Tweets in der Library of Congress

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Die US Library of Congress, mit der British Library eine der zwei größten Bibliotheken der Welt, will alle öffentlichen Beiträge seit Beginn des Microblogging-Services im Jahr 2006 in ihr Archiv aufnehmen. Nach Bekanntgabe dieser Entscheidung im LoC-Blog erklärte Twitter im eigenen Blog, seine Tweets an die Library zu stiften.

Fotograf: Daniel Kempken | Quelle: Pixelio

Dabei geht die bisherige Anzahl der Tweets inzwischen in die Milliardenhöhe, pro Tag werden aktuell über 55 Millionen Kurznachrichten von 105 Millionen registrierter User versendet. Darunter befindet sich auch das Gezwitscher vom frischgewählten Präsidenten Obama, 140-Zeichen-Updates von Britney Spears und Paris Hilton oder der umfangreiche Meinungsaustausch zu den iranischen Wahlen. Sechs Monate nach Erscheinen werden sie von nun an für jedermann recherchierbar sein.

Google schließt sich an und archiviert ebenfalls fleißig. Unter dem Namen Replay können aktuell die Tweets der letzten zwei Monate abgerufen werden, später sollen die Beiträge der ersten Jahre ebenfalls folgen.

Die Library of Congress besitzt bereits heute über 167 Terrabyte an Internetdaten, darunter juristische Blogs und Websites von Congress-Abgeordneten. Im Library-Blog lässt sich unter dem Titel „How Tweet it is“ die Ankündigung des Vorhabens lesen. Autor Matt Raymond kommentiert: „It boggles my mind to think what we might be able to learn about ourselves and the world around us from this wealth of data.” [zu Deutsch in etwa: Es haut mich um, wenn ich darüber nachdenke, was wir über uns selbst und die Welt um uns herum durch diese Menge an Daten lernen könnten.]

Die Kommentare, die die Leser der Newsseite Cnet unter dem entsprechenden Beitrag hinterließen, waren weniger begeistert. Sporlo kommentiert die Aussage von Raymond zynisch: „Yeah, wir werden einmal mehr belegen, dass es eine Menge Idioten gibt und wir wahrscheinlich immer dümmer werden.“ Ähnlich sieht User EvanSei die Sache, er bemerkt selbstkritisch „Hmmm… Meine Tweets in der Library of Congress… was für eine Platzverschwendung. […]“

Und gerade angesichts aktueller Diskussionen über Facebook und Co. mag Nutzer Ebraheem vielen aus dem Herzen sprechen, wenn er schreibt: „Ich bin überrascht, dass noch niemand kommentiert hat, wie die US-Regierung uns alle ausspioniert. Ich vermute, ich bin einfach früh dran.“

So manch einer wird wohl nicht sehr glücklich sein, wenn er begreift, dass 140 Zeichen vor Monaten gezwitscherter Peinlichkeit nun im Nachhinein doch wieder aufgerufen werden können.

(Imke Hans | Quellen: Golem, Cnet, Library of Congress, Twitter-Blog, BBC)

Gründer und CEO von zipcon consulting GmbH, einem der führenden Beratungsunternehmen für die Druck- und Medienindustrie in Mitteleuropa. In den unterschiedlichsten Kundenprojekten begleiten der Technologie- und Strategieberater und sein Team aktiv die praktische Umsetzung. Er entwickelt Visionen, Konzepte und Strategien für die im Printerstellungsprozess beteiligten Akteure der unterschiedlichsten Branchen. Seine Fachgebiete sind u.a. Online-Print, Mass Customization, Strategie- und Technologie Assessment für Print, sowie die Entwicklung neuer Strategien im Print- und Mediaumfeld. Bernd Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie. (Profile auch bei Xing, LinkedIn).

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