Wer sich nur auf den nationalen Onlinedruck-Markt beschränkt, dem entgehen wertvolle Möglichkeiten. Aber wie präsent sind die deutschen Onlinedrucker im europäischen Ausland?
Anfang Februar habe ich noch darüber berichtet, wie Cimpress mit seinen Dezentralisierungsmaßnahmen künftig flexibler auf die Eigenheiten und Erfordernisse in den verschiedenen Ländern reagieren möchte. Der Konzern ist mit seinen Marken gleich auf mehreren Kontinenten vertreten; alleine in Europa sind es 15 inklusive Vistaprint. Im Folgenden soll es aber darum gehen, dass nicht nur Cimpress, das ja ursprünglich aus den Niederlanden stammt, international agiert, sondern auch einige deutsche Onlinedrucker. Um für alle diejenigen, die sich mit der Thematik „Deutsche Onlinedrucker und ihre Aktivitäten im europäischen Ausland“ noch nicht befasst haben, hier ein paar Denkanstöße zu schaffen, stelle ich nun einen Teil dieses Feldes vor. Dabei soll es nicht um die expliziten Strategien der einzelnen Onlinedrucker gehen, sondern vielmehr um einen Einstieg in den Bereich. Natürlich bietet Deutschland als bevölkerungsreichstes Land Europas eine breite Käuferschaft – wer aber sein Business im eigenen Land beherrscht, der will und sollte auch auf den umliegenden Märkten Präsenz zeigen.
Dazu habe ich mir mal einige Onlinedrucker rausgesucht, die zusätzlich zu ihrem Angebot auf dem Bundesgebiet Expansionsaktivitäten zeigen, sei es mit Shops vor Ort oder mit separaten Marken im jeweiligen Land. Die Marken von Cimpress lasse ich hierbei mal außen vor, da sie zumeist nicht durch organisches Wachstum des Unternehmens entstanden sind und, da sie ohnehin schon auf dem Kontinent verteilt sind.
Bei dem Thema internationale Aktivitäten kommt man an Cewe und der zur Gruppe gehörenden Onlinedruckerei Saxoprint nicht vorbei. Betriebsstätten hat der Big-Player im Fotodruck in Polen, Tschechien, Ungarn und Frankreich sowie im Vereinigten Königreich. Dazu gesellen sich noch die Vertriebsniederlassungen bzw. Stores in Dänemark, Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich und der Slowakei. In den jeweiligen Ländern besitzt die Cewe-Gruppe meist Handelsketten mit eigenem Namen, wie z. B. Japanphoto in Norwegen, die die Produkte von Cewe vor Ort anbieten. Wie breit Cewe im europäischen Markt vertreten ist, lässt sich durch einen Blick auf die Europakarte ersehen – hier sind die Produktionsstandorte als Punkte in grau und die Vertriebsstandorte in rot dargestellt.

Mit diesen vielen Produktions- und Vertriebsstandorten erreicht der Konzern – mittels schnellem Versand – nicht nur mit seinen Onlineprint-Shops eine sehr breite geographische Abdeckung – auch mit den europaweit mehr als 20.000 Foto-Stationen macht Cewe Geschäfte in den Läden vor Ort. Und als Teil der Cewe-Stiftung beliefert auch Saxoprint die europäischen Nachbarländer Frankreich, Spanien, Großbritannien, Italien, Österreich und die Schweiz. Hierzu betreiben die seit einigen Jahren ebenso Onlinepräsenzen in den genannten Ländern. Aber ebenso wie flyeralarm produziert Saxoprint offiziell ausschließlich an seinem Hauptstandort in Dresden. Zur schnelleren Abwicklung pflegen sie aber auch Partnerschaften zu Druckereien in London – und mit Saxoprint Limited sind die Dresdner Drucker auch dort mit einem Büro vertreten. So können Beratungen vor Ort erfolgen und Bestellungen entweder durch den kostenfreien Versand aus Deutschland abgefertigt werden oder eben durch einen örtlichen Druckpartner. Wodurch Saxoprint noch präsent im Ausland ist, ist das Sponsoring: Unter anderem werden die spanische Handball Nationalmannschaft, die Ligue Magnus als höchste Spielklasse im französischen Eishockey und der österreichische Eishockeyverband ÖEHV finanziell begleitet. Wozu der ganze Sponsoring-Aufwand? Druckereien gibt es doch auch im europäischen Ausland in ausreichender Zahl. Also muss durch aktives Marketing nachgeholfen werden – so wie flyeralarm mit der Namensgebung für das Stadion der Würzburger Kickers immerhin schon in der 2. Fußball-Bundesliga präsent ist, festigt Saxoprint seinen Namen über andere Sportarten, und zwar international.
Auslandsversand ist teurer und dauert länger. Was ist also, wenn Kunden aus dem Ausland zwar beim deutschen Onlinedrucker bestellen, aber keine weiteren zwei oder mehr Tage zusätzlich zur regulären Inlandsversanddauer auf die Auslieferung warten möchten? Dann ist es meiner Ansicht nach durchaus sinnvoll – wenn man schon expandiert und ausreichend investiert – auch Shops und Produktionsstätten in den von uns aus weiter entfernten europäischen Ländern zu installieren. Denn Bedarfe angrenzender Märkte können einige deutsche Onlinedrucker durch die mittlerweile gut ausgebauten Versandwege abdecken.
Ein weiterer deutscher Onlinedrucker, der seine Kapazitäten erweitert, um seine Produkte auch über separate Onlineprint-Shops im Ausland anzubieten, ist die Primus international printing GmbH. Dazu betreibt Primus neben seinem Hauptsitz in Großschirma (und der Verkaufszentrale in Dernach) unter anderem eine noch recht frische Niederlassung in Österreich. Wie die Geschäftsleitung des Unternehmens seine Aktivitäten im Ausland sieht, habe ich Torsten Zech gefragt.
„Wir sind schon seit einigen Jahren in Frankreich, Österreich und den Niederlanden aktiv. Von Deutschland aus pflegen wir die lokalen Shops – allerdings setzen wir auch auf unsere Mitarbeiter vor Ort, denn eine 1:1 Übersetzung funktioniert nur bedingt – wichtig ist es lokale Eigenheiten aufzunehmen und umzusetzen. Primus ist sicherlich kein Onlineprint-Riese, wie unsere Marktbegleiter, aber wir sind ganz zufrieden mit dem Erfolg.“ Torsten Zech, Geschäftsführer Primus
Internationalisierung bedeutet grundsätzlich aber auch Bereitstellung von mehr Produktpflege, mehr Serviceleistungen und Support – entweder nutzt man zur Erfüllung der Bestellungen Partner im Ausland, die die Produktion übernehmen können, oder man leistet das selber mit eigenen Betriebs- und Vertriebsstätten.
„Ob mit kostenfreiem Versand, Shops vor Ort oder separaten Marken im jeweiligen Land, viele deutsche Onlinedrucker haben den europäischen Markt für Onlinedrucksachen wahrgenommen und holen sich ihren Anteil vom Kuchen.“ – Bernd Zipper
Flyeralarm macht das anders: Die produzieren ausschließlich auf dem Bundesgebiet und liefern von den Produktionsstätten aus entweder direkt zum Kunden ins Ausland oder zu einem der Stores in Bozen, Mailand, Strasbourg oder Madrid. Geliefert wird bei der Wahl von Standardversand stets kostenfrei. In den Stores gibt es dann Service vor Ort, so z. B. Hilfe bei der Erstellung von Layouts für Druckaufträge, mittels persönlicher Beratung und zur Aufgabe von Bestellungen. So wie die anderen deutschen Onlinedrucker, bietet auch der B2B-Spezialist mit Hauptsitz in Würzburg Online-Shops in der jeweiligen Landessprache an.

Ein anderer großer Onlinedrucker aus Deutschland versendet bei Standardversand kostenlos innerhalb Deutschlands und unter anderem nach Tschechien. Das können die Onlineprinters aufgrund ihrer geographischen Nähe zu unserem osteuropäischen Nachbarland ermöglichen. Den tschechischen Markt beliefern die Onlineprinters schon seit 2009, weshalb sie im Januar diesen Jahres einen separaten tschechischsprachigen Shop gelauncht haben. Separate Shops gibt es für mehr als zehn Länder, wie z. B. Domains für .pl, .uk und .ch – produziert wird aber ausschließlich in Neustadt an der Aisch, in mittlerweile drei Werken. Aus Süddeutschland werden Kunden in 30 europäischen Ländern beliefert. Und weshalb gibt es keine Produktionsstandorte im Ausland? Das Credo ist, dass so lange kurze Lieferzeiten vom aktuellen Standort aus zu den Kunden aus dem Ausland erreicht werden können, soll weiterhin zentral gedruckt werden. Und solange einige ausländische Besteller – bei Standardversand – keine Versandkosten zahlen müssen, wird das auch weiterhin gut funktionieren.
Früh international aufgestellt hat sich Unitedprint, als Drucker aus dem Osten Deutschlands, und bietet gemäß dem Leitsatz „Think global. Print local.“ auch mit separaten Marken in anderen europäischen Ländern Onlineprint an. Produziert wird zwar hauptsächlich in Radebeul, insgesamt aber hat das Unternehmen Standorte in mehr als 15 Ländern auf unserem Erdteil und erschließt damit nicht nur die Märkte der Nachbarländer. Unter anderem betreibt unitedprint auch die Marke getprint, die in Madrid ansässig ist. Dass getprint zu unitedprint.com gehört, lässt sich unschwer am Design der Website erkennen – und selbst Preisnachlässe sowie der hauseigene FreeDesign-Editor finden sich auf der spanischen Webpräsenz wieder.
My Take: Natürlich gibt es noch einige weitere Onlineprinter, die ihr Geschäft auch für das europäische Ausland geöffnet haben. Es war aber nicht mein Ziel, hier alles auszubreiten, sondern einen einführenden Überblick zu schaffen. Denn: Hinsichtlich des Investitionsaufwandes für Shops, Services und Produktionsstandorte, fährt jeder Onlinedrucker sowieso seine eigene Strategie, weshalb sich die internationalen Angebote oft nur bedingt vergleichen lassen. Fest steht aber auch, dass so lange einige Drucker den Versand in die umsatzstarken europäischen Länder kostenfrei und vor allem zügig anbieten werden, werden die Drucksachen auch aus den anderen Nationen nachgefragt. Für international aufgestellte Drucker, die ausschließlich im eigenen Land produzieren, ist und bleibt die Logistik also eines der wichtigsten Glieder in der Kette.