Selber versuchen bzw. Verlagen Absagen erteilen – Self-Publisher haben immer mehr Möglichkeiten initiativ zu werden und den klassischen Weg zu verlassen.
In Print- und Publisherkreisen ist das Thema Self-Publishing regelmäßig Gegenstand der Diskussion. Plattformen mit integrierten Marketing-Hilfen und Bezahlsystemen für Self-Publisher gibt es mittlerweile einige. Eine davon hat das Luxemburger Start-up wondermags ins Leben gerufen. Ich habe mir das Ganze mal näher angesehen und dazu mit Christoph Steiner, Projektmanager bei wondermags, über den Print-Tellerrand geschaut.
Bernd Zipper: Was macht Euer System einzigartig?
Christoph Steiner: wondermags ist die einzige Self-Publishing Plattform für digitale Magazine, welche Erstellung, Distribution und Monetarisierung in einem System vereint. Auf wondermags können alle Leute, die coolen Content haben, interaktive wondermags erstellen, diese in unserem Web- und iPad-Kiosk veröffentlichen und damit Geld verdienen.
Blogger und viele Journalisten publizieren ihren Content heutzutage größtenteils kostenlos. Nur ein kleiner Prozentsatz verdient Geld. Das darf nicht sein. Mit wondermags können Autoren aus ihren Inhalten wondermags erstellen und in unserem Kiosk publizieren und verkaufen.
Ein weiteres Problem: Wer heute ein digitales Magazin erstellen will, der kommt an Adobe-Tools nicht vorbei. Diese erfordern allerdings Fachkenntnisse und sind mit hohen Kosten verbunden. Mit wondermags kann jeder sein eigenes eMagazin erstellen – kostenlos und ohne Kenntnisse von Designsoftware. Für jeden Zweck gibt es eine handgefertigte Design-Vorlage, der Autor fügt dann in unserem Web-Editor einfach Texte, Bilder, Video, Audio, Maps und weitere coole interaktive Funktionen hinzu und erhält ein wundervolles, interaktives Magazin.

Bernd Zipper: Ist in Zukunft noch weiteres geplant in Sachen Einbindung von interaktivem Content?
Christoph Steiner: Die Liste mit geplanten Funktionen ist lang: Von Anbindungen weiterer Mediendienste wie z.B. Soundcloud, Vimeo und weiteren Foto-Diensten, sind auch noch viele weitere Design Elemente geplant. Auch in Sachen Werbung gibt es noch einige ToDo`s wie z. B. Affiliate-Programmanbindungen etc.
Bernd Zipper: Welche Schnittstellen zu CMS und anderen Datenbanken sind aktuell verfügbar? Kommen noch welche dazu?
Christoph Steiner: Derzeit gibt es noch keine CMS-Anbindungen, aber auch hier sind wir bereits in der Planung. Für uns hat diesbezüglich eine Anbindung zu WordPress den höchsten Stellenwert. Diese soll es insbesondere Bloggern erleichtern ihren Content direkt weiterzuverarbeiten.
„Überschaubarer Aufwand, ohne finanzielles Risiko und mit kreativen Möglichkeiten – für Einsteiger und aktive Blogger bietet die Plattform von wondermags eine gute Publishing-Basis.“ – Bernd Zipper
Bernd Zipper: Mit Eurer Plattform wollt Ihr mal ganz groß werden. Wie viele Werke sind denn aktuell über wondermags verfügbar?
Christoph Steiner: Aktuell sind mehr als 70 wondermags im Kiosk veröffentlicht. Es gibt derzeit mehr als 100 Autoren, von denen einige noch an ihren wondermags „basteln“. Wir unterstützen unsere Autoren noch bei der Erstellung der wondermags und versuchen hier in Kürze nachzulegen.
Bernd Zipper: Ihr sprecht von hochwertigem Content – kommt es regelmäßig vor, dass Autoren abgelehnt werden?
Christoph Steiner: Nein, das kommt nur sehr selten vor. Z.B. wenn der geplante Content sich nicht mit unseren AGB deckt. Derzeit prüfen wir jedes wondermag noch selbst auf Inhalt bevor wir es freigeben; allerdings ist wondermags als öffentliche Plattform geplant: Sprich jeder soll Autor werden können, ohne vorherige Bewerbung und sollte mal etwas nicht mit unseren Richtlinien konformgehen, soll die Community selbst aktiv werden und reporten.
Der Aufbau einer aktiven Community ist für uns extrem wichtig. Wondermags ist nicht einfach nur eine weitere Self-Publishing-Plattform. Sondern hat das Potenzial, das digitale (Self-)Publishing komplett neu zu definieren. Es soll DIE Plattform für User-generierten und kuratierten Qualitäts-Content werden. Wenn Sie so wollen, dann es das Amazon für Content werden. Ein unendlich großer Marktplatz für Inhalte jeglicher Art, dessen Qualität über die Community sichergestellt wird.

Ob ein Autor sein Werk kostenfrei zur Verfügung stellt – und wenn nicht, dann zu welchem Preis – kann er jeweils selbst entscheiden. Geschätzte 10 Prozent der Magazine aus Bereichen wie Travel, Food, Fashion und Wirtschaft kosten überhaupt etwas. Ok – und welcher Anreiz besteht dann, dort überhaupt zu publizieren? Die Plattform generiert zusätzlich zu den Kaufpreisen noch Einnahmen über ganzseitige Werbeanzeigen, die in den Magazinen platziert werden. An diesen werden Kreative und Blogger beteiligt und erhalten Vergütungen zusätzlich zu den 50 Prozent aus den Nettoverkaufspreisen ihrer Publikationen. Mit dem Self-Publishing-„Multitool“ gehen Autoren keinerlei finanzielles Risiko ein, da wondermags ihnen die Umgebung für die Erstellung, den Vertrieb und die Bezahlung stellt.
My Take: Runde Sache. Obwohl sich wondermags ausschließlich als digitale Magazin-Plattform darstellt, können Durchstarter einige Erfahrungen im Umgang mit der Leserschaft machen. Cool sind die Kommentar- und Kontaktmöglichkeiten, um den Autoren direkte Rückmeldung zu geben. Online drucken lassen können die Blogger, die dort veröffentlichen im Nachgang ja trotzdem. Digital und Print können sich auch wunderbar ergänzen – nicht umsonst gibt es die Posts von beyond-print.de am Jahresende noch in einer Druckversion.