OLED- vs. Mirasol-Displays

1

Standard-LCD-Displays haben inzwischen einiges an Konkurrenz bekommen. Gerade bei neuen Handys, Smartphones, E-Readern und Kameras bieten sich besonders das OLED-Display und das Interferometric Modular Display, das von Qualcomm unter dem Namen Mirasol verkauft wird, an. Bei aller Begeisterung über diese technischen Errungenschaften sollte man sich dennoch gut überlegen, in welche man investiert.

OLED-Display

OLED steht für Organic Light Emitting Diodes oder Organische Leuchtdioden. Bei dieser Technik wird wie bei einem Sandwich eine Schicht organisches Material von zwei Leiter-Schichten, einer Anode und einer Kathode, eingeschlossen. Obenauf wird eine Siegelschicht dazu gegeben, die unterste Schicht bildet das Substrat. Unter Strom produziert das organische Material elektroluminiszierendes Licht.

OLEDs sind sehr dünn (<0,5mm) und extrem leicht. Daher eignen sie sich dazu, auf flexiblem Material angebracht zu werden. Durch die Emission von Eigenlicht brauchen sie keine externe Leuchtquelle und keine zusätzliche Hintergrundbeleuchtung. Mit einer Mikrosekunde haben sie außerdem einen extrem schnellen Bildaufbau. Sie bieten zusätzlich einen sehr weiten Sichtwinkel von mindestens 160°, eine exzellente Farbwiedergabe und sehr hohen Kontrast.

Als der größte Nachteil der OLED-Displays wird immer wieder die geringe Lebenserwartung hervorgehoben. Insbesondere die blauen OLEDs haben eine geringe Halbwertzeit, was auf lange Sicht gesehen zu einer schlechten Farbbalance führt. Als durchschnittliche Lebensdauer für blaue OLEDs gibt OLED-TV-News 150.000 Stunden Dauerbetrieb an, Sony gab für seine Fernseher 2008 insgesamt „nur“ 30.000 Stunden an. Der aktuelle Stand der Technik dürfte dazwischen liegen, allerdings deutlich am unteren Ende. Zu beachten ist ebenfalls die Temperatur,  OLEDs halten bei niedrigeren Temperaturen wesentlich länger als bei Wärme.

Zudem sind die Displays anfällig für Wasser- und vor allem in der Produktion auch für Sauerstoffschäden. Wichtig ist daher, dass sie fest versiegelt werden – dies wiederum ging oft auf Kosten der Flexibilität. Dank der Entwicklung neuer, lichthärtender Klebstoffe in Form von Epoxidharzen ist dieses Problem jedoch weitgehend gelöst. OLEDs sind außerdem in der Herstellung noch sehr kostenaufwändig.

Mirasol-Display

Interferometric Modular Displays (IMOD) haben keine eigene Leuchtquelle. Stattdessen bestehen sie aus einer reflektierenden Membran, die an einer Filmschicht angebracht ist. Der Abstand zwischen Membran und Schicht lässt sich variieren: im offenen Zustand wird Licht reflektiert. Wird der Abstand geschlossen, so wird auch das Licht absorbiert, das Pixel erscheint schwarz. Beide Zustände sind stabil.

Mirasol-Displays haben einen sehr geringen Energiebedarf: Zum einen sind sowohl der offene als auch der geschlossene Zustand stabil. Bildet das Display ein Bild ab, dann kann es ohne externe Energie in diesem Zustand bleiben, das Bild bleibt erhalten. Zum anderen reflektieren sie Licht, benötigen also keine Energie für eigene Leuchtkraft oder Hintergrundbeleuchtung. Des Weiteren sind diese Displays ebenfalls schnell, sie brauchen weniger als eine Millisekunde (=1000 Mikrosekunden), um ein Bild aufzubauen. Ein weiterer Vorteil in finanzieller Hinsicht: Sie können auf existierenden Fertigungsanlagen für Flat Panel Displays hergestellt werden. Die Umstellung auf Mirasol-Herstellung ist daher in diesem Fall mit einem sehr geringen Kostenaufwand verbunden.

Fazit

Für den Endverbraucher bedeutet dies, dass einige Faktoren in Betracht gezogen werden müssen, um die richtige Wahl zu treffen. Im Gesamtkontext gesehen, relativieren sich viele der Vor- und Nachteile.

Zum einen sollte man sich über den Stromverbrauch im Klaren sein. Bei E-Books ist das stabile Bild des Mirasol-Displays sicherlich von Vorteil, bei Handys und Kameras muss man sich der Frage stellen, ob ein „stabiles“ Display tatsächlich gewünscht ist. Die Angabe der aktuellen Uhrzeit auf dem Mobiltelefon und wechselnde Bilder auf Kameradisplays führen bei Mirasol-Displays ebenso zu Stromverbrauch, wenn dieser auch vergleichsweise gering ist.

Weiterhin ist die Lebenserwartung und dadurch die Farbausgewogenheit sicherlich von Bedeutung, wenn es um größere Displays und Fernseher geht. Allerdings relativiert sich dieser Aspekt, wenn man beispielsweise die Lebenserwartung gängiger Mobiltelefone betrachtet. Diese dürfte weit unter der der OLED-Displays liegen. Durch ständige Weiterentwicklungen im HighTech-Bereich läuft der Trend oft auf „Wegwerftechnik“ hinaus: Sobald sie für den kleinen Geldbeutel erschwinglich ist, ist sie auch oft schon überholt. Wahrscheinlich werden die wenigsten Kompakt-Digitalkameras, Laptops, Handys und Mobiltelefone über fünf Jahre hinaus genutzt – die Halbwertzeit der blauen OLEDs liegt jedoch auch im Dauerbetrieb weit darüber.

Auch bei der Angabe der Schnelligkeit muss man sich die Frage stellen, inwieweit Bruchteile von Millisekunden tatsächlich von Bedeutung für den durchschnittlichen Endverbraucher sind. Laut Heise.de war die Qualität der Mirasol-Videodarstellung, die Qualcomm auf der diesjährigen CeBIT vorstellte, aktueller LCD-Technik entsprechend.

-> Um welches Endgerät soll es sich handeln?

Zum anderen sollte man die Lesbarkeit der Displays im Auge behalten. Während Mirasol-Displays bei hellem Sonnenlicht hervorragend funktionieren, ist die Lesbarkeit der OLED-Displays stark eingeschränkt. Letztere haben durch Eigenlicht den Vorteil, dass sie auch in schlecht beleuchteten Räumen gut erkennbare Bilder abliefern, während mit der Mirasol-Technik auch externe Lichtquellen nicht optimal genutzt werden können.

-> In welchem Umfeld wird das Endgerät genutzt: eher in geschlossenen Räumen oder im hellen Tageslicht?

Ausblick

Quelle: Pixelio // Fotograph: Melling liudmila

OLED-Entwicklungstrends gehen, wie oben im Video angezeigt, vor allem in den transparenten Bereich und konzentrieren sich ebenso auf zunehmende Flexibilität. Des Weiteren (siehe Techradar.com) wird daran gearbeitet, OLED-Displays mit Solarzellen zu verbinden, so dass die Stromversorgung über Solarenergie läuft und keine weitere externe Quelle von Nöten ist.

Mirasol konzentriert sich dagegen vor allem auf den E-Book-Bereich; gerade dort ist die Energieersparnis enorm. Die Akku-Lebensdauer wird verlängert, da die Nachladephase verzögert wird. Im Herbst 2010 sollen die ersten eBook-Reader mit Mirasol-Displays auf den Markt kommen, Mobiltelefone sollen bald folgen.

Quellen und weiterführende Links

OLED

Wikipedia.de (Überblick zur OLED-Technologie)

Techtower.de (Aufbau und Funktion)

OLED-Display.net (Aufbau und Funktion)

Techradar.com (Projekt zur Verbindung mit Solarzellen)

Mirasol

Wikipedia.de (IMOD-Technologie)

Mirasoldisplays.com (Vergleichsstudie zur Energieeffizienz)

Mirasoldisplays.com (Umfassende Vergleichsstudie des Mirasol-Herstellers Qualcomm)

Qualcomm.de (White Paper, Funktion und Überblick)

(Imke Hans)

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

DiscussionEin Kommentar

  1. Die OLED hat einen bis jetzt schlechten Start hingelegt und musste viele Nachteile auskurieren, jedoch sieht 2011 als das Jahr des Markttritts aus. In meinem Blog (http://www.oled-online.de/) schreibe ich nur über diese faszinierende Technolgie. Würde über einen Besuch und Kommentar mich freuen.

    MbG

    Yakut

Leave A Comment