Eine gerade veröffentlichte Studie sagt mir, was ich ohnehin schon „gefühlt“ habe. Onlinewerbung wird von einer deutlichen Mehrheit der Nutzer ignoriert, und das sogar in den USA. Erst mit weitem Abstand tauchen andere Medien auf der Anzeigen-Übersehen-Skala auf und am wenigsten tritt die Werbemissachtung in einem Druckprodukt auf. Hätte ich so eine Studie publiziert, würde man mir als Menschen mit nachgewiesener Print-Affinität eine Voreingenommenheit attestieren. Aber diese Studie wurde von einer Web-Firma in Auftrag gegeben.

Laut der Studie von Harris Interactive unter 2000 US-Amerikanern ab 18 Jahre ignorieren über 82% Prozent Onlinewerbung allgemein. Mit deutlichem Abstand folgen Fernsehen (37%) und Radio (36%). Am wenigsten Nicht-Kenntnisnahme findet im Druckmedium Zeitung statt, dort schaffen es nur 35% der Leser, Anzeigen zu übersehen. Ähnliches dürfte sicher auch für Magazine und andere werbegeeignete Druckmedien gelten.
Nun kann man eine lange Litanei starten, die diese Zahlen wieder relativiert, so sind etwa die möglichen Werbeformen online vielfältiger als in den anderen Medien. Und wenn es dann von Online-Werbeformen nur so wimmelt (Banner Ads, Social Media Anzeigenformen, Promotion Ads, In-Video-Ads, Suchmaschinen-Werbeanzeigen,…), wird schon etwas hängen bleiben.
Die Werbetreibenden wissen vielleicht besser als sie kommunizieren, welches Medium eine hohe Anzeigenwahrnehmung bietet.
– Bernd Zipper
Die auftraggebende Firma Goo Technologies weiß die Studienergebnisse natürlich für sich umzumünzen. Wenn denn die Online-Anzeigen lustiger (40%), unterhaltsamer (32%) oder mit atemberaubenden Grafiken versehen (19%) seien, dann würden sie die Werbung nicht so leicht übersehen, meinen die Befragten der Umfrage. Und: Je jünger, umso unterhaltsamer soll es sein. Advertainment halt. Und da will sich Goo Technologies mit seinen Browsergame-Techniken positionieren.
Zurück zu Print: Sollten Drucker jetzt noch großformatiger drucken – beispielsweise bei Zeitungen das Nordische Format zur Pflicht machen, damit Anzeigen noch weniger übersehen werden? Nein, aber ich finde, man kann den Werbetreibenden schon mit etwas mehr Gelassenheit entgegentreten. Ich „fühle“ nämlich, dass sie um die Wahrnehmung ihrer Anzeigen längst besser wissen als sie kommunizieren.
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