Erfolgreiche Erneuerung oder Innovation gelingt nur mit dem Tun. Wie tickt hier die Druckindustrie? Eine neue Maschine, eine moderne, kooperative Unternehmenskultur, nachhaltige Produktion oder ein völlig neues Printprodukt? Innovation ist eine Frage des Standpunkts und richtet sich am eigentlichen Zweck des Unternehmens aus. Innovativ kann der künstlerische Buchdrucker, wie der vollautomatische Onliner sein. In der Druckindustrie zeigt sich Innovation von vielen Seiten.
Für jemanden, der seit Jahren mit Bitcoin unterwegs ist, ist die Blockchain ein alter Hut. Für andere kann so etwas wie Bitcoin unfassbar innovativ sein – oder befremdlich, je nach Perspektive. Darum zunächst einmal ein Blick auf die nüchternen Fakten hinter dem Buzzword „Innovation“. Innovation bzw. Erneuerung ist die geplante und kontrollierte Veränderung. Eine bewusste Änderung eines vorhandenen Systems durch neue Ideen und Technologien. Soweit die Definition – die Stunde der Erneuerung schlägt zeitlebens.
In Sachen Technologie ist die Druckindustrie weit vorne – zumindest in der Nutzung neuer, innovativer Technologien wie Inkjet und Co. In Sachen „Neu-Denken“, also der geplanten und kontrollierten Veränderung, bedarf so mancher Druckunternehmer einen kräftigen Schubs raus aus der Komfortzone – übrigens unabhängig von der Größe des Unternehmens. Zu oft wird ein neues Verfahren erst dann eingeführt, wenn ein anderes Unternehmen damit schon erfolgreich ist. Dann wird die gleiche Maschine gekauft, der gleiche Workflow erworben, auf die jeweiligen Ansprüche modifiziert und losgelegt. Und – ZACK – ist man innovativ. So der Aberglaube.
Aber es gibt ebenso Unternehmer, die sich mit dem Label „innovativ“ schmücken, letztlich aber an alten Rezepten festhalten. Das beginnt beim Management nach „Gutsherrenart“ (übrigens kommt dies auch bei Onlinedruckern vor!) und geht weiter über antiquierte Geschäftssysteme bis hin zu einer Firmenkultur aus den glorreichen 60er-Jahren. Leute, Innovation ist nicht nur Technik – Innovation braucht Innovatoren! Erst wenn Menschen wieder gerne in unserer Industrie arbeiten, wenn junge Menschen euphorisch in ihre Ausbildung in der Druckindustrie starten, wenn Print wieder „hip“ wird – dann wissen wir: Print ist innovativ. Ein langer Weg, bis sich Print neu erfunden hat – aber ein Weg, den viele Unternehmen verstanden haben und sich daher in Bewegung gesetzt haben. Gott sei Dank!
Wie gut sich Print in die aktuellen Gegebenheiten einfügt, lässt sich ganz konkret an der Schnittstelle von Druckindustrie und Digitalisierung zeigen. Klar, Print ist und bleibt erstmal ein analoges Medium – warum und wie trägt Print zur Digitalisierung bei? Print ist DAS Bindeglied zwischen all den Medienkanälen, die wir kennen. Print ist ein „Enabler“ für Digitales – und gleichzeitig ein relativ ressourcenarmes Backup für Digital.
1. Print erschließt Kanäle
Wie bewirbt man auf analogen Kanälen Onlineangebote? Man druckt Flyer, nutzt Aufkleber, zum Beispiel für QR-Codes zur Übermittlung von Internetadressen. Print ist schlicht und ergreifend der Kanal in Richtung Digital und digitale Prozesse. Alle anderen Kanäle „versenden“ sich im Kurzzeitgedächtnis (oder haben Sie schon mal versucht, eine Internet-, Facebook- oder Instagram-Adresse aus dem Radio oder TV spontan in Erinnerung zu behalten?), Print aber manifestiert Information – und das dauerhaft.
2. Kein Produkt ohne Print!
Solange kein digitales Produkt, also eine Software, eine App oder ein rein digitaler Service angeboten wird, braucht eigentlich jedes Produkt eine Verpackung. Gleichgültig ob Zahnbürste, ein paar Sneakers (die übrigens meistens auch bedruckt sind) oder das neue Handy – ohne Verpackung kommt keines dieser Produkte aus. Digital braucht Print, um aus No-Name-Waren ein „echtes Produkt“ zu machen.
“Erneuerer sind Menschen, die sich mit dem eigenen Tun und mit dem der Umgebung auseinandergesetzt haben. Auch die Druckindustrie braucht diese Leute.” – Bernd Zipper
3. Print ist immer verfügbar
Selbst ohne Strom funktioniert Print, über Anwendergrenzen wie Alter, Wissensstand, Geschlecht etc. hinweg. Wir sind mit der Anwendung von Print von Kindheit an trainiert. Mag sein, dass sich dies in kommenden Generationen ändert, de facto wird dies jedoch noch ein, zwei Generationen dauern. Durch diese Verfügbarkeit wird Print zu einem wichtigen Partner von Online bzw. Digital – als ein stets verfügbares Backup.
4. Print ist wahrhaftig
Print besitzt eine wesentliche Eigenschaft, die digitale Lösungen nicht besitzen: Print kann man anfassen, riechen, tasten und physikalisch benutzen. Haptik ist eine der Eigenschaften, die wir Menschen benötigen, um einen „Wert“ abzubilden. Die Ausführung eines Buches, die grafische Gestaltung einer Verpackung oder eines Printproduktes erzeugen echte Wertigkeit. Print ist die Manifestation von Wissen im digitalen Zeitalter – denn was gedruckt ist, ist! Nicht umsonst werden Bücher geschrieben und verkaufen sich prächtig, selbst wenn es das gleiche Buch als Hörbuch oder als E-Book gibt.
5. Print ist allgegenwärtig
Druck ist nicht auf Papier beschränkt, selbst wenn man dies zuerst assoziiert. Man mag nur an all die Produkte im Bereich Mass Customization denken. Vom Kugelschreiber, über Bekleidung bis hin zu Gegenständen des Alltags, viele Produkte werden durch textliche Initialisierung zum eigenen, persönlichen Produkt. Da kommt eine individuelle Webseite kaum mit. Die Druckindustrie ist in der Lage, den gesellschaftlichen Trend zur Individualisierung konstruktiv zu begleiten.
