Nachhaltigkeit ist ein Buzz-Word, aber auch mehr: Nicht erst seit „Fridays for Future“ wächst das Bewusstsein für den ökologischen Fußabdruck. In der Print-Industrie ist das Thema ebenfalls längst angekommen. Als rohstoff- und ressourcenintensive Industrie steht es bei einigen Kunden unter besonderer Beobachtung. Ein aktueller Bericht des Bundesverbands Druck und Medien (bvdm) zeigt, dass Print und nachhaltige Produktion sich nicht ausschließen.
Wo gehobelt wird, fallen Späne, sagt das Sprichwort. Klar ist auch: Wo gedruckt wird, werden Papier, Karton, Folie und nicht zuletzt Farben gebraucht – ohne geht es nicht so wirklich. Die Nachfrage für umweltschonende und faire Produktion am Markt wächst zwar derzeit, war aber auch schon früher da. Umweltbewusstsein hat eine lange Tradition in der Druckindustrie. Da auf Rohstoffe wie Papier für viele Produkte praktisch (noch?) nicht verzichtet werden kann, geraten die Produktionsbedingungen und Lieferketten in den Blick. Klar: Kaum jemand möchte aus wild abgeholzten Tropenhölzern geschredderten Zellstoff bedrucken, nur um ein paar Cent zu sparen. Wer soll aber neben dem normalen Tagesgeschäft noch alle Zulieferer und ihre Standards im Blick behalten? Die Druckindustrie und ihre Zulieferer arbeiten dazu mit einer Vielzahl von Zertifikaten. Die Umweltlabels versprechen dem Kunden eine unabhängig geprüfte und saubere Produktion. Manche der Prüfstellen, etwa das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC), geraten selbst in die Kritik: Ihnen wird vorgeworfen, ihre Standards aufzuweichen und damit nicht mehr wirklich nachhaltig zu sein. Kritische Druckbetriebe und Konsumenten sind deshalb gut beraten, gelegentlich auch die Prüfer zu prüfen. Ein Grünes Label, das seine Glaubwürdigkeit verliert, schadet letztlich allen Beteiligten.
Trotz der Bemühungen der Branche gibt es bei manchen Verbrauchern und Kritikern noch ein diffuses Bauchgefühl gegen die Umweltverträglichkeit von Print. Der bvdm hat nun eine Studie vorgestellt, die helfen sollte, auch Skeptiker von der Nachhaltigkeit der Druckindustrie zu überzeugen: Demnach macht der CO2-Wert aller Druckerzeugnisse in Deutschland weniger als ein Prozent des Fußabdrucks aus, den eine Person pro Jahr hinterlässt. Laut dem Verband gehört Print damit zu den nachhaltigsten Kommunikationsmitteln überhaupt – und zu den transparentesten: Alle Emissionen werden direkt bei der Produktion fällig. Versteckte Belastungen, wie etwa ein nachträglicher Energieverbrauch, werden vermieden. Obwohl die Branche schon vergleichsweise klima- und umweltfreundlich arbeitet, gehen viele Firmen weiter: Zusätzlich zu den Zertifikaten bieten Unternehmen mittlerweile an, die Produktion gegen einen Aufpreis durch Kompensationen klimaneutral zu gestalten. Man hat auch das Gefühl, dass es kaum mehr ein Start-Up gibt, das keine Baumpflanzungen im Portfolio hat. Das ist eine gute Sache: Das Bewusstsein für das Klima ist ein schon heute wichtiges Zukunftsthema. Nachhaltigkeit sollte kein grünes Feigenblatt sein, sondern Überzeugung. Eine grüne Strategie ist nicht nur besser für den Planeten, sondern auch für das einzelne Druckunternehmen: Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Teil der Produktqualität und als solcher vom Kunden nachgefragt.
