Gutes Konzept vorhanden, aber keine eigenen Produktionskapazitäten für Fotoartikel? Es gibt auch andere Wege, um aus kreativer Leistung Umsatz zu machen – per Einbindung von Fulfillment-Lösungen in den eigenen Verkaufskanal!
Digitalfotos sind sozusagen omnipräsent und der Gesamtumsatz mit online bestellbaren Fotoprints wächst. In Zeiten, in denen auch Amazon Fotodruck – bislang nur auf dem US-Markt – anbietet, soll der Einstieg in dieses Business trotzdem wohlüberlegt sein. Fest steht aber, dass der emotionale Wert von Fotos, besonders in gedruckter Form, nicht sinkt, sondern steigt. Wer also kreative Ideen und/oder einen gut laufenden Onlineshop hat und diesen um Fotoartikel erweitern möchte, für den bestehen mehrere Möglichkeiten. Die kostspieligste davon ist die Anschaffung eigener Produktionsanlagen. Gibt´s Alternativen zur eigenen Produktion? Ja – via Programmierschnittstelle zu Plattformanbietern. Derer zwei habe mir mal etwas genauer angeschaut.
Ein großer Vertreter aus Deutschland, der Shopbetreibern die Anbindung an ein großes Portfolio personalisierbarer Fotoprodukte anbietet, ist der Kölner Fotoleinwandspezialist Picanova. Vier Produktionsstandorte sorgen bei Druck und Versand in mehr als 170 Länder für eine nahezu weltweite Abdeckung, ohne dass der Produzent selbst namentlich in Erscheinung treten muss. Mit der White-Label-Lösung kann der Kunde selber entscheiden, welche Produkte er integrieren und anbieten möchte. Auch hier wird on demand gedruckt, und zwar ohne Mindestbestellmenge, was bei personalisierbaren Printprodukten ohnehin Grundsatz ist.

Die Picanova-Gruppe kann mit ihren Marken auf eine breite Erfahrung im Print-on-Demand zurückgreifen – für einen API-Kunden bedeutet das eine mehr als solide Grundlage seitens des Fulfillment-Partners. Zur Nutzung des Angebots inklusive Service fallen keine Registrierungs- und monatlichen Kosten an. Wie hoch die Kosten für einzelne Bestellungen sind, muss von Artikel zu Artikel geschaut werden. Exklusive Versandkosten kann der via API angebundene Kunde beispielsweise ab 4,60 Euro Basiskosten den Topseller Fotoleinwand aus dem Picanova-Portfolio in der Größe 20 x 20 cm nutzen, womit er in Relation zum Preis über die Plattform (28,90 Euro) Spielraum für die eigene Marge erhält. Klar, der Große verdient bei jedem verkauften Artikel mit – wer aber mit seinem eigenen Shop für ausreichenden Absatz sorgt, der braucht sich im Hinblick auf Produktion und Logistik überhaupt keine Gedanken zu machen.
„Der Bereich Fotoprint wird sich trotz der großen Anbieterzahl – Konzept vorausgesetzt – noch länger lohnen. Wer da nicht selber produzieren will oder kann, aber trotzdem gedruckte Fotogeschenke und Konsorten anbieten möchte, für den gibt es solide Alternativen.“ – Bernd Zipper
Einen etwas anderen Ansatz in Sachen Printfulfillment per API-Anbindung fährt kite.ly. Das noch recht frische Start-up hat seine Plattform offiziell im Sommer 2014 gelauncht und ist – was die Unternehmensstruktur angeht – im Gegensatz zu Picanova mit nur kleinen zweistelligen Mitarbeiterzahlen und ohne eigene Produktion und Logistik eher klein. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in London und ein Office in New York, von wo aus das B2B-Geschäft mit dem API-Angebot unterhalten und das B2C-Fotogeschäft mit eigenen Apps geleitet wird. Zu den eigenen iOs-Apps gehört z. B. ZenCam, über das bei Fotobestellungen lediglich die Versandkosten durch den Kunden getragen werden müssen, die Fotos an sich sind kostenlos. Bei umgerechnet etwa 5,40 Euro –immerhin mit weltweiter Lieferung – lohnt sich das aber auch nicht für jeden Kunden… Aber zurück zum Kern des Angebots – Print-APIs.

Über die Website bietet der Londoner Softwarespezialist direkt Einsicht in mögliche Einbindungsszenarien in Android- und iOs-Apps mitsamt den einzelnen Entwicklertools (SDK). Hier liegt auch der Fokus von kite.ly – auf Anwendungen, um personalisierte Printprodukte mobil anbieten zu können. Zwar ist auch die Anbindung an WooCommerce oder an Mietshops von Shopify möglich – in der Planung ist zudem eine Magento-Lösung – aber die Generierung mobiler Bestellungen via App wird am stärksten beworben. Wie gesagt: Die drucken nicht selber, sondern pflegen ein großes Netzwerk und verteilen die eingehenden Aufträge an bewährte Drucker.
Dass der Bereich Foto-Apps massives Potenzial hat, dachte sich auch Canon. Die haben das Londoner Start-up im März dieses Jahres aufgekauft, lassen es aber unter eigener Flagge in der Gruppe weiteragieren. Zumindest hat sich der Konzern damit einiges an Know-how einverleibt: Nach eigenen Angaben wurden bereits mehr als 500 bestehende Shop- bzw. App-Anbindungen erreicht und eine weltweite Nutzerzahl, die im dreistelligen Millionenbereich liegen soll.
Über die Integrationskosten schweigt sich kite.ly – zumindest dann, wenn kein Nutzer-Login besteht – aus, die Basiskosten für die jeweiligen Produkte werden aber uneingeschränkt dargestellt. Bei den meisten Artikeln auf deren Website, die ich mir angesehen habe, findet die Produktion über Fulfillment-Partner in Großbritannien oder den Niederlanden statt. Daraus ergibt sich dann auch, wie lange der Versand dauert, was für den „Integrations-Interessierten“ sicherlich eine Rolle spielt. Denn der möchte seinen Kunden natürlich auch angemessene Zeiten bieten.
My Take: Print-APIs für Fotosachen sind grundsätzlich für Künstler, die Fotoartikel anbieten möchten, oder für bestehende oder zukünftige Shopbetreiber, die ihren Kunden ein breites Portfolio an Fotodrucksachen anbieten möchten, geeignet. Zwar sind die Margen aus der eigenen Produktion höher, aber die Investitionslast eben auch. Praktisch ist auch, dass es bei den hier gezeigten Anbietern keine Mindestverkaufszahlen gibt im Gegenzug aber die Nutzung bewährter Strukturen ermöglicht wird. Die Idee und der Vermarktungsansatz, zukünftig verstärkt mobil, bleiben eben prägend für den Erfolg. Aus dem Grund werde ich mich hier auf beyond-print.de mit weiteren kreativen Print-on-Demand-Ideen beschäftigen. Sie dürfen sich schon freuen ?