehen. Das Projekt soll ein so großes Interesse hervorgerufen haben, dass es mittlerweile Wartelisten für einen der Schlüsselanhänger gibt. Ähnlich geht man in verschiedenen Supermärkten vor. Kauft eine Frau Babynahrung (die mit einem RFID-Chip versehen ist), gehen die dahinterstehenden Firmen davon aus, dass sie kürzlich Mutter geworden ist. Wenn die Daten dann noch mit einem Namen und Anschrift in Verbindung gebracht werden, bekommen die frisch gebackenen Eltern auf fast allen Wegen Werbung zu weiteren Babyprodukten.
In Deutschland braucht aktuell noch kein Kunde Angst davor zu haben, kommt RFID-Technologie bisher doch nur sehr selten zum Einsatz. Hierzulande greifen Firmen eher zu den beliebten Kundenkarten (die im Falle der Metro-Gruppe aber auch ohne Wissen der Kunden mit RFID-Chip versehen waren).
Ein neues Projekt, das den Namen impulseTV trägt und von den zwei großen deutschen Vermarktern eingeführt werden soll, könnte dies ändern. So sollen sich in Supermärkten bald mehr Fernseher finden, die passend zu den Produkten Werbung zeigen und durch RFID-Chips in Produkten und Einkaufswagen aktiviert werden. Beim Bezahlen soll der RFID-Code mit dem Bon verknüpft werden, wodurch ein Datenprofil entsteht. Dieses enthält eine beachtliche Liste an Daten über den Kunden: Einkaufszeit, angesehene Werbung, daraufhin gekaufte Produkte, und bei Kartenzahlung womöglich auch Namen und Adresse.
Werbefirmen freuen sich über die Möglichkeiten die ihnen dadurch geöffnet werden, kann man durch die RFID-Technik doch jeden Kunden gezielt ansprechen. Auch Verbraucher könnten profitieren: Männer würden z.B.: so keine Werbung mehr für Damenrasierer.
Datenschützer fordern aber zwingende Sicherheitsregelungen für die persönliche Sphäre, damit Werbefirmen keine Profile von Käufern erstellen und dadurch der gläserne Kunde entsteht. Einer Studie der RTWH Aachen zu Folge, wollen auch die Kunden immer Kontrolle über ihre eigenen Daten. Ob und wie dieses Problem angegangen wird, muss die Zukunft zeigen.