(11. Juli 2008 – jb) Jetzt also doch? Microsoft hat abermals Interesse an dem Internet-Konzern Yahoo! bekundet. Eine Übernahme sei allerdings nur möglich, sofern die Führung bei Yahoo! ausgetauscht werde, ließ Microsoft wissen. Yahoo! antwortete mit einer grundsätzlichen Bereitschaft zu neuen Verhandlungen, forderte aber gleichzeitig ein offizielles Angebot mit einem konkreten Kaufpreis.
Der Hintergrund: Carl Icahn, ein kritischer Yahoo!-Großaktionär, will die Yahoo!- Spitze auf der Hauptversammlung Anfang August stürzen. Hier kommt Microsoft ins Spiel und verstärkt mit den neuesten Verkündungen den Druck auf Yahoo!-Chef Jerry Yang. Mit der gegenwärtigen Führung bei Yahoo! sei laut Microsoft kein Geschäft möglich.
Sowohl eine Komplettübernahme von Yahoo! als auch der zuletzt diskutierte Teilkauf des Suchmaschinengeschäfts, käme für Microsoft in Frage. Auf einen konkreten Übernahmepreis legte sich der Softwareriese noch nicht fest – ganz zum Ärgernis von Yahoo!. In einer Mitteilung hieß es, ein solches Vorgehen sei nicht im Sinn der Aktionäre. Erstmals hatte Microsoft Ende Januar dieses Jahres eine Übernahme angeboten. Die Yahoo!-Spitze lehnte aber sowohl das zunächst 44,6 Milliarden Dollar (28 Mrd Euro) schwere Angebot als auch spätere veränderte Offerten ab. Multimilliardär Icahn will bei der Hauptversammlung am 1. August den Verwaltungsrat bei dessen Neuwahl komplett mit eigenen Vertrauten besetzen lassen. Das Gremium soll dann Yang ablösen und den Weg für Microsoft frei machen. Icahn und Microsoft führten dazu zuletzt nach eigenen Angaben mehrere Gespräche.
In einem offenen Brief bat Icahn die Yahoo!-Aktionäre um Unterstützung der Pläne. Dabei ließ er nicht außen vor, dass eine Vereinbarung mindestens neun Monate dauern könnte – angesichts der nötigen Klärung durch die Wettbewerbshüter sogar deutlich länger. Nicht nur Icahn, auch eine Reihe anderer Anteilseigner, hatte das Nein von Yahoo!-Chef Yang zu der Offerte scharf kritisiert. So laufen derzeit mehrere Klagen von Aktionären gegen Microsoft.
Yahoo! startete mittlerweile bei Suchanzeigen eine Kooperation mit dem Branchenführer und Rivalen Google. Microsoft will mit einem Kauf von Yahoo! die Vormacht von Google brechen. Yahoo! sprach in den vergangenen Wochen Medienberichten zufolge auch mit möglichen weiteren Partnern, um eine doch noch drohende Übernahme abzuwehren. Zu den potenziellen Verbündeten zählten demnach das Internet-Portal AOL aus dem Time-Warner-Konzern und der Medienmogul Rupert Murdoch.