Picture This Clothing: Selbstdesignte Kleider vom Print-Startup lassen Mädchenherzen höherschlagen

0

Mädchen können Designerinnen ihrer eigenen gedruckten Kleider werden – das bietet ein Startup aus Las Vegas auf Grundlage eines simplen Prinzips an. Was hat es damit auf sich?

In letzter Zeit ging es hier auf beyond-print eher um die Großen als um die Kleinen. Zeit also, dass ich hier nochmal ein junges Startup mit einer frischen Idee auf dem Onlinedruck-Markt vorstelle. Das Interessante daran: Es ist aktuell ein Ein-Produkt-Unternehmen.

„Wear your Imagination“ – so lautet das Motto von Picture This Clothing, dem jungen Print-Startup mit Sitz in Las Vegas. Gelauncht wurde deren Website erst im August 2016. Die Idee hinter Picture This Clothing stammt von Jaimee Newberry, der Dame, die das Unternehmen auch vorrangig nach außen hin vertritt. Vier Gründer sind es insgesamt und das Prinzip hinter PTC ist so einfach wie schnell erklärt: Ein Template muss heruntergeladen und auf Papier ausgedruckt werden. Jetzt kommt die Individualisierung ins Spiel – es ist so etwas wie ein „analoger Editor“, und zwar malt das Kind nach eigenem Gusto die Vorlage aus und gestaltet damit das spätere Kleidungsstück. Die ausgemalte Vorlage wird anschließend mittels Smartphone abfotografiert und über die Website hochgeladen.

In drei Schritten zum selbstdesignten Kleid; Quelle: picturethisclothing.com

Um eine angemessene Textil-Reproduktion des Fotos zu gewährleisten, muss das Template unter guten Bedingungen (Tageslicht, kein Blitz) fotografiert werden. Zu achten ist auch darauf, dass das Bild möglichst formatfüllend, hoch aufgelöst ist, scharf und ohne Schatten. Papierweiß soll auch weiß auf dem Foto weiß erscheinen, ansonsten werden ursprünglich farblose Stellen mit geringen Tonwerten im jeweiligen Farbstich gedruckt.

Und was kostet der Spaß? Für einen Preis von 49 USD plus fünf USD für Inlandsversand bzw. 15 USD für Versand ins Ausland bekommt man aktuell das selbstdesignte Kleid für Mädchen in zwölf verschiedenen Größen. Umgerechnet würde es rund 59 Euro kosten, sich ein Kleid bei PTC zu bestellen und nach Deutschland schicken zu lassen. Anfangs waren es noch 55-60 Tage, die den Kunden als Produktions- und Versanddauer zugemutet wurden. Nun, nach der Erprobungsphase, sind rund 30 Tage nötig bis zur Auslieferung. Die bisherigen Bewertungen sind durchweg positiv. Einzig die Lieferdauer bemängeln manche der Käufer – die ist wohlgemerkt schon vorher bekannt. Mit welchem Verfahren gedruckt wird, erfährt man (noch) nicht; als Substrat wird aber ein weiches und leichtes Material (Poly-Spandex) gewählt, das maschinenwaschbar und bügelbar ist. Was mir gut gefällt ist, dass sowohl die Fotobedingungen als auch der Bestellvorgang anschaulich in Videos erklärt werden, was vielen Kunden sicherlich hilft. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wurden dann auch Geschenkkarten angeboten, die dem Unternehmen deutlich mehr Auslastung beschert haben.

Der übersichtliche Shop ist bunt und damit ansprechend für Kinder gestaltet. In naher Zukunft sollen T-Shirts, die nach dem gleichen Prinzip bestellt und gefertigt werden, das Portfolio ergänzen. Dann können auch Jungen ein selbstdesigntes, gedrucktes T-Shirt ihr Eigen nennen.

Kleidchen zum Selbstdesignen auch als Geschenk; Quelle: picturethisclothing.com

Und weshalb sollten die schon recht kleinen Klamotten nicht auch noch kleiner gehen? Das haben sich die Unternehmer auch gedacht und als zusätzliche Bestelloption die Möglichkeit geschaffen, das gleiche Kleid in einer Version für Puppen auszuliefern. So kann der Besteller für einen Aufpreis von 25 USD Kind und Puppe (18 Zoll) mit dem gleichen Kleid ausstatten – schön für die Kinder, mehr Umsatz für den Anbieter.

„Selbstgestaltbare Kleidung für Kinder anzubieten, ist eine pfiffige und ausbaufähige Idee. Wenn PTC noch die T-Shirts nach dem gleichen Prinzip vermarktet, wird damit der potenzielle Käuferkreis deutlich anwachsen und für Wachstum sorgen.“ – Bernd Zipper

Laut eigenen Angaben kommen die Leute von PTC mit den Bestellungen kaum hinterher, was schonmal für eine gute Auslastung stehen kann. Das war auch der Grundgedanke hinter dem Launch: Erst einmal mit dem Fokus auf ein Produkt rauskommen, die Resonanz abwarten und erst dann Programm und Kapazitäten erweitern. Scheint aufzugehen der Plan.

Erst im Januar hatte ich noch darüber berichtet, wie stark E-Commerce im Bereich Fashion wachsen wird. Mit PTC haben wir ein gelungenes Beispiel dafür, dass Käufer für eine pfiffige Idee gerne Geld ausgeben – das selbstgestaltete Kleid darf dann ruhig ein Mehrfaches der Stangenware kosten. Ansonsten tut sich auf dem Markt für personalisierte Kleidung und sonstige Textilien auch hier in Europa was. Bei s.Oliver beispielsweise werden aktuell verschiedene tragbare und Heimtextilien im Onlineshop angeboten. Was genau dazugehört und was andere in diesem Bereich anbieten, das werde ich mir an gleicher Stelle nochmal genauer ansehen…

My Take: Rein von der Idee und den bisherigen Bewertungen her hat Picture This Clothing hier echt einen innovativen Schritt gemacht. Unmengen an Geld lassen sich mit nur einem Produkt im Regelfall nicht verdienen. Da ich aber ein Freund der Spezialisierung und von Nischen bin, traue ich dem Unternehmen aus Las Vegas mit dem anstehenden Ausbau im Programm noch Einiges zu. Denn Potenzial, z. B. für eigene Kollektionen von Kindern für Kinder, ist vorhanden. Und solange die Nachfrage nach selbstgestaltbarer Kleidung stimmt (sie wird sicher wachsen), können sich auch solche aufstrebenden Kreativ-Unternehmen am Markt etablieren. Weiter so!

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

Leave A Comment