Mysterium Mygazines.com

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(28. August 2008 – ds/ga) Mygazines.com, die neue „Magazin-Tausch-Seite“ sorgt gerade für einige Unruhe bei Verlagen und Magazin-Verantwortlichen. Denn das Portal begeht wahrscheinlich Urheberrechtsverletzungen. Wir versuchen zwei Fragen zu beantworten. Ist die Seite gut oder schlecht für Verlage? Und die zweite: Wie plant die Webseite Geld zu machen?

Mygazines.com hat erst vor kurzem seine Türen geöffnet und beschreibt sich selbst als "Platz zum durchsuchen, tauschen, archivieren und verändern von unendlich vielen Magazin-Artikeln, hochgeladen von Nutzern, der Mygazines Community".

Sobald ein eingescanntes Bild einer Magazinseite hochgeladen wurde, können Nutzer diese einsehen und im Magazin blättern. Es gibt jedoch keine Möglichkeit zum Download oder Ausdruck (doch auch dies ist über Umwege möglich). Neben Magazinen werden auch andere Arten von Seitenmaterial akzeptiert: Artikel, Bücher, Bedienungsanleitungen usw. Doch das Hauptaugenmerk liegt auf kompletten Magazinen.

Offiziell möchten die Seitenbetreiber kein Urheberrecht verletzen und möchten in ihren AGBs nicht, dass Seiten hochgeladen werden, für die die User keine Erlaubnis haben – überprüft wird dies jedoch nicht. Die Seite abzuschalten wird dagegen schwer, denn der Firmenstandort ist auf Aguilla, eine Insel in der Karibik.

Ist das Portal schlecht für Verlage? Wir denken, dass es für kleinere Verlage auch Möglichkeiten bietet. So bekommen viele Artikel wohl mehr Aufmerksamkeit, als sie sonst würden. Außerdem besteht so die Chance, mehr Abonnementen zu bekommen, da Mygazines neben den Artikeln einen link zum Amazon-basierten Abo-Service liefert. Wenn Werbetreibende das neue Angebot richtig nutzen, und die Zahlen für
Views bekommen, könnten sie mehr Geld für ihre Anzeigen fordern, da mehr Leute sie sehen.

Außerdem sind sowieso viele der Artikel – wenn auch nicht alle – sowieso im Internet verfügbar. So ist zum Beispiel der am meisten gelesene Artikel vom 24. August ein Artikel der sich mit dem neuen Betriebssystem Windows 7 beschäftigt. Der komplette Artikel ist auf der Webseite des PC Magazins ebenfalls frei verfügbar – Geld würde also nicht verloren gehen.
Mygazines wird für kleinere Verlage wohl gut sein, für etablierte aber wohl eher weniger.

Wie sieht das Geschäftsmodel aus? Wir haben die Webseite besucht und fanden keine Werbeanzeigen – außer in den eingescannten Magazinen. Es gibt aktuell keine Anzeichen, wie die Betreiber Geld einnehmen wollen mit ihrem Angebot. Doch die Zukunft wird zeigen, wie es weiter geht.

Wir die Seite vom Netz genommen? Werden Verlage die Kontrolle über ihre Inhalte verlieren so wie es die Musikindustrie vor einigen Jahren vorgemacht hat? Wir Mygazines eine Anlaufstelle für Redakteure und Designer die ihre eigenen Magazine vorstellen, aber keine Mittel haben, die auf Print-Basis durchzuführen? Wir sind gespannt und bleiben am Ball.

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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