Apps ohne lästige Stores, mit besserer Verfügbarkeit, sicher und Umsatz-fördernd? Gibt es! Sie heißen Progressive Web Apps.
Einige sind unübersichtlich, andere einfach nur langsam, manche beides – viele Onlineprinter müssen in Sachen mobiler Darstellung noch einiges nachholen. Im März habe ich anlässlich des von Google für Juli angekündigten Updates für mobile Ladezeiten mal eine kleine Übersicht über das Abschneiden der D/A/CH-Onlineprintshops erstellt. Rund 20 % der mehr als 30 D/A/CH-Onlineprinter, deren Webseiten ich mit angeschaut habe, waren eben nicht mobiltauglich. Kein schlechter Wert – aber auch nicht blendend gut. Denn bei der Detailbetrachtung der Ergebnisse im Analysetool von Google war mir aufgefallen, dass „tauglich“ ja nicht durchweg benutzerfreundlich auf dem zumeist kleineren Display bedeuten muss. Hier sei Vorsicht geboten, da wirkliche Mobiltauglichkeit und Geschwindigkeit – auch auf dem Desktop – zwei wesentliche Erfolgskriterien für die Erreichbarkeit und die Seitenbewertung in Zukunft bilden werden.
Unter Programmierern und Entwicklern wird das Thema Progressive Web Apps (PWA) derzeit heiß diskutiert. Warum? Weil es die mobile Internetnutzung und damit den M-Commerce in eine neue Entwicklungsstufe befördern soll. Kunden erreichen die mobile Seite besser, Anbieter erreichen die Kunden besser – das sind zwei wesentliche Aspekte, die im Zusammenhang mit PWAs gerne genannt werden. Und das sind nicht die Einzigen. Der M-Commerce gewinnt immer mehr an Bedeutung – auch im Onlineprint-Business, wo er bis Ende 2018 bis zu 35 % ausmachen wird. Nicht umsonst war „Mobile“ wieder eines der am meisten erörterten Themen auf und abseits der Bühne beim letzten Online Print Symposium. Aber Apps für Onlinedrucker – ist das überhaupt sinnvoll? Für einige – und hier entscheidet im Wesentlichen das Portfolio – nicht. Soweit keine neue Erkenntnis. Da PWAs aber nicht wie „normale“ Apps funktionieren, könnten sie beim verbesserten mobilen Zugang zu Onlinedrucker-Websites in Zukunft durchaus Abhilfe schaffen.
„Mobile Webseiten-Performance wird immer wichtiger, auch bei komplexeren Seiten und größeren Anwendungen. Progressive Web Apps sollte man als Onlinedrucker daher – auch aufgrund der vielen positiven Eigenschaften – auf dem Zettel haben.“ – Bernd Zipper
Vorteile von Progressive Web Apps
Beim ersten Blick auf eine PWA scheint es so, als ob man eine normale Website besucht. Und in weiten Teilen ist sie das auch. Sie lässt sich – sofern angeboten – normal über den Browser finden und öffnen, die Suche über einen Appstore entfällt demnach. Das Praktische an PWAs ist, dass der Umgang mit ihnen ähnlich wie bei einer App aus dem Store funktioniert: Sie können nach dem Aufruf lokal auf dem Homescreen des mobilen Endgeräts abgelegt werden; sie sind auch bei schlechterem Empfang nutzbar, etwa durch Caching, und sie erlauben – bei entsprechender Freigabe – den Zugriff auf weitere Funktionen des Endgeräts. Was PWAs aber attraktiver macht als native Apps: Sie werden regulär über Google indexiert, sie müssen nicht separat installiert werden und sie laufen ausschließlich via HTTPS, schaffen also eine sichere Verbindung, was für Bezahlvorgänge und die Angabe persönlicher Daten in der E-Commerce-Kaufabwicklung Vertrauen schafft. Und auch was die Aktualität angeht, sind sie besser aufgestellt als Apps: Wie bei einer Website wird sie via Seitenaktualisierung ohne den Umweg über den Appstore sichergestellt. Also das Beste aus beiden Welten? Soweit man das bislang beurteilen kann: ja. Denn auch die Entwicklungskosten für PWAs sind laut einigen Angaben deutlich niedriger als bei dedizierten Apps, die jeweils plattformabhängig sind und damit die Nutzung einschränken.

Das bereits angesprochene Caching, das PWAs von nativen Apps unterscheidet, kann durch sogenannte Service Worker realisiert werden, um die Offlinetauglichkeit einer Seite aus dem letzten Cache herzustellen. Google treibt die PWA-Technologie an, weshalb die vielversprechenden Anwendungen über den Browseraufruf auf Android verfügbar sind. Apple hingegen hält sich in der Hinsicht zurück. Grund dafür ist die Bezahlpolitik im Appstore über iOS – Progressive Web Apps bringen eben kein Geld ein wie einige Apps, da nur eine URL benötigt wird. Apple arbeitet aber auch an der Thematik und hat in der letzten iOS-Version 11.3 bereits die Grundlagen für die PWA-Nutzung gelegt. Unattraktiv scheint die Technologie also nicht zu sein.
Und wer bietet bereits responsive PWAs an?
Zwei besonders prominente Beispiele, die ihre Webpräsenzen auf direkt responsive PWAs umgestellt haben, sind Alibaba.com und Booking.com. Beides internationale, große Player – beide konnten ihre Webperformance in Sachen Verfügbarkeit und schließlich Konversionsraten nochmals steigern. Für Onlineprinter dürfte dabei interessant sein, dass beide nicht auf minimalausgestattete Seiten setzen. Mehrere Produktkategorien mit weiteren Auswahlmöglichkeiten, Konfigurationen und angeschlossene Bezahlprozesse sind also mit PWAs möglich. Und um das Ganze noch abzurunden sei noch erwähnt, dass die Entwickler bei Magento mit Hochdruck an dem Release eines PWA-kompatiblen Shopsystems arbeiten. Das sollte den ein oder anderen Onlinedrucker aktivieren, sich die Technologie mal genauer anzuschauen.
My Take: Liest sich ja ganz nett, mag der Akzidenzdrucker mit riesigem Onlineportfolio denken. Fragt sich nur, ob sich darüber auch alle Produktgruppen sinnvoll abbilden lassen? Das müsste die jeweilige IT-Abteilung schon selbst abklopfen. Und natürlich gibt es auch Zweifler, was Progressive Web Apps angeht. Aber der Erfolg prominenter Beispiele zeigt doch, dass schon gut laufende Plattformen auch für mobile Endgeräte noch besser gemacht werden konnten. Warum sollten sich das die Onliner aus dem Printbusiness nicht kurzfristig auf die Agenda schreiben? Dass der M-Commerce sich –auch für immer komplexere Anwendungen – immer weiterentwickelt ist unumstößlich. Man sollte sich als Entscheider also nicht zu lange den zukunftsfähigen Webtechnologien verwehren – und PWAs gehören sicher dazu.

DiscussionEin Kommentar
QuarkXPress kann PWAs erstellen, nennt sich HTML5 Publikationen.
Ab QuarkXPress 2018 funktionieren diese auch offline (browserabhängig).
Erstellen kann man diese HTML5 Publikationen natürlich ohne weitere Kosten.
Und mit IDML Import können auch InDesign User davon profitieren.
Lässt sich alles mit der kostenlosen Testversion ausprobieren.