Es waren wohl nicht alle Onlinedrucker in der Sommerpause. Zumindest Onlineprinters aus Neustadt/Aisch, die Nummer 3 im zentraleuropäischen Onlinedruck, war wohl sehr aktiv und hat neue Eigentümer. Bernd Zipper im Gespräch mit CEO Michael Fries über die Hintergründe.
Bregal Unternehmerkapital, die Beteiligungsgesellschaft der C&A-Familie, ist bis dato nicht als Investor im Druckumfeld aktiv. Interessant ist jedoch die Streuung der Bregal Gruppe – zahlreiche Unternehmen aus dem Technologiebereich gehören zum Portfolio. Nun hat Bregal die Mehrheit des mittelständischen Onlinedruckers übernommen. Der Kaufpreis ist unbekannt. Onlineprinters, die im Deutschen Ranking der Onlineindustrie den dritten Platz belegen, gilt als „sichere Burg“ – die Geschäfte laufen gut, die Entwicklung des Unternehmens ist positiv. Und gerade deswegen interessierten mich die Hintergründe dieser Übernahme. Kurz nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages, der noch durch das Kartellamt validiert werden muss, konnte ich Michael Fries erreichen und er stand mir spontan Rede und Antwort.
Bernd Zipper: Die Übernahme durch Bregal Unternehmerkapital aus München kommt für viele überraschend. Was ist der Grund, dass TA sich aus der Partnerschaft mit Onlineprinters verabschiedet hat?
Michael Fries: TA hat als Gesellschafter einen großen Beitrag geleistet, um Onlineprinters weiterzuentwickeln. Wir haben in den letzten 3 Jahren ein neues Managementteam aufgebaut, unsere Inhouse-Marketingkompetenz ausgebaut, unsere IT-Prozesse deutlich weiterentwickelt, unsere Produktionsorganisation neu strukturiert und an vielen weiteren Stellschrauben gedreht. Jetzt sind wir auf den nächsten Teil unseres Weges gut vorbereitet. Das ist für einen Investor wie TA immer ein Punkt, an dem man überlegt, ob man den nächsten Schritt selbst tut oder den Staffelstab weitergibt. Da sich mit Bregal ein kompetenter neuer Partner gefunden hat, hat TA letztlich die Entscheidung getroffen, die Anteile weiterzuverkaufen.
Bernd Zipper: Schaut man sich das Portfolio von Bregal an, ist dies die erste Akquise im Onlinedruckmarkt durch das Unternehmen. Was waren die Gründe für dieses Investment?
Michael Fries: Bregal ist auf der Suche nach mittelständischen Erfolgsmodellen, die noch deutliches Wachstumspotential bieten. Bregal hat ein Netzwerk mit hoher Kompetenz im Bereich Internationalisierung, E-Commerce und Produktionsorganisation. Da passt unser Onlinedruck, wie wir ihn betreiben, perfekt. Ich freue mich, dass mit Bregal ein Gesellschafter einsteigt, der mit dem Hintergrund als Familienunternehmen keine festen Anlagezeiträume im Kopf hat und wir uns unternehmerisch langfristig entwickeln können.
Bernd Zipper: Das bedeutet, dass Bregal Onlinedruck ganz klar als Wachstumsfeld identifiziert hat. Welchen Herausforderungen musste sich das Managementteam von Onlineprinters während der Verhandlungen stellen?
Michael Fries: Wir mussten einfach unser Geschäft und unseren Markt gut erklären. (lacht) Bei solchen Diskussionen lernt auch das Managementteam viel übers eigene Geschäft. Da kommen kluge Menschen, schauen sich viele Dinge an und stellen schlaue Fragen. Viele Fragen kennt man und manche helfen, auch das eigene Denken weiterzuentwickeln. Bregal hat sich in den Diskussionen schnell aufs Wesentliche konzentriert und dabei eine hohe Geschwindigkeit an den Tag gelegt. Das war fordernd und hat Spaß gemacht.
Bernd Zipper: Bregal ist die Beteiligungsgesellschaft der C&A-Familie und die bisherigen Investments fanden in erster Linie außerhalb der Druckindustrie statt, was versprichst Du Dir von diesem Engagement?
Michael Fries: Bregal hat bisher keine konkrete Erfahrung im Onlinedruck. In anderen Unternehmen hat Bregal aber Netzwerke und Kompetenzen aufbauen können, die uns helfen werden, uns als E-Commerce und Produktionsunternehmen weiterzuentwickeln. Das Drucken ist bei uns ja nur ein Teil unserer Kompetenz. Internationalisierung, Vermarktung, UX, Kundenbindung, IT, Prozessorganisation sind alles Themen, bei denen ich mir von Bregal Beiträge erwarte, die uns voranbringen werden. Und nicht zuletzt haben wir weiterhin einen finanzstarken Partner, der uns viele Optionen eröffnet.
Bernd Zipper: Das bedeutet auch, dass Ihr mit frischem Geld neue Investments angehen könnt – welche Marschrichtung wollt Ihr da einschlagen?
Michael Fries: Viele Entwicklungsschritte können wir auch ohne zusätzliches Geld von außen bewerkstelligen. Aber es ist natürlich schön, dass unsere Gesellschafter auch bereitstehen, wenn es interessante Investitionsmöglichkeiten gibt, die wir alleine nicht schultern könnten. Das kann in den nächsten Jahren relevant werden.
Bernd Zipper: Zwischen Partnern muss die Chemie stimmen – bisher war die Zusammenarbeit mit TA ja recht erfolgreich. Nun kann man ja schlicht interpretieren, dass TA die „Lust“ am Onlinedruck verloren hat und deren Ausstieg als Signal werten. Oder?
Michael Fries: Für einen Gesellschafter wie TA ist es normal, ein Unternehmen für eine bestimmte Zeit zu entwickeln und dann das Kapital anderweitig zu investieren – und ich glaube behaupten zu können, dass das Invest in Onlineprinters für TA sehr erfolgreich war. (lacht) Auch wir sind damit sehr zufrieden gewesen und ich bin TA dankbar für die Entwicklung von Onlineprinters in den letzten Jahren. Wir hätten auch gerne gemeinsam weitergemacht, wenn sich nicht mit Bregal ein interessanter nächster Schritt ergeben hätte, der für alle Partner noch mehr Sinn macht.
Bernd Zipper: Bisher war Walter Meyer noch mit einem großen Anteil an Onlineprinters beteiligt. Was wird sich in der Gesellschafterstruktur ändern und wie ist die Firma nun aufgestellt?
Michael Fries: Walter Meyer bleibt als Gründer des Unternehmens auch weiterhin ein wesentlicher Gesellschafter von Onlineprinters und wird uns aktiv begleiten. Allerdings wechselt er von der Geschäftsführung in den Beirat. Damit wird das, was wir zwischen uns beiden schon seit einiger Zeit leben, etwas formalisiert. Ich kümmere mich als CEO um die Entwicklung des Unternehmens und er unterstützt unsere Schritte mit seiner großen Erfahrung aus 12 Jahren Onlinedruck und 32 Jahren in der Druckindustrie.
Bernd Zipper: Nun macht Ihr aus dem Volumen der Transaktion ein Geheimnis – warum? Magst Du das kommentieren
Michael Fries: Nein, ich bitte um Verständnis, dass ich da nichts kommentieren möchte. Wir haben Stillschweigen vereinbart.
Bernd Zipper: Große Player wie Cimpress nutzen vermehrt Partnerdrucker für die Produktion und binden diese in einem Netzwerk zusammen. Ihr seid recht Produktionsstark – ist Euer Kurs weiterhin der Ausbau der Produktion – oder werdet auch Ihr in diesen Weg einschlagen?
Michael Fries: Eine unserer Stärken ist die eigene Produktion und die Herkunft aus einer mittelständischen Druckerei. Damit verstehen wir gut die Bedürfnisse unserer Kunden und können die Qualität unserer Produkte und die kontinuierliche Verbesserung unsere Leistung für diese in unserer eigenen Fertigung gestalten. Dieses Prinzip ist erfolgreich, warum sollten wir es ändern? Allerdings kommen auch immer neue Produkte in die Reichweite des Onlinedrucks, die wir in unser Angebot aufnehmen können. Da werden wir sicher nicht alles selbst machen. Für viele benachbarte Bereiche gibt es Spezialisten, deren Fertigungskompetenz wir über unseren Shop und unsere Kundenbasis vermarkten können. Da haben dann alle etwas davon – vor allem unsere Kunden.
Bernd Zipper: In zwei, drei Sätzen zusammengefasst – wie ist Deine Prognose für den originären Onlineprint-Markt (also ohne Fotoprodukte) in den nächsten Jahren? Viele reden davon der Markt sei gesättigt…
Michael Fries: Der Markt hat noch viel Wachstumspotential. Nur ein kleiner Teil der Kunden nutzt heute die Vorteile des Onlinedrucks. Dieses Wachstum läuft weiter in Deutschland und noch stärker im Ausland, wo die Märkte sich in noch früheren Phasen befinden. Auch wir Onlinedrucker leisten unseren Beitrag zum weiteren Marktwachstum durch Integration neuer Varianten und Produktgruppen, die die Kunden gerne online bestellen wollen, es heute aber noch nicht können. Wir haben zum Beispiel vor kurzem Broschüren, Etiketten auf Rolle und Eintrittskarten auch im Blitzdruck – heute bestellt, heute produziert – ins Angebot aufgenommen und werden kurzfristig auch Drei-Monats-Kalender.
Bernd Zipper: Nun könnte man mit „frischem Geld“ den aktuellen Preiskampf weiter anheizen – mit welcher Strategie geht Ihr in das Jahresendgeschäft?
Michael Fries: Ich glaube alle am Markt haben genug Wachstumspotential, auch ohne die Preise kaputtzumachen.
Bernd Zipper: Danke für die Gelegenheit, dass wir kurzfristig miteinander über das Thema sprechen konnten – vielleicht nun Deine private Einschätzung… fühlst Du Dich wohl in der neuen Situation?
Michael Fries: Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Bregal, Walter Meyer und unserem Team bei Onlineprinters. Wir haben als einer der führenden europäischen Anbieter in einem schön wachsenden Markt viele Chancen und eine tolle Spielwiese, weiter erfolgreich zu sein und zu wachsen.
My Take: Bregal hat einen guten Riecher bewiesen und hat mit Onlineprinters einen guten Kauf getätigt. Und mehr noch: Bregal hat ein Signal gesetzt, dass auch „branchenfremde“ Investoren so langsam das Entwicklungspotential von Onlineprint erkennen und agieren. Die Branche braucht mehr mutige Investoren, die an die Kraft von Print glauben und die „Kommunikationsinfrastruktur Print“ nach vorne bringen. Es gibt noch viel zu tun, denn von einer Marktsättigung kann keine Rede sein.