Trends: Wenn der neue Service-Mitarbeiter ChatGPT heißt…

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Egal, auf welches Nachrichtenportal man schaut: ChatGPT und die dahinterstehende Künstliche Intelligenz sind gerade DAS Thema der Stunde. Auch andere KI-Tools, wie DALL-E, Whisper oder Midjourney spült der Hype gerade in den Fokus der Aufmerksamkeit. Höchste Zeit also, darüber nachzudenken, inwiefern diese Technologie das Zeug dazu hat, auch Onlinedruckereien in ihrem täglichen Geschäft zu unterstützen.

Achtung, Spoiler: Nur weil es fancy und einfach aussieht, ist Künstliche Intelligenz – und allen voran ChatGPT – längst nicht so einfach und ohne Aufwand zu implementieren. Denn nach der anfänglichen Begeisterung über die neuen Möglichkeiten, muss man sich früher oder später auch mit Themen wie Glaubwürdigkeit, Datenschutz oder Kennzeichnung auseinandersetzen.

OpenAI: „Supergroup“ der Tech-Branche

Doch von vorn, denn zuerst einmal gilt es zu verstehen, was ChatGPT eigentlich ist und wer dahinter steht. Entwickelt wurde der Chatbot von OpenAI, einem US-amerikanischen Start-up, das im Dezember 2015 quasi von einer „Supergroup“ der Tech-Branche gegründet wurde: Elon Musk zählte genauso zu den Gründern wie Sam Altman, Greg Brockman und LinkedIn-Mitbegründer Reid Hoffmann. An Bord waren außerdem bekannte Forscher wie Ilya Sutskever, Wojciech Zaremba oder John Schulman. Zusammen mit einer Reihe von Geldgebern – unter anderem Amazon Web Services und dem deutschen Großinvestor Peter Thiel – machte sich das Start-up zum Ziel, eines der führenden Forschungsinstitute im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu werden und mit den Forschungsergebnissen der Allgemeinheit zu dienen, ohne von finanziellen Dingen beeinflusst zu werden. So zumindest steht es in der ersten offiziellen Mitteilung des Start-ups.

Das Forschungsinstitut war ursprünglich eine Non-Profit-Institution, gründete später aber eine Limited Partnership mit gedeckelten Profiten für die Investoren – war damit also nicht mehr zu 100 % non-profit. Inzwischen ist dem Ganzen eine Non-Profit-Stiftung übergeordnet, um die ursprünglichen formulierten Werte und Ziele einzuhalten und durch die Geschäftsform Limited Partnership trotzdem Profite in einem gewissen Maß erwirtschaften zu können. Wer mehr darüber wissen will: Der IT-Spezialist Noel Lang hat in einem Youtube-Video die Entwicklung und Meilensteine von OpenAI ausführlich und sehr gut aufbereitet.

Übrigens: Elon Musk ist bereits 2018 bei OpenAI wieder ausgestiegen, um sich verstärkt Tesla und SpaceX zu widmen. Geschadet hat das dem Start-up aber keineswegs. Denn die ersten Produkte und Modelle ließen nicht lange auf sich warten: OpenAI Gym (2016), GPT (2018), GPT-2 (2019), GPT-3 (2020) und die Bilder-KI DALL-E (2021) waren längst gelauncht, als Ende November letzten Jahres ChatGPT öffentlich zugänglich gemacht wurde und einen riesen Hype auslöste.

Mit der jüngsten Ankündigung von Microsoft, eine weitere „multi-milliarden-große“ Summe in OpenAI zu investieren – einige Nachrichtenportale wie der Spiegel berichten von einer Größenordnung von 10 Milliarden US-Dollar –, dürfte die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz noch einmal Fahrt aufnehmen. Nicht zuletzt, weil Microsoft die Modelle von OpenAI künftig auch in den Endkunden- und Unternehmenskundenprodukten integrieren will. Und auch die Infrastruktur des Azure-Cloud-Dienstes sollen weiter ausgebaut werden. Das ist nachvollziehbar, immerhin ist Azure bereits jetzt der exklusive Cloud-Dienst, auf dem OpenAI entwickelt.

Darüber hinaus sind erst vor wenigen Tagen die ersten Informationen dazu bekannt geworden, welche Preise für die Nutzung der KI vermutlich künftig aufgerufen werden. Denn ChatGPT wird nicht wie noch in den ersten Wochen dauerhaft und für alle Nutzer kostenlos bleiben – dazu ist der Betrieb dann offensichtlich doch einfach viel zu kostenintensiv.

Was genau steckt hinter ChatGPT und wie funktioniert es?

ChatGPT steht für „Conversational Generative Pre-training Transformer“ und ist ein natürliches Sprachverarbeitungs-Modell, das von OpenAI entwickelt wurde, wie uns die Künstliche Intelligenz in einem Selbstversuch genau in dieser Formulierung erklärte.

Es setzt auf der GPT-Technologie auf, die wir bereits vor zwei Jahren hier auf beyond-print.de erklärt haben (aktuell in der Version 3.5) und ist, Achtung, O-Ton ChatGPT: „auf die Verarbeitung von Texten spezialisiert. ChatGPT kann Anwendungen wie Textgenerierung, Übersetzung, automatische Zusammenfassung, und viele andere mehr ausführen. Es kann auch in Chatbots und virtuellen Assistenten eingesetzt werden, um natürliche und ansprechende Interaktionen mit Benutzern zu ermöglichen.“

Heißt einfacher ausgedrückt: ChatGPT ist in der Lage, den Inhalt textlich übermittelter Fragen, Kommentare und Befehle zu erfassen und auf Basis einer riesigen Datenmenge die (hoffentlich) korrekten Antworten zu geben – und zwar in einer natürlich formulierten Sprache. Selbst Aufzählungen, Geschichten, Gedichte (wobei das mit dem Reimen in der deutschen Sprache noch nicht so gut funktioniert) oder sogar Programmiercodes kann die Künstliche Intelligenz von ChatGPT ausgeben oder erklären, und das sogar ohne, dass man die Formulierungen auf den ersten Blick als computergeneriert erkennen würde.

Und ja, es funktioniert. Gut sogar – zumindest, wenn man es aufgrund der massiven Überlastung der Server bis zur Eingabemaske geschafft hat. Der Fortschritt gegenüber unseren ersten Tests von GPT-3 vor über zwei Jahren ist enorm – vermutlich ist der Hype gerade auch deswegen so groß, weil die Ergebnisse sich wirklich sehen lassen können. Sogar in der deutschen Sprache, obwohl die Entwicklung ihren Ursprung natürlich im Englischen hat.

ChatGPT ist ein Fan vom geschriebenen Wort

Trainiert wird die KI dabei durch zuvor bereitgestellte Daten, vornehmlich in Textform. Oder wie sie selbst antwortet: „Die Informationen, auf die ChatGPT zurückgreift, stammen aus einer Vielzahl von Quellen, einschließlich Online-Texten, Büchern, Artikeln und anderen Dokumenten. Das Modell wird vorab mit diesen Daten trainiert, um es in die Lage zu [versetzen], natürliche Sprache zu verstehen und zu generieren.“ Und weiter: „ChatGPT verarbeitet hauptsächlich Textdateien, um seine Datenbasis aufzubauen. Diese Dateien können in verschiedenen Formaten vorliegen, wie z. B. .txt, .csv, .json oder .xml. Einige dieser Dateien enthalten möglicherweise auch strukturierte Daten wie Tabellen oder Listen. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass ChatGPT ein natürliches Sprachverarbeitungsmodell ist, daher sollten die Daten, die trainiert werden, hauptsächlich aus Texten bestehen, um eine gute Leistung zu erzielen.“ ChatGPT liest also gerne.

Eine Rolle im Aufbau der Datenbasis spielt darüber hinaus auch das sogenannte Reinforcement Learning by Human Feedback, also das bestärkende Lernen mit Rückmeldung vom Menschen, wie heise jüngst in einem Artikel die Lernfähigkeit von ChatGPT anschaulich erklärt hat.

Kann der Chatbot also auch für Onlinedruckereien nützlich sein?

Zuerst einmal: Es ist tatsächlich erstaunlich, was die KI ausspuckt – und es macht Spaß, damit herumzuspielen. Selbst die Frage nach den wichtigsten Trends im Onlineprint bleibt nicht unbeantwortet. Hier zählt ChatGPT neben Web-to-Print-Anwendungen und Nachhaltigkeit vor allem eins auf: den personalisierten Druck – ganz klar, der Chatbot hat die Artikel von Beyond Print aufmerksam gelesen. Aber Spaß beiseite. ChatGPT kann ein mächtiges Werkzeug sein, und damit meinen wir nicht nur als Frage-Antwort-Spiel für den Zeitvertreib.

Denn ChatGPT, so kann man es sich zumindest vorstellen, lässt sich auch im professionellen Umfeld einsetzen. Etwa als Unterstützung in der On-Site-Beratung im Onlineshop, wo Chatbots ja bereits heute im Einsatz sind. Aber auch im Kundenservice, im Marketing, wenn es um die Erstellung von Posting-Texten geht, oder für den Aufbau von Produktseiten und hier vor allem für das Formulieren von Beschreibungstexten. Gerade in diesen Bereichen lassen sich manuell zeitaufwendige Aufgaben durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz optimieren.

Mit dem Fortschritt, den das Sprachenmodell seit seiner letzten Version gemacht hat, sind Einsatzzwecke wie diese längst nicht mehr abwegig und sehr wohl vorstellbar. Integrieren lässt sich ChatGPT per API – doch wer glaubt, dass es danach ebenso trivial weitergeht, der irrt.

Denn ChatGPT muss, wie jeder neue „Mitarbeiter“ auch, eingelernt werden, also mit den für den Einsatzzweck relevanten Informationen und daraus resultierenden möglichen Fragen gespeist werden. Und nicht nur das, die KI muss zudem konstant kontrolliert werden – und das am besten vom Menschen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Wir wollten wissen, wie ChatGPT sicherstellt, dass die Datenbasis und folglich die daraus resultierenden Antworten korrekt sind, und haben die KI einfach selbst danach gefragt. Interessant war das Ergebnis: „Um sicherzustellen, dass die von ChatGPT generierten Antworten korrekt sind, wird das Modell regelmäßig von Menschen überwacht und geprüft. Es gibt auch verschiedene Maßnahmen, die von OpenAI und anderen Entwicklern ergriffen werden können, um sicherzustellen, dass das Modell nicht missbraucht wird, um Falschinformationen zu verbreiten.

Es gibt auch Techniken wie Fact-Checking und Verifizierung, die verwendet werden können, um sicherzustellen, dass die von ChatGPT generierten Antworten korrekt sind. Dazu gehört auch die Verwendung von mehreren Quellen, um die Richtigkeit der Informationen zu überprüfen und die Verwendung von Tools zur Überprüfung der Glaubwürdigkeit von Websites und Quellen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Verantwortung für die Überprüfung und Validierung der von ChatGPT generierten Informationen beim Endbenutzer liegt, da KI-Modelle, wie ChatGPT, nur eine Unterstützung und Hilfe bei der Entscheidungsfindung sein können und nicht als endgültige Quelle der Wahrheit betrachtet werden sollten.“ Interessant ist vor allem der letzte Punkt: Denn die Verantwortung und Haftung für die Richtigkeit der Aussagen wird wohl am Ende derjenige tragen, der die KI für seine Zwecke einsetzt.

„Begleiterscheinungen“, mit denen man sich auseinandersetzen muss

Außerdem: Je besser die KI-gestützte Textgenerierung wird, desto mehr rücken auch andere Themen und Fragestellungen in den Mittelpunkt. Etwa die Frage nach dem Datenschutz (wo werden die Informationen gespeichert?), nach der Richtigkeit bzw. Manipulierbarkeit der Datenbasis oder nach einer Kennzeichnungspflicht derart erstellter Texte.

Kein Wunder, dass in manchen Berufsgruppen bereits die Angst umgeht, in ein paar Jahren durch Technologien wie ChatGPT ersetzt zu werden. Oder dass zum Beispiel für Hausaufgaben oder Referate das letzte Stündchen geschlagen hat, da niemand mehr sicher sagen können wird, ob die Inhalte nicht einfach von ChatGPT zusammengestellt worden sind – was auch Journalisten Sorgen über ihre Zukunft bereiten dürfte. Übrigens scheint es hier bereits erste Apps zu geben, die prüfen können, ob ein Text von einer KI oder einem Menschen geschrieben wurde, wie das Beispiel des 22-jährigen US-Amerikaners Edward Tian zeigt.

Aber selbst globale Marktführer könnten durch KI-Modelle angegriffen werden. Stimmen, die eine Erschütterung der Marktmacht von Google kommen sehen, gibt es zumindest bereits.

Our Take: Sicher ist: Es werden rechtliche Rahmenbedingungen definiert und auch moralische Normen für derartige Anwendungen geben müssen, um Missbrauch und Falschinformationen zu verhindern. Ist das geregelt, werden KI-gestützte Anwendungen aber früher oder später ihren Weg in die verschiedensten Branchen finden. Und ja, damit meinen wir auch Onlinedruckereien. Wir sind sehr gespannt, wie die Entwicklung weitergehen wird – und bleiben auf jeden Fall dran!
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Egal, auf welches Nachrichtenportal man schaut: ChatGPT und die dahinterstehende Künstliche Intelligenz sind gerade DAS Thema der Stunde. Auch andere KI-Tools, wie DALL-E, Whisper oder Midjourney spült der Hype gerade in den Fokus der Aufmerksamkeit. Höchste Zeit also, darüber nachzudenken, inwiefern diese Technologie das Zeug dazu hat, auch Onlinedruckereien in ihrem täglichen Geschäft zu unterstützen.
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Beyond-Print.de

Bernd Zipper is Founder and CEO of zipcon consulting GmbH, one of the leading consulting companies for the print and media industry in Central Europe. The technology and strategy consultant and his team actively support practical implementation in a wide variety of customer projects. His work involves developing visions, concepts and strategies for the players active in the print production process across a wide range of industries. His areas of expertise include online print, mass customization, strategy and technological assessment for print, and the development of new strategies in the print and media environment. Bernd Zipper is the creator and chairman of Initiative Online Print e.V. and, in addition to his consulting activities, is an author, lecturer and sought-after speaker, orator and moderator. His visionary lectures are regarded worldwide as trend-setting management recommendations for the print and media industry. (Profiles also in Xing, LinkedIn). Judith Grajewski worked for Deutscher Drucker for 14 years and, as an editor, reported primarily on the growth market of digital printing, helped to build up the print.de portal and the social media channels as the online editor, and dealt with content management and marketing strategies as a “transaction editor”. After a brief interlude as editor-in-chief of the Sign&Print advertising technology and LFP trade portal, the graduate engineer in media technology (FH) remains true to her passion for print and now devotes herself to advising and supporting projects for print companies on their way to a digitalised future. In addition, as an editor for Beyond Print, she regularly provides insight into relevant e-business print topics. (Profiles also at Xing, LinkedIn)

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